Total verschossen
Kratzer an den Armen des Killers hinterlassen.«
»Haben Sie das Gesicht des Opfers oder des Killers gesehen?«, wollte Max zu Jamies Überraschung wissen.
»Glauben Sie mir, ich hab‘s versucht.«
»Das alles scheint mir ein bisschen weit hergeholt«, überlegte Jamie, die auf einmal nicht mehr wusste, was sie von Destiny und ihren Vorhersagen halten sollte.
»Es stimmt«, versicherte Destiny.
Max schwieg mit nachdenklicher Miene.
Jamie wollte Destiny am liebsten wegschicken, aber sie schien zu aufgelöst zu sein, um fahren zu können. »Destiny, jetzt kommen Sie erst mal mit rein«, sagte sie daher. »Sie sehen gar nicht gut aus.«
Max folgte ihnen. Jamie merkte, dass er kein bisschen skeptisch war, als Destiny verkündete, Ronnie wäre direkt hinter ihr.
Jamie wandte sich um und warf Destiny einen misstrauischen Blick zu. »Wenn Sie so sicher sind, dass der Mord stattfinden wird, warum können Sie dann den Killer nicht sehen?«
Destiny blieb stehen und sah sie an. »Ich bin blockiert, verstehen Sie das nicht? Alles ist verschwommen. Ich weiß weder wo noch wann der Mord stattfinden wird – nur dass es passiert.« Sie nieste erneut. »Ist nur eine Frage der Zeit.«
Destinys Zittern ließ erst nach, nachdem Jamie sie auf einen Stuhl gesetzt und ihr eine Tasse frisch gebrühten Kaffee in die Hand gedrückt hatte. »Ich sehe immer diese arme Frau vor mir«, sagte sie. »Wie sie um ihr Leben kämpft.« Wieder musste sie niesen. Jamie zupfte mehrere Papiertaschentücher aus einer Box und reichte sie ihr.
Max lehnte im Türrahmen und hörte zu. Jamie hatte auch ihm eine Tasse Kaffee gegeben, die er mit einem dankbaren Nicken entgegengenommen hatte. Sein Blick war dabei keine Sekunde lang von Destiny gewichen, als versuche er, sich eine Meinung über sie zu bilden. Jamie fragte sich, ob er wohl überlegte, ob Destiny ernst zu nehmen sei, und irgendwie überraschte sie das. Max glaubte doch nicht etwa, was die Frau sagte? Max Holt wäre der letzte Mensch auf der Welt gewesen, von dem sie erwartet hätte, dass er an übersinnliche Phänomene glaubte.
Jamie setzte sich zu Destiny. Die Frau hatte die Augen geschlossen. »Was tun Sie?«, fragte Jamie.
»Ich suche nach einem Gesicht«, erklärte Destiny. »Aber alles, was ich sehe, ist das Opfer, von der Schulter abwärts. Wie sie sich wehrt, um ihr Leben kämpft.
»Hat sie irgendwas Ungewöhnliches an?«, fragte Max. »Ist ein Tattoo zu sehen oder was Ähnliches?«
Jamie schaute rasch auf. Wollte sich Max über sie lustig machen?
»Nein, nichts.« Eine dicke Träne quoll unter Destinys linkem Augenlid hervor. »Es hat keinen Zweck. Es lässt sich nicht erzwingen. Entweder es kommt von selbst oder gar nicht.«
»Aber der Knoblauch«, meinte Jamie. »Sie sagten doch …«
Destiny zuckte die Achseln. »Meine Großmutter hat den immer genommen. Manchmal hat‘s funktioniert, aber nicht immer.«
Jamie versuchte zu überlegen, versuchte offen zu bleiben für das, was sie da hörte. Mit übersinnlichen Phänomenen kannte sie sich nicht aus. Aber eines war sicher: Destiny war überzeugt davon, dass noch ein Mord geschehen würde.
Max stellte seine Kaffeetasse ab. »Jamie, könnte ich mal mit dir reden?«
Jamie sah Destiny an.
»Es geht schon. Ich wäre sowieso gern einen Moment allein.«
Max und Jamie sprachen erst, als sie in Jamies Büro waren und Jamie die Tür geschlossen hatte. »Max, ich weiß, das klingt alles sehr seltsam, aber -«
»Eigentlich nicht.«
Jamie konnte ihre Überraschung nicht verhehlen. »Willst du damit sagen, du glaubst an solche Sachen?«
»Es ist nicht so, dass ich
nicht
dran glaube. Ich glaube, es gibt Dinge auf dieser Welt, die sich nicht erklären lassen. Und ich glaube, dass die Frau irgendwas gesehen hat. Sie ist ja fast hysterisch.
»Sie macht mir Angst, Max. Ich meine, sie taucht in Bademantel und Pantoffeln vor meinem Büro auf und redet was von Visionen und Morden und einem Geist namens Ronnie. Hältst du das nicht für verrückt?«
»Hat sich eine ihrer Vorhersagen schon mal bewahrheitet?«
Jamie erzählte ihm von Destinys Vision von Lamar. »Ich will ihr ja glauben, aber sie läuft mit einem Geist herum, Menschenskind. Ich weiß nicht, ob ich sie ernst nehmen oder das Irrenhaus verständigen soll.«
Max legte eine Hand auf Jamies Schulter. »Hör zu, ich will nicht behaupten, dass ich ihr alles abkaufe, aber ich glaube, es lohnt sich, ihr zuzuhören. Was nicht heißen soll, dass ich Muffin nicht auf diesen Fall
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