Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
Vom Netzwerk:
Wahrscheinlich jedenfalls. Wir haben einen zweiten Eingang entdeckt. ’ne Falltür beim Königshafen. Die Metalltür am Ende der Stufen nach unten hat tierisch laut geknallt von dem Luftzug, als wir die Falltür wieder zugemacht haben.“ Von dem Typen, den wir bei der Falltür gesehen hatten, erwähnte ich nichts.
    „Einen zweiten Eingang? Wow!“ Frida klang schon wieder unternehmungslustig. „Gehen wir da jetzt raus?“, fragte sie, während sie sich in ihren Rucksack wurstelte. „Ich meine, zeigst du mir den?“
    „Eher nicht“, erwiderte ich ärgerlich. „Oder hast du etwa immer noch nicht genug? Die Person, die hier wohnt, scheint den Vordereingang zu bevorzugen. Ich hab nicht die geringste Lust, ihr dort über den Weg zu laufen. Außerdem wartet Jasper am anderen Ende auf uns. Schon vergessen?“ Frida machte ein beleidigtes Gesicht, schnappte sich ihre Taschenlampe und lief mir voraus.
    Ich atmete erst wieder auf, als wir endlich das Knotenseil erreicht hatten und Frida flink wie ein Äffchen vor mir hochkletterte.
    Aber zu früh. Ich hatte zu früh aufgeatmet. Nicht Jasper wartete neben dem Findling auf uns, sondern jemand ganz anderes. Jemand, der mir vom Strand aus gefolgt sein musste. „Aua!“ Als Frida halb aus dem Loch heraus war, wurde sie brutal an den Schultern gepackt und zu Boden geworfen. Ich zuckte zurück, als hätte mich ein Stromschlag getroffen.
    „Was hast du hier zu suchen?“ Reflexartig konnte ich gerade noch meinen Kopf zurückziehen und mich auf einem der Knoten unter dem Rand der Öffnung zusammenducken. War das die Person, die da unten ihr Lager hatte?
    „Hey. Du tust mir weh.“ Am Seil baumelnd linste ich vorsichtig hinaus. Frida blinzelte in das kalte Licht einer LED-Leuchte. Der Kerl stand zum Glück mit dem Rücken zu mir. Mein Blick wanderte nach oben, von seinen dreckigen Timberlands mit den offenen Schnürsenkeln, von denen einer aussah wie abgebissen, über die enge schwarze Jeans und die dunkle ledern schimmernde Jacke. Jasper! Wo, verdammt, war dieser Hund, wenn man ihn brauchte? So wie jetzt zum Beispiel.
    Vor Frida stand eine dünne Gestalt, nicht sehr groß unddas Haar unter einer Kapuze verborgen. Ihr Gesicht konnte ich nicht erkennen, aber auf ihrer Schulter bewegte sich etwas. In dem winzigen Rest von Tageslicht glaubte ich einen schuppigen Schwanz vor mir zu sehen.
    „Wer bist du?“, fragte Frida jetzt forsch.
    „Das wüsste ich selbst gern“, bekam sie zur Antwort. „Aber selbst wenn ich’s wüsste: Das geht dich nichts an.“ Die Stimme war rau. Und jung, Aber ich hätte nicht sagen können, ob sie einem Mann gehörte oder einer Frau. „So. Genug Luft geschnappt jetzt, runter mit dir“, herrschte die Stimme.
    „Was?“
    „Bist du taub? Du verschwindest jetzt wieder dahin, wo du hergekommen bist. Eine Etage tiefer.“
    „Aber …“, protestierte Frida zaghaft, doch der oder die Unbekannte machte drohend einen Schritt auf sie zu. Sand knirschte unter schweren Schuhen.
    „Mach schon, ich hab nicht ewig Zeit.“
    Ich offenbar auch nicht. Fridas dünne Beine mit den pinken Chucks tauchten in dem Loch auf, das sie gerade erst verlassen hatte, und angelten nach dem Nylonseil. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich nach unten ablassen und in einer Nische hinter einem Mauervorsprung verbergen. Sekunden später landete Frida wieder auf der Armeedecke unten im Schacht. Die Taschenlampe zitterte in ihrer Hand. Wenigstens war sie nicht einfach in das Loch zurückgeschubst worden, sondern durfte Knoten für Knoten hinunterklettern.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte Frida mich an, als der zitternde Lichtkegel ihrer Lampe mich traf. Ich legte meinen Finger vor den Mund zum Zeichen, dass sie meinVersteck nicht preisgeben sollte. Ich durfte nicht auch noch geschnappt werden. Auf gar keinen Fall. Das war unsere einzige Chance, hier je wieder rauszukommen. Der Kerl da oben ahnte nicht, dass wir zu zweit waren.
    Einen Atemzug danach konnte ich nur noch zusehen, wie die schlanke dunkle Gestalt lässig auf den Boden sprang, Frida an der Schulter packte und sie vor sich her ins Innere des Bunkers schob. „Wir beide machen jetzt einen kleinen Spaziergang“, sagte sie. „Dann sehen wir weiter.“
    Frida fing an zu weinen.
    ----
    April, April. Geht gar nicht. Ich kann mich dir nicht als Mail schicken, sondern muss zu archaischen Kulturtechniken wie Schreiber und Papier greifen. Hab natürlich kein Internet hier unten. Und ins Internet-Café kann ich nicht so

Weitere Kostenlose Bücher