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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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sie mit einiger Mühe von ihren Fesseln. »Nehmt diese Waffen, die die Krieger in ihrer Eile zurückgelassen haben«, sagte er, »und geht nach Hause. Dies hier ist ein böser Ort. Kehrt zurück zu euren Dörfern, und wenn wieder Araber kommen, dann sterbt lieber in den Ruinen eurer Hütten, als euch versklaven zu lassen.«
    Sie wollten niederknien und seine Füße küssen, aber in seiner Verwirrung verbot er ihnen das schroff. Als sie dann Anstalten machten zu gehen, sagte einer zu ihm: »Herr, was wird aus Euch? Wollt Ihr nicht mit uns zurückkehren? Ihr sollt unser König sein!«
    Aber Kane schüttelte den Kopf.
    »Ich gehe ostwärts«, sagte er. Und so beugten die Eingeborenen ihr Haupt vor ihm und wandten sich zur Rückkehr auf den langen Pfad in ihre eigene Heimat. Kane schulterte den Stab, der einstmals der Stab der Pharaonen, des Moses und des Solomon und lange davor namenloser atlantischer Könige gewesen war, und wandte den Blick gen Osten, hielt nur für einen kurzen Blick zurück auf das große Mausoleum inne, das jener andere Solomon vor so langer Zeit mit fremdartigen Künsten gebaut hatte und das jetzt dunkel und für immer stumm unter dem Sternenzelt in die Höhe ragte.

Die Berge der Toten
    I.
    Voodoo
    Die Zweige, die N’Longa ins Feuer warf, zerbrachen und knisterten. Die emporspringenden Flammen beleuchteten die Gesichter der beiden Männer. N’Longa, Voodoomann von der Sklavenküste, war alt, sehr alt. Seine knorrige, verrunzelte Gestalt war gebeugt und wirkte zerbrechlich, sein Gesicht durchzogen hunderte Falten. Der rote Flammenschein funkelte auf den menschlichen Fingerknochen, aus denen seine Halskette bestand.
    Der andere war ein weißer Mann, sein Name war Solomon Kane. Er war hoch gewachsen und breitschultrig und trug eng anliegende schwarze Kleidung, wie es bei den Puritanern üblich war. Den Schlapphut, den keine Feder zierte, hatte er sich tief in die breite Stirn gezogen, sodass er sein düsteres, bleiches Gesicht in Schatten hüllte. Seine kalten, tief liegenden Augen starrten brütend ins Feuer.
    »Du wieder kommen, Bruder«, dröhnte der Fetischmann in dem Jargon, der Schwarzen und Weißen an der Westküste als gemeinsame Sprache diente. »Viele Monde brennen und sterben, seit wir Blutpalaver führen. Du in untergehende Sonne gehen, aber du zurück kommen!«
    »Aye.« Kanes Stimme war tief, fast gespenstisch. »Dein Land ist ein grimmiges Land, N’Longa, ein rotes Land, gefangen in der Finsternis des Schreckens und den blutigen Schatten des Todes. Dennoch bin ich zurückgekehrt …«
    N’Longa stocherte im Feuer und sagte nichts. Nach einer Weile fuhr Kane fort.
    »Dort, in der unbekannten Weite« – sein langer Finger stieß in den schwarzen, stumm daliegenden Dschungel, der bedrückend jenseits des Flammenscheins aufragte – »dort lauern Geheimnisse, Abenteuer und namenloses Entsetzen. Einmal habe ich den Dschungel herausgefordert – und er hätte beinahe meine Knochen behalten. Etwas drang in mein Blut ein, stahl sich wie ein Flüstern von namenloser Sünde in meine Seele. Der Dschungel! Dunkel und schwül – er hat mich über Meilen des blauen Salzmeers hierhergelockt, und in der Morgendämmerung gehe ich, um sein Herz zu suchen. Vielleicht werde ich ungewöhnliche Abenteuer finden – vielleicht erwartet mich mein Verderben. Aber besser der Tod als der endlose, ewige Drang und das Feuer, das mit bitterem Sehnen in meinen Adern brannte.«
    »Sie ruft«, murmelte N’Longa. »Nachts windet sie sich wie Schlange um meine Hütte und flüstert mir seltsame Dinge. Ai ya! Der Dschungel ruft. Wir Blutsbrüder, du und ich. Ich, N’Longa, mächtiger Wirker namenlosen Zaubers. Du in Dschungel gehen, wie alle Männer gehen, die ihren Ruf hören. Vielleicht du leben, mehr wahrscheinlich du sterben. Du glauben meine Fetischarbeit?«
    »Ich verstehe sie nicht«, erwiderte Kane grimmig, »aber ich habe gesehen, wie du deine Seele aus deinem Körper hinausschickst, um eine leblose Leiche zu animieren.«
    »Aye! Ich N’Longa, Priester von Schwarzem Gott! Und jetzt sieh zu, ich machen Zauber.«
    Kane starrte den schwarzen Mann an, der sich über das Feuer beugte, mit den Händen gleichmäßige Bewegungen vollführte und Beschwörungsformeln murmelte. Kane sah ihm zu und schien schläfrig zu werden. Ein Nebel waberte vor ihm, ein Nebel, durch den sich undeutlich N’Longas Gestalt schwarz vor den Flammen abzeichnete. Dann verblasste alles.
    Kane erwachte ruckartig, seine Hand zuckte an

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