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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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die Pistole in seinem Gürtel. N’Longa grinste ihn über das Feuer hinweg an; der Geruch der frühen Morgendämmerung lag in der Luft. Der Fetischmann hielt einen langen Stab aus seltsamem schwarzem Holz in den Händen. Der Stab war in eigenartiger Weise mit Schnitzereien verziert, ein Ende lief in einer scharfen Spitze aus.
    »Dies Voodoostab«, sagte N’Longa und legte ihn dem Engländer in die Hand. »Wo deine Pistolen und dein langes Messer scheitern, dieser Stab dich retten. Wenn du mich willst, leg Stab auf Brust, falte Hände darüber und schlafe. Dann ich in deinen Träumen zu dir kommen.«
    Kane wog das Ding in den Händen, voller Argwohn über jede Art von Hexerei. Der Stab war nicht schwer, schien aber hart wie Eisen. Zumindest eine gute Waffe, entschied er. Allmählich stahl sich die Morgendämmerung über Dschungel und Fluss.
    II.
    Rote Augen
    Solomon Kane nahm die Muskete von der Schulter und ließ den Kolben auf die Erde fallen. Um ihn herum lag Schweigen wie schwerer Dunst. Kanes von Falten gesäumtes Gesicht und seine zerfetzten Kleider zeigten die Spuren einer langen Reise durch den Busch. Er sah sich um.
    In einiger Entfernung hinter ihm türmte sich grüner Dschungel, verlief sich in niedriges Buschwerk, verkrüppelte Bäume und hohes Gras. Vor ihm erhoben sich die ersten einer Kette kahler, düsterer Berge, übersät mit in der gnadenlosen Hitze der Sonne schimmernden Felsbrocken. Zwischen den Bergen und dem Dschungel dehnte sich eine breite Fläche rauen, unebenen Graslands, über die ein paar Dornenbäume verstreut waren.
    Völlige Stille lag über dem Land. Das einzige Anzeichen von Leben waren ein paar Geier, die mit mächtigen Schwingen über die fernen Berge flogen. Die letzten paar Tage hatte Kane bemerkt, dass die Zahl dieser unappetitlichen Vögel zunahm. Die Sonne wanderte westwärts, aber ihre Hitze ließ in keiner Weise nach.
    Die Muskete hinter sich her ziehend, setzte er sich langsam wieder in Bewegung. Er hatte kein bestimmtes Ziel. Dies war alles unbekanntes Land, und eine Richtung war so gut wie die andere. Vor vielen Wochen war er mit aus Mut und Ignoranz geborener Selbstsicherheit in den Dschungel eingedrungen. Die ersten paar Wochen hatte er wie durch ein Wunder überlebt und allmählich war er härter und zäher geworden, konnte es mit jedem der grimmigen Bewohner jener Dschungelwüste aufnehmen, die er herausforderte.
    Während er weiterschritt, sah er gelegentlich eine Löwenspur, aber im Grasland schien es keine Tiere zu geben – jedenfalls keine, die Spuren hinterließen. Geier saßen wie schwarze, sinnierende Statuen in einigen der verkrüppelten Bäume. Plötzlich sah er in der Ferne, dass Leben in sie kam. Vereinzelte Vögel kreisten über einem hohen Grashügel, stießen herab, flogen dann aber wieder auf. Irgendein Raubtier verteidigte dort seine Beute gegen sie, vermutete Kane und wunderte sich, dass nichts von dem Knurren und Brüllen zu vernehmen war, das gewöhnlich solche Szenen begleitete. Seine Neugierde war geweckt, und er wandte seine Schritte in jene Richtung.
    Er arbeitete sich durch das Gras, das ihm bis an die Schultern reichte, und schließlich sah er wie durch einen Korridor, den die hoch wachsenden Halme wie eine Mauer eingrenzten, ein gespenstisches Bild. Die Leiche eines schwarzen Mannes lag da, mit dem Gesicht nach unten, und während der Engländer sie noch betrachtete, hob sich eine große, dunkle Schlange von der Leiche und glitt im Gras davon, bewegte sich so schnell, dass Kane nicht erkannte, um welche Art Schlange es sich handelte. Aber sie hatte etwas unheimlich Menschenähnliches an sich.
    Kane beugte sich über die Leiche und stellte fest, dass die Glieder zwar verdreht dalagen, als wären sie gebrochen, das Fleisch aber nicht zerfetzt war, wie ein Löwe oder Leopard es getan hätte. Er blickte zu den am Himmel kreisenden Geiern auf und stellte erstaunt fest, dass einige von ihnen dicht am Boden dahinglitten und einer Welle im Gras folgten, die den Fluchtweg des Dings markierte, das vermutlich den Schwarzen getötet hatte. Kane fragte sich, was das für ein Ding war, das die Aasvögel, die nur totes Fleisch fressen, durch das Grasland verfolgten. Aber Afrika ist voll nie geklärter Geheimnisse.
    Er zuckte die Achseln und hob die Muskete wieder an. Seit er vor einigen Monden N’Longa verlassen hatte, hatte er reichlich Abenteuer erlebt, aber jener namenlose, paranoide Drang hatte ihn immer noch weiter und weiter getrieben, tiefer und

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