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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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immaterielle Substanz traf, die vor ihm zurückwich. Dann wurde er von dem betäubenden Schwall entsetzlichen Gestanks fast erstickt, der alles um ihn herum überflutete, und irgendwo in den Tiefen seiner Seele vernahm er das unerträgliche Echo einer widerwärtigen, formlosen Kakofonie, von der er wusste, dass es der Todesschrei des Monstrums war. Denn jetzt lag es sterbend zu seinen Füßen, und sein Rot verblasste in trägen Wellen, so wie sich eine rote Brandung langsam von einer widerwärtigen Küste zurückzieht. Und während es verblasste, verhallte auch der tonlose Schrei in kosmische Fernen wie in Sphären jenseits menschlicher Begriffe.
    Kane blickte benommen und ungläubig auf die form- und farblose und beinahe unsichtbare Masse zu seinen Füßen und wusste, dass es die Leiche des Ungeheuers war, das ein einziger Schlag mit dem Stab Solomons in die schwarzen Abgründe zurückgetrieben hatte, aus denen es gekommen war. Ja, wahrhaftig, Kane wusste, dass eben dieser Stab in der Hand eines mächtigen Königs und Magiers das Monstrum vor Äonen in jenes geheimnisvolle Gefängnis getrieben hatte, auf dass es dort verweile, bis unwissende Hände es erneut über die Welt kommen ließen.
    Die alten Geschichten waren also wahr, und König Solomon hatte wahrhaftig die Dämonen nach Westen getrieben und sie an fremden Orten eingeschlossen. Weshalb hatte er sie leben lassen? War menschlicher Zauber in jenen fernen Tagen zu schwach gewesen, um mehr zu bewirken, als die Teufel nur zu bezwingen? Kane zuckte staunend die Achseln. Er wusste nichts von Magie, und doch hatte er erschlagen, wo jener andere Solomon nur gefangen gesetzt hatte.
    Und Solomon Kane schauderte, denn er hatte auf Leben geblickt, das nicht Leben war, wie er es kannte, und hatte Tod gebracht und war Zeuge des Todes geworden. Und doch war das ein Tod, nicht wie er ihn kannte. Wieder überkam ihn die Erkenntnis, wie sie ihn in den verstaubten Hallen des Atlantischen Negari überkommen war, in den abscheulichen Hügeln der Toten, in Akaana – die Erkenntnis, dass das menschliche Leben nur eine von Myriaden Formen des Daseins war, dass es Welten innerhalb anderer Welten gab und mehr als nur eine Ebene der Existenz. Und der Planet, den die Menschen Erde nennen, kreiste weiter durch die ungezählten Äonen, das erkannte Kane, und während er kreiste, brachte er Leben hervor und lebende Dinge, die sich so wie die Maden wanden, die aus der Fäulnis hervorkommen. Jetzt war der Mensch die herrschende Made; weshalb sollte er in seinem Stolz annehmen, dass er und die, die um ihn waren, die ersten Maden gewesen waren – oder die letzten – um über einen Planeten zu herrschen, auf dem es von ungeahnten Lebensformen wimmelte. Er schüttelte den Kopf und blickte mit neuem Staunen auf das uralte Geschenk N’Longas, sah in ihm endlich nicht bloß ein Werkzeug der Schwarzen Magie, sondern ein Schwert des Guten und des Lichts, für den ewigen Kampf gegen die Mächte des unmenschlichen Bösen. Eine wundersame Verehrung für den Stab ließ ihn plötzlich erzittern, eine Verehrung, die beinahe Furcht war. Dann beugte er sich zu dem Ding zu seinen Füßen hinab, spürte erschaudernd, wie seine seltsame Masse durch seine Finger glitt wie schwere Nebelschwaden. Er schob den Stab darunter und schaffte es irgendwie, die Masse anzuheben, sie wieder in das Mausoleum hineinzuschieben und hinter ihr die Tür zu schließen.
    Dann stand er da und blickte auf die absonderlich verstümmelte Leiche Hassims hinab, bemerkte jetzt, dass sie mit grässlichem Schleim beschmiert war und bereits angefangen hatte, sich aufzulösen. Wieder schauderte er, und plötzlich riss ihn eine leise, furchtsame Stimme aus seinen düsteren Gedanken. Die Gefangenen knieten unter den Bäumen und blickten mit großen, geduldigen Augen zu ihm herüber. Mit einem Ruck schüttelte er die seltsame Stimmung ab, die ihn erfasst hatte. Er nahm der verrottenden Leiche ihre Pistolen, den Dolch und den Degen ab und beeilte sich, sie abzuwischen, weil die übelriechende Masse bereits anfing, Rostflecken darauf zu erzeugen. Dann nahm er sich Pulver und Blei, das die Araber in ihrer hektischen Flucht fallen gelassen hatten. Er wusste, sie würden nicht zurückkehren. Möglicherweise starben sie auf ihrer Flucht oder sie schafften die endlosen Meilen durch den Dschungel bis zur Küste, aber dem Schrecken jener grauenhaften Lichtung würden sie sich nicht mehr stellen.
    Kane trat zu den bedauernswerten Sklaven und befreite

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