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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Einzelheiten über das Leben des Majors. Auf einem weiteren Blatt fand ich eine ausführliche Beschreibung vom Aussehen Morleys und seinen Gewohnheiten. Einige davon erschienen mir höchst belanglos. Ich fragte mich, welchen Zweck das alles hatte und wie Er hinter dem Schirm in den Besitz so vertraulicher Details gekommen sein mochte.
    Ich fand keine Hinweise, die mir diese Frage hätten beantworten können. Deshalb widmete ich meine gesamte Energie der gestellten Aufgabe. Ich stand tief in der Schuld des unbekannten Mannes, der mir den Auftrag erteilt hatte, und war fest entschlossen, mich nach besten Kräften zu revanchieren. Damals deutete noch nichts darauf hin, dass es sich um eine Falle handelte.
    Kapitel 5: Der Mann auf der Couch
    Den hat eine Houri der Lanzen gesäugt,
    der so seinen Tod verlacht.
    Rudyard Kipling
    Als die beiden Tage um waren, winkte Hassim mich zu sich, als er mich im Opiumraum stehen sah. Ich ging mit wendigen Schritten zu ihm und war mir sicher, dass ich den Papieren alles entlockt hatte, was hinsichtlich Morley von Bedeutung war. Ich war ein neuer Mensch geworden. Meine geistige Beweglichkeit und mein körperlicher Zustand überraschten mich selbst – manchmal kamen sie mir fast unnatürlich vor.
    Hassim musterte mich aus zusammengekniffenen Augen und wies mich wieder an, ihm zu folgen. Als wir durch den Raum gingen, fiel mein Blick auf einen Mann, der auf einer Couch dicht an der Wand lag und Opium rauchte. An seinen zerlumpten, schmutzigen Kleidern war nichts Verdächtiges, auch nicht an seinem dreckigen, bärtigen Gesicht oder seinem glasigen Blick. Und doch nahmen meine ungewöhnlich geschärften Augen irgendetwas wahr, das nicht zu seinem ungepflegten Körper passte und das auch die zerlumpten Kleider nicht verbergen konnten.
    Hassim rief mich ungeduldig und ich wandte mich von dem Mann ab. Wir betraten das Hinterzimmer, und als Hassim die Tür schloss und den Tisch drehte, bewegte dieser sich von selbst, und eine Gestalt schob sich durch die verborgene Tür. Der Sikh, Ganra Singh, ein schlanker, bösartig blickender Riese, kam hinaus. Er ging auf die Tür zu, die in den Opiumraum führte, und blieb davor stehen, bis wir hinuntergestiegen waren und die geheime Tür hinter uns geschlossen hatten.
    Wieder stand ich im wallenden gelben Rauch und lauschte der verborgenen Stimme.
    »Glaubst du, genug über Major Morley zu wissen, um in seine Identität schlüpfen zu können?«
    »Ohne Zweifel könnte ich das«, antwortete ich verblüfft. »Es sei denn, ich würde auf jemanden treffen, der ihn näher kennt.«
    »Ich werde dafür Sorge tragen, dass das nicht passiert. Hör mir jetzt gut zu. Morgen schiffst du dich auf dem ersten Boot nach Calais ein. Dort wirst du einen meiner Agenten treffen. Er wird dich sofort ansprechen, wenn du den Kai betrittst, um dir weitere Anweisungen zu geben. Du wirst zweiter Klasse reisen und jedes Gespräch mit Fremden vermeiden. Nimm die Papiere mit. Der Agent wird dir bei der Verwandlung helfen. Deine Maskerade wird in Calais beginnen. Das ist alles. Geh!«
    Ich ging und meine Verblüffung wuchs. Das ganze Theater hatte offenbar einen Sinn, auch wenn ich ihn nicht erkannte. Zurück im Opiumraum, forderte Hassim mich auf, auf den Kissen Platz zu nehmen und auf seine Rückkehr zu warten. Als ich nachfragte, knurrte er, er würde jetzt gehen, um, wie man es ihm befohlen hatte, ein Ticket für die Kanalfähre zu kaufen.
    Er ging und ich setzte mich, lehnte mich mit dem Rücken an die Wand. Während ich so saß und grübelte, hatte ich plötzlich das Gefühl, Augen auf mir zu spüren, die mich so scharf musterten, dass es mir Unbehagen bereitete. Ich blickte auf, aber da schien niemand zu sein, der mich beobachtete. Der Rauch zog wie üblich durch den überhitzten Raum. Yussef Ali und die Chinesen huschten hin und her und versorgten die Träumenden.
    Unvermittelt öffnete sich die Tür des Hinterzimmers, und eine fremdartige, widerwärtige Gestalt trat mit stockenden Schritten heraus. Nicht alle, die Zugang zu Yun Shatus Hinterzimmer erhielten, waren Aristokraten oder Mitglieder der besseren Gesellschaft. Dieser zählte eindeutig zu den Ausnahmen. Ich hatte ihn schon mehrmals kommen und gehen sehen. Eine hochgewachsene, hagere Gestalt in formlosen, zerlumpten Kleidern, die ihr Gesicht völlig verbarg. Aber das war vermutlich besser so, denn seine Lumpen versteckten ohne Zweifel einen grausigen Anblick. Der Mann war ein Leprakranker. Irgendwie musste er den

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