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Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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Weggabelung auf. Froh drückte ich ihm kurz darauf die Hand.
    „Ich halt das nicht mehr aus“, sagte Svea und wischte sich die Tränenspur aus dem Gesicht. „Komm, Jasper, zeig mir, wo Frida ist.“
    Eine halbe Stunde später standen wir zu viert am Rand des Bunkerlochs, das ich mittlerweile von unten besser kannte als von oben.
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    Sicher interessiert dich, woher ich das alles plötzlich weiß. Das von dir und vom Doktorvater. Tja, ich kann nix dafür. Ich hab nicht in deinen Sachen geschnüffelt oder so. Ich war nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Und das auch noch unfreiwillig. Echt Pech gehabt. Da muss der liebe Gott die Finger im Spiel gehabt haben. Oder der andere, sein Kumpel mit den Hörnern, der für die Hölle zuständig ist, so wie es sich anfühlt.
    Es war in der Notaufnahme bei euch, als ich nach meinem letzten epileptischen Anfall dort gelandet war. Ihr habt mir was gespritzt, damit die unkontrollierten Zuckungen aufhören. Leider habt ihr nicht mitgekriegt, dass ich wieder bei Bewusstsein war und in der Lage zu verstehen, was ich hörte. Irgendwie hab ich gespürt, dass du mich zwischendurch ängstlich ansiehst. Aber ich hab die Augen nicht aufgemacht. Ich hätte gern gewollt, aber ich konnte nicht. Es hat mich gelähmt, was da in meine Ohren tröpfelte wie eine giftige Medizin und dann direkt weitersickerte in mein Hirn. Erst dachte ich, ich träume, bin im falschen Film. Einem, der für Jugendliche unter achtzehn ungeeignet ist.
    Akustisches System an Zentralcomputer: Höchste Alarmstufe! Achtung, abschalten. Akustisches System an Zentralcomputer: Höchste Alarmstufe! Achtung, abschalten.
    Aber mein Zentralcomputer ist nicht abgestürzt. Leider. Ich war die ganze Zeit online und habe mitgekriegt, worüber ihr gesprochen habt. Wozu siedich zwingen. Und warum sie das können. Scheiße.
    Gibt’s in der Medizin nicht so was wie eine Amnesie, oder wie nennt ihr diesen Total-Blackout, diesen Mega-Filmriss, wenn man sich an nichts mehr erinnern kann? Wenn das Gehirn die Schotten dicht macht, weil man etwas erlebt oder erfahren hat, das man nicht aushalten kann? So was könnte ich jetzt echt gebrauchen. Mit der Garantie, dass nie wieder Licht ins Dunkel kommt. So wie bisher.
    Danach musste ich weg. So schnell es irgend ging.
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18
    Wie zu erwarten, war Fridas Nylonseil nicht mehr da. Ich hatte es mit Absicht hängen lassen, damit der Kapuzentyp nicht darauf kam, dass wir zu zweit gewesen sein mussten, falls er zurückkehren würde. Außerdem hätte Frida so vielleicht noch eine klitzekleine Chance zu entwischen. Aber offensichtlich hatte der Kerl sein Nest selbst noch mal verlassen und das Seil mitgenommen. Hinter dem Findling lag es jedenfalls nicht.
    Zitternd hielt Jasper sich in sicherer Entfernung. Erst jetzt fiel mir auf, dass er noch immer Martins Unterhemd anhatte. Gegen Sonnenbrand! Unwillkürlich musste ich lächeln über Fridas Einfallsreichtum.
    „Das glaube ich nicht“, sagte Svea mit rauer Stimme, als sie das Loch erblickte. Sie ging in die Hocke und versuchte zwischen den scharf gezackten Betonkanten hindurch in dem schwarzen Bunkerschacht etwas zu erkennen. „Hier ist sie alleine reingeklettert? Dieses verrückte Kind. Von wem hat sie das bloß?“
    „Na ja, Grabungen aller Art sind ja auch eine Spezialität von dir.“
    Svea warf meinem Vater einen Blick zu, der keines weiteren Kommentars bedurfte.
    „Frida!“, schrie sie in das Loch hinein, während sie ihre Hände zu einem Trichter vor ihrem Mund formte. „Frida,hörst du mich?“ Ihr eigenes Echo war das Einzige, was sie zur Antwort bekam.
    „Oh, Mann, hätte ich sie bloß neulich mit mir runtersteigen lassen. Dann wär das hier nicht passiert.“ Jan wirkte niedergeschlagen. „Sie wollte doch unbedingt auch hier rein.“
    „Du kannst nichts dafür.“ Martin legte Jan die Hand auf die Schulter. „Damit konnte schließlich kein Mensch rechnen.“
    „Doch“, sagte ich. „Doch, bei Frida muss man grundsätzlich mit allem rechnen. Das müsste dir doch auch langsam klar sein.“
    „Bei mir auch.“ Mit angespanntem Gesicht stand Svea auf und klopfte sich den weißen Dünensand aus den Händen. „Ich warte nicht mehr. Ich geh da jetzt runter.“ Entschlossen ging sie auf Jasper zu, der sichtlich erschöpft zwischen den Halmen des Strandhafers lag, und nahm ihm die türkise Leine ab, die ich ihm wieder umgebunden hatte, bevor wir losmarschiert waren.
    „Aber das macht doch keinen Sinn, Svea. Lass das bitte die

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