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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Hintertüren deutlich zwischen antiken Möbeln und abgewetzten, dort ausgestellten Wandbehängen erkennen. Wir waren dem Skorpion – wenn er es war – so dicht gefolgt, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass er den Laden durchquert und verlassen hatte, ohne dass wir das beim Hereinkommen wahrgenommen hätten. Wir hatten seit dem Betreten des Ladens die Hintertür keine Sekunde aus den Augen gelassen.
    Gordon und ich stöberten unauffällig zwischen den Antiquitäten herum, nahmen das eine oder andere Objekt in die Hand und äußerten uns dazu. Aber ich hatte in den meisten Fällen keine Ahnung, um was für Gegenstände es sich handelte. Der Besitzer hatte sich mit überkreuzten Beinen auf einer maurischen Matte mitten im Laden niedergelassen und nahm uns offenbar nur aus höflichem Interesse überhaupt wahr.
    Nach einer Weile flüsterte Gordon mir zu: »Es hat keinen Sinn, weiter so zu tun, als würden wir uns für die Ware interessieren. Wir haben überall nachgesehen, wo der Skorpion sich verstecken könnte. Ich werde mich jetzt offiziell ausweisen und dann durchsuchen wir das ganze Gebäude in aller Offenheit.«
    Während er das sagte, hielt draußen vor der Tür ein Karren an, und zwei stämmige Schwarze traten ein. Offenbar hatte der Levantiner sie erwartet, denn er wies sie mit einer knappen Handbewegung in den hinteren Bereich des Ladens, worauf sie nur mit einem unartikulierten Grunzen reagierten.
    Gordon und ich beobachteten die beiden Farbigen scharf, wie sie zu einem großen Mumienbehälter traten, der unweit des Hintereingangs aufrecht an der Wand lehnte. Die Männer hoben den Kasten an, brachten ihn in die Waagerechte und setzten sich dann vorsichtig damit in Richtung Tür in Bewegung.
    »Halt!« Gordon trat vor und hob gebieterisch die Hand.
    »Ich vertrete Scotland Yard«, sagte er schnell, »und habe Vollmacht für alles, was ich tue. Stellen Sie diese Mumie ab. Nichts verlässt diesen Laden, bevor wir es nicht gründlich durchsucht haben.«
    Die Neger gehorchten wortlos und mein Freund wandte sich dem Levantiner zu, der sichtlich ungerührt, fast schon desinteressiert herumsaß und eine türkische Wasserpfeife rauchte.
    »Wer war dieser groß gewachsene Mann, der kurz vor uns den Laden betreten hat, und wohin ist er gegangen?«
    »Niemand ist vor Ihnen hereingekommen, Sir. Oder, wenn jemand das getan hat, dann war ich hinten und habe ihn nicht gesehen. Selbstverständlich dürfen Sie den Laden durchsuchen, Sir.«
    Und so durchsuchten wir ihn mit dem vereinten Geschick eines Geheimdienstexperten und eines Bewohners der Unterwelt – während Hansen phlegmatisch auf seinem Posten blieb. Die beiden Neger standen neben dem geschnitzten Mumiensarg und sahen uns teilnahmslos zu, während der Levantiner wie eine Sphinx auf seiner Matte thronte und Rauchwölkchen ausstieß. Das Ganze erschien mir höchst unwirklich.
    Am Ende wandten wir uns verwirrt dem Mumiensarg zu, der sicherlich lang genug war, um selbst einen Mann von Kathulos’ Größe zu verbergen. Er schien nicht versiegelt zu sein, wie das sonst meist der Fall ist, und Gordon öffnete ihn ohne Schwierigkeit. Ein formloses Gebilde, in vermodernde Lumpen gehüllt, lag vor uns. Gordon schob die Lumpen etwas zur Seite und legte etwa fünf Zentimeter eines bräunlichen, ledernen, verwitterten Arms frei. Er schauderte unwillkürlich, als er ihn berührte, so wie man es bei der Berührung eines Reptils oder eiskalter Gegenstände tut. Er griff nach einer kleinen Metallstatue aus einem nahen Regal, klopfte damit auf die eingeschrumpfte Brust und den Arm. Es klang, als würde man auf Holz klopfen.
    Gordon zuckte die Achseln. »Jedenfalls seit zweitausend Jahren tot, und ich denke, ich sollte nicht eine wertvolle Mumie zerstören, nur um zu beweisen, was wir ohnehin schon wissen.«
    Er schloss den Behälter wieder.
    »Vielleicht hat der Zerfall der Mumie wegen dieses kurzen Kontakts mit der Luft bereits eingesetzt, vielleicht aber auch nicht.«
    Letzteres galt dem Levantiner, der darauf lediglich mit einer höflichen Handbewegung reagierte. Dann hoben die beiden stämmigen Kerle die Truhe wieder an, schleppten sie zu der Karre und luden sie auf. Gleich darauf waren Mumie, Karre und Ladenbesucher im Nebel verschwunden.
    Gordon stöberte immer noch im Laden herum, aber ich stand stocksteif mitten im Raum. Ich schrieb es meinem chaotischen, vom Rauschgift angegriffenen Gehirn zu, aber mich ließ das Gefühl nicht los, dass sich durch die Lumpen, die das

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