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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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– eine Woche, und ich würde gar nicht mehr in der Lage sein, jemandem zu helfen. Ich hatte herausgefunden, wie viel von dem Elixier ich nehmen musste – kannte die Mindestmenge, die mein Körper brauchte –, und wusste, dass der Inhalt des Fläschchens allerhöchstens vier Tage reichen würde. Vier Tage! Vier Tage, in denen ich die Rattenlöcher von Limehouse und Chinatown abkämmen konnte – vier Tage, in denen ich irgendwie in den labyrinthartigen Gassen des East End das Versteck von Kathulos aufspüren musste.
    Ich war ungeduldig und hätte am liebsten sofort begonnen, aber die Natur hatte etwas dagegen und so taumelte ich zu einer Couch, fiel darauf und war im nächsten Augenblick eingeschlafen.
    Dann schüttelte mich jemand.
    »Aufwachen, Mr. Costigan!«
    Ich setzte mich auf und blinzelte. Gordon stand über mich gebeugt, sein Gesicht wirkte eingefallen.
    »Es gibt verdammt viel zu tun, Costigan! Der Skorpion hat erneut zugeschlagen!«
    Ich sprang auf, noch halb im Schlaf, und begriff nur zum Teil, was er da sagte. Er half mir in mein Jackett und meinen Mantel, hielt mir meinen Hut hin und schob mich dann mit festem Griff zur Tür hinaus und die Treppe hinunter. Die Straßenlaternen leuchteten. Ich hatte unglaublich lange geschlafen.
    »Ein logisches Opfer!« Mir wurde bewusst, dass mein Begleiter mit mir sprach. »Er hätte mich sofort bei seinem Eintreffen verständigen sollen!«
    »Ich verstehe nicht …«, begann ich benommen.
    Wir standen jetzt am Bürgersteig, und Gordon winkte ein Taxi heran und gab dem Fahrer die Adresse eines kleinen, anspruchslosen Hotels in einem ruhigen und ordentlichen Stadtviertel.
    »Der Baron Rokoff«, schnarrte er, während wir durch die Straßen rasten, »ein Russe, der in Verbindung mit dem Kriegsministerium steht, aber auf eigene Rechnung handelt. Er ist gestern aus der Mongolei zurückgekehrt und offenbar untergetaucht. Zweifellos hat er sich wichtige Informationen über das langsame Erwachen des Ostens beschaffen können, konnte aber bisher noch nicht mit uns in Kontakt treten. Ich hatte bis vor Kurzem keine Ahnung, dass er wieder in England ist.«
    »Und Sie haben erfahren …«
    »Man hat den Baron in seinem Zimmer gefunden. Seine Leiche wurde auf entsetzliche Weise verstümmelt!«
    In dem ordentlichen Hotel, das der unglückselige Baron sich als Versteck ausgesucht hatte, herrschte ziemlicher Aufruhr, als wir eintrafen. Die Polizei bemühte sich, für Ordnung zu sorgen. Die Geschäftsführung hatte zwar versucht, das Geschehen zu vertuschen, aber irgendwie hatten die Gäste von der Gräueltat gehört und viele reisten übereilt ab – besser gesagt: Sie hatten vor, das zu tun, wurden aber von der Polizei für eine Befragung festgehalten.
    Das Zimmer des Barons im obersten Stockwerk befand sich in einem Zustand, der jeder Beschreibung spottete. Nicht einmal im Großen Krieg hatte ich ein vollkommeneres Chaos zu Gesicht bekommen. Nichts war berührt worden; alles fand sich so, wie es das Zimmermädchen vor einer halben Stunde entdeckt hatte. Tische und Stühle lagen zerschmettert auf dem Boden, das übrige Mobiliar, Boden und Wände waren mit Blut bespritzt. Der Baron, zu Lebzeiten ein groß gewachsener, muskulöser Mann, lag mitten im Zimmer und bot einen erschreckenden Anblick. Sein Schädel war bis zur Stirn gespalten, eine klaffende Wunde unter der linken Achselhöhle hatte seine Rippen freigelegt, und sein linker Arm hing nur noch an einem Fetzen Muskelgewebe. Auf dem kalten, bärtigen Gesicht lag ein Ausdruck unbeschreiblichen Schreckens.
    »Der Täter muss eine schwere, gekrümmte Waffe benutzt haben«, sagte Gordon, »eine Art Säbel, und er muss mit ungeheurer Gewalt zugeschlagen haben. Da, sehen Sie, ein Schlag, der das Opfer verfehlt hat, hat sich ein paar Zentimeter tief in den Fenstersims gegraben. Und da, die dicke Lehne des schweren Sessels ist aufgesprengt wie eine Schindel. Ganz sicher ein Säbel.«
    »Ein Tulwar«, murmelte ich düster. »Erkennen Sie nicht die Handschrift des zentralasiatischen Schlächters? Yar Khan ist hier gewesen.«
    »Der Afghane, er ist natürlich über die Dächer gekommen und hat sich mit einem Seil auf den Vorsprung am Fenster hinuntergelassen. Das Seil muss er irgendwo oben am Dachgipfel befestigt haben. Als das Zimmermädchen gegen halb zwei draußen am Korridor vorbeiging, hat es im Zimmer des Barons schrecklichen Lärm gehört – das Zerschmettern von Stühlen und einen kurzen Aufschrei, der in ein grausiges Gurgeln

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