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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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organisierten Wohltätigkeitsveranstaltungen teil und legte großen Wert darauf, die Vornamen ihrer Diener zu kennen – beziehungsweise jener Bediensteten, die auf Sauberkeit achteten. Darüber hinaus war sie freundlich zu Tieren und selbst zu Kindern, wenn sie sich regelmäßig wuschen und nicht zuviel Lärm machten. Eigentlich verdiente sie nicht das Schicksal, das Mutter Natur an diesem Abend in diesem Raum für jede Frau vorsah, die ähnliche Maße hatte wie Oma Wetterwachs.
    Jemand schob sich an ihre Seite.
    »Entschuldige bitte.«
    Lady Volentia D’Arrangement erblickte eine kleine, abscheuliche Frau, die zweifellos aus der untersten aller unteren Klassen stammte und einschmeichelnd lächelte.
    »Was willst du, Weib?« fragte sie.
    »Bitte um Verzeihung«, sagte Nanny Ogg. »Meine Freundin dort drüben möchte mit dir reden.«
    Lady Volentia wandte sich um und sah …
    … in eisige, blauäugige und hypnotische Vergessenheit.
     
    »Was ist das für ein Ding?«
    »Man nennt es Turnüre.« »Ist verdammt unbequem. Ich habe dauernd das Gefühl, daß jemand ganz dicht hinter mir steht.«
    »Wie dem auch sei, in dem weißen Kleid siehst du gut aus.«
    »Nein. Nur Schwarz eignet sich für eine Hexe. Und unter der Perücke schwitze ich. Wem kann daran gelegen sein, einen dreißig Zentimeter hohen Haarberg mit sich herumzuschleppen?«
    Oma setzte die Maske auf. Sie war einem Adler nachempfunden und mit weißen Federn sowie Pailletten geschmückt.
    Nanny griff unter ihren Reifrock, brachte dort irgend etwas Geheimnisvolles in Ordnung und richtete sich auf.
    »Meine Güte, wir sehen wirklich beeindruckend aus!« begeisterte sie sich. »Die Federn im Haar geben dir das gewisse Etwas.«
    »Ich bin nicht eitel«, sagte Oma Wetterwachs.
    »Da hast du vollkommen recht, Esme«, bestätigte Nanny Ogg.
    Oma versuchte es mit einigen zaghaften Tanzschritten.
    »Bist du soweit, Lady Ogg?« fragte sie.
    »Ja. Zum Ballsaal, Lady Wetterwachs.«
     
    Auf der Tanzfläche herrschte dichtes Gedränge. Alle Säulen waren geschmückt, es dominierten Schwarz und Silbergrau – die Farben von Samedi Nuit Morte. Auf einem Balkon spielte ein Orchester. Tänzer wirbelten um die eigene Achse. Der Trubel und das Durcheinander waren geradezu unvorstellbar.
    Ein Kellner mit einem Tablett voller Gläser verwandelte sich plötzlich in einen Kellner ohne Tablett. Er sah nach rechts und links, senkte den Blick und bemerkte einen kleinen Fuchs mit großer weißer Perücke.
    »Hopp-hopp, besorg uns Nachschub«, sagte Nanny Ogg freundlich. »Siehst du sie, Euer Ladyschaft?«
    »Hier treiben sich zu viele Leute herum.«
    »Ist der Herzog in der Nähe?«
    »Woher soll ich das wissen? Alle tragen Masken!«
    »He, gibt’s dort drüben was zu essen?«
    Viele weniger tanzfreudige oder hungrigere Repräsentanten des gennuanischen Adels standen am langen Büfett. Sie bekamen plötzlich spitze Ellenbogen zu spüren und hörten in Brusthöhe monotone Bemerkungen wie »Achtung aufgepaßt«, »Wenn du zur Seite treten könntest …« und »Ich brauche nur ein wenig Platz«.
    Nanny bahnte sich einen Weg zum Tisch und schuf dort eine Lücke für Oma Wetterwachs.
    »Potzblitz!« staunte Nanny. »Das nenne ich eine gute Auswahl. Allerdings scheint das Geflügel in dieser Gegend ziemlich klein zu sein.« Sie griff nach einem Teller.
    »Das sind keine Hühner, sondern Wachteln.«
    »Ich genehmige mir drei davon. He, du da!«
    Ein Bediensteter sah sie an.
    »Habt ihr hier auch eingelegtes Gemüse?«
    »Ich fürchte nein, Lady.«
    Nanny Ogg blickte über den Tisch voller Köstlichkeiten: gebackene Schwäne; ein gebratener Pfau, der vermutlich selbst dann nicht erfreut gewesen wäre, wenn er gewußt hätte, daß er nachher seine Schwanzfedern wieder zurückbekam; sowie mehr Obst, Hummer, Nüsse, Kuchen, Sahnetorten und Desserts, als sich der ausgehungertste Einsiedler vorstellen konnte.
    »Wie wär’s mit Bratensoße?« erkundigte sich Nanny.
    »Bedauere sehr, Lady.«
    »Und Tomatenketchup?«
    »Nein, Lady.«
    »Und das soll ein Gurmeh-Paradies sein«, brummte Nanny, als die Kapelle zum nächsten Tanz aufspielte. Sie stieß eine hochgewachsene Gestalt an, die einen Hummer probierte. »Toller Ball, nicht wahr?«
    JA.
    »Du trägst eine gute Maske.«
    DANKE FÜR DAS KOMPLIMENT.
    Oma Wetterwachs legte Nanny die Hand auf die Schulter und drehte sie herum.
    »Da ist Magrat!«
    »Wo? Wo?«
    »Da drüben. Sitzt bei den Topfpflanzen.«
    »Oh, ja«, erwiderte Nanny. »Auf dem

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