Total verhext
gekleideten und mit nadelspitzen Zähnen ausgestatteten Irren anzutreten. »Ich nehme an, du bist ein Freund des Herzogs, wie?«
»Miauh.«
»Kein Problem, kein Problem. Aber, äh, leider hast du deine Maske vergessen.«
»Miaaauuh?«
Der Diener zeigte mit wachsender Verzweiflung zum Tisch, auf dem Dutzende von Masken lagen.
»Der Herzog verlangt von allen Gästen, daß sie verkleidet sind«, erklärte er. »Äh. Vielleicht findest du dort etwas, das dir gefällt.«
Es passiert immer wieder, dachte der Diener. In großen, goldenen und verschnörkelten Buchstaben stand MASKENBALL auf der Einladungskarte, aber es gab immer einige Idioten, die nicht begriffen, was damit gemeint war. Dieser Bursche hatte wahrscheinlich Städte geplündert, anstatt zur Schule zu gehen und lesen zu lernen.
Der Pirat betrachtete die Masken. Die früher eingetroffenen Gäste hatten sich längst alle guten Exemplare geschnappt, aber das schien dem Mann keinen Kummer zu bereiten.
Er streckte die Hand aus.
»Will die da«, sagte er.
»Äh, eine gute Wahl, Lord. Wenn ich dir helfen darf …«
»Miaurrrh!«
Der Diener wich zurück und hielt sich den eigenen Arm.
Der Mann bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick, setzte dann die Maske auf und sah in den Spiegel.
Seltsam, dachte der Diener. Normalerweise halten Männer nichts von solchen Masken. Sie wählen Totenschädel, Vögel, Stiere und dergleichen. Keine Katzen.
Was aber noch seltsamer war … Auf dem Tisch hatte das Ding wie eine ganz normale Maske ausgesehen, einer rötlichbraunen Katze nachempfunden. Als der Mann sie nun trug … Nun, es blieb eine Maske, ein Katzenkopf, aber er wirkte plötzlich sehr lebhaft, irgendwie gefährlich und gemein.
»Ssso wollte ich schon immer aussehen«, sagte der Mann.
»Die Maske steht dir gut, Herr«, erwiderte der Diener.
Der Fremde blickte weiter in den Spiegel und drehte den Kopf von einer Seite zur anderen. Ganz offensichtlich fand er großen Gefallen an seinem Anblick.
Greebo miaute leise und glücklich, drehte sich dann um und schlenderte in den Saal. Er wünschte sich etwas zu essen, einen Kampf und anschließend … Nun, mal sehen.
Für Wölfe, Schweine und Bären kommt es einer Tragödie gleich, wenn sie sich für Menschen halten. Für Katzen ist so etwas eine interessante Erfahrung.
Außerdem machte die neue Gestalt viel mehr Spaß. Schon seit mehr als zehn Minuten hatte niemand einen alten Stiefel nach Greebo geworfen.
Die beiden Hexen sahen sich im Zimmer um. »Komisch«, sagte Nanny Ogg. »In einem königlichen Schlafzimmer hätte ich eigentlich etwas anderes erwartet.«
»Dies ist ein königliches Schlafzimmer?«
»Ein Kronenbild schmückt die Tür.«
»Oh.«
Oma Wetterwachs sah sich um und versuchte, einen umfassenden Eindruck zu gewinnen.
»Was weißt du von königlichen Gemächern?« fragte sie und sprach eigentlich nur, damit die Stille nicht zu lange dauerte. »Du bist noch nie zuvor in einem solchen Zimmer gewesen.«
»Vielleicht doch.«
»Nein!«
»Erinnerst du dich an die Krönung des jungen Verence?« fragte Nanny. »Man lud uns alle zum Palast ein. Und als ich … als ich mir die Nase pudern mußte, sah ich eine offene Tür. Tja, da bin ich hineingegangen und habe das Bett ausprobiert.«
»Das ist Hochverrat«, sagte Oma streng. »Dafür könntest du im Kerker landen.« Und nach kurzem Zögern: »Wie hat sich’s angefühlt?«
»Oh, es war sehr bequem, das Bett. Magrat ahnt nicht, was sie versäumt. Und außerdem hatte jenes königliche Schlafzimmer weitaus mehr Stil als dieses«, fügte Nanny Ogg hinzu.
Alles wirkte mehr oder weniger grün. Grüne Wände, grüner Boden. Ein Kleiderschrank gehörte ebenso zur Einrichtung wie ein Nachtschränkchen. Ein grüner Läufer lag auf dem Boden. Das Licht wurde durch ein Fenster aus grünem Glas gedämpft.
»Wie am Grund eines Teichs«, sagte Oma und schlug um sich. »Außerdem gibt’s hier Fliegen!« Sie zögerte und überlegte. »Hmm …«
»Ein Teich für den Herzog«, murmelte Nanny.
Es gab tatsächlich Fliegen im königlichen Gemach, und sogar ziemlich viele. Sie summten am Fenster, flogen im ziellosen Zickzack unter der Decke.
»Ein Teich für den Herzog«, wiederholte Nanny. Sie glaubte, daß Oma nicht verstanden hatte. »Damit meine ich …«
»Ich weiß, was du meinst«, sagte Esme und schlug nach einer dicken Schmeißfliege.
»In einem königlichen Schlafzimmer sollte es eigentlich keine Fliegen geben«, meinte Nanny.
»Statt dessen
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