Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
die Brauen. »Für wie alt hältst du mich?«
    Casanunda überlegte. »Auch Alter spielt keine Rolle.«
    Nanny seufzte und bückte sich nach der Hand des Zwergs. »Komm.«
    Lady Volentia D’Arrangement wankte durch den Flur – eine einsame, verlorene und dürre Gestalt, die ein kompliziertes Korsett sowie fußlange Unterwäsche trug.
    Sie wußte nicht genau, was geschehen war. Eher undeutlich erinnerte sie sich an eine schreckliche Frau, dann an ein Gefühl unbeschreiblichen Glücks. Kurze Zeit später fand sie sich auf dem Boden wieder, und zwar ohne ihr Kleid. Lady Volentia hatte während ihres unerfüllten Lebens genug Bälle besucht und wußte, daß man immer wieder mal ohne Kleid in fremden Zimmern erwachte, aber meistens passierte das später am Abend, und man ahnte, wie es dazu gekommen war …
    Mühsam setzte sie einen Fuß vor den anderen und stützte sich dabei an der Wand ab. Irgend jemand hatte einen ordentlichen Denkzettel verdient.
    Ein Mann trat hinter der nächsten Korridorecke hervor und schlenderte näher. Mit der einen Hand warf er einen Truthahnschenkel in die Luft, und mit der anderen fing er ihn wieder auf.
    »Hallo!« brachte Lady Volentia hervor. »Bitte sei so nett und …«
    Sie riß die Augen auf, als sie die schwarze Lederkleidung sah, die Augenklappe, das Grinsen eines Korsars.
    »Miaauu ooooh !«
    »Meine Güte!«
     
    Oma Wetterwachs glaubte felsenfest, daß Tanzen keine besonderen Probleme machen würde. Immerhin ging es nur darum, sich im Takt der Musik zu bewegen.
    Es half natürlich, das Denken und Fühlen des Partners zu erfassen. Tanzen wird rein instinktiv, wenn man nicht länger das Bedürfnis verspürt, auf den Boden zu blicken, um zu sehen, was die eigenen Füße tun. Und Hexen bilden einen natürlichen Resonanzkörper für Instinkte. Es gab ein leichtes Ringen, als der Oberst zu führen versuchte, doch er gab schon bald auf, was nicht nur an Omas strikter Weigerung lag, irgendwelche Kompromisse einzugehen, sondern auch und vor allem an ihren Stiefeln.
    Lady D’Arrangements Schuhe paßten ihr nicht. Außerdem war Oma Wetterwachs viel zu sehr an ihre Stiefel gewöhnt. Sie hatten die Festigkeit von Eisen und extra verstärkte, rammbockartige Zehenkappen. Beim Tanzen bewegten sie sich stets, wohin sie wollten.
    Oma steuerte ihren hilflosen und inzwischen leicht verletzten Partner in Richtung Nanny Ogg, die um sich bereits einen Freiraum geschaffen hatte. Was Esme Wetterwachs mit eisenbeschlagenen Stiefeln erreichte, schaffte Nanny allein mit ihrem Busen.
    Sie hatte einen ziemlich großen und erfahrenen Busen, der zudem keinen Zwängen unterlag. Wenn Nanny nach einem Sprung auf die Tanzfläche zurückfiel, neigte sich ihre Brust nach oben. Wenn sie sich nach rechts wandte, schwang ihr Vorbau nach links. Darüber hinaus bewegten sich Nannys Füße in ausgesprochen komplizierten Mustern, die in keinem ersichtlichen Zusammenhang mit der Musik standen. Während ihr Körper dem Takt eines Walzers folgte, vollführten die Füße eine Art Steptanz – so daß dem Partner gar keine andere Wahl blieb, als einen gewissen Abstand zu wahren. Andere Paare in der Nähe beobachteten Nanny fasziniert und warteten darauf, daß sie irgendwann aus dem Rhythmus geriet – daraus konnten sich überaus interessante Konsequenzen ergeben.
    Oma Wetterwachs und ihr hilfloser Partner rauschten vorbei.
    »Hör auf, so anzugeben«, zischte Esme ihrer Kollegin zu und verschwand wieder in der Menge.
    »Eine Freundin von dir, Verehrteste?« fragte Casanunda.
    »Ja, das war …«, begann Nanny.
    Fanfaren erklangen.
    »Ich fürchte, da schleicht sich der eine oder andere falsche Ton in die Melodie«, kommentierte Nanny Ogg.
    »Es bedeutet, daß der Herzog eingetroffen ist«, erklärte Casanunda.
    Die Musiker ließen ihre Instrumente sinken. Alle Paare wandten sich synchron der Treppe zu. Zwei Gestalten stolzierten würdevoll die Stufen herab.
    Meine Güte, er sieht wirklich eindrucksvoll aus, dachte Nanny. Was beweist, daß Esme recht hat. Sein wahres Erscheinungsbild läßt sich tatsächlich nicht ohne weiteres feststellen.
    Und die Begleiterin des Herzogs …… Lily Wetterwachs. Sie trug keine Maske. Einige Falten mehr oder weniger … Donnerwetter! Sie ist Esme fast wie aus
    dem Gesicht geschnitten!
    Fast …
    Nanny drehte den Kopf und suchte in der Menge nach einer Adlermaske. Alle Anwesenden sahen zur Treppe, ein Blick war wie eine Lanze aus Stahl.
    Lily Wetterwachs trug ein weißes Gewand. Bisher hatte

Weitere Kostenlose Bücher