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Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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wiederkommen.
    Kaum habe ich mit viel Mühe den Adolf aus dem Ford-Transit gezerrt und an die Motorhaube gelehnt, um den Wagen abzuschließen, sehe ich Knochenhauer und Beinbrecher um die Ecke biegen.
    »Herr Engin, haben Sie Ihre Teppiche schon umgetauscht?«, will er als Erstes wissen.
    Ich nicke stumm, weil ich keinen Ton herausbekommen kann.
    »Warten Sie, wir helfen Ihnen, sie reinzutragen.«
    Knochenhauer lädt sich das Bündel am Kopfende auf die Schulter, Beinbrecher fasst es an den Beinen, und ich laufe in der Mitte. Nach nur drei Schritten klingelt ein Händy. Selbst nach mehrmaligem Bimmeln machen weder Knochenhauer noch Beinbrecher irgendwelche Anstalten, in ihre Taschen zu fassen.
    Bei Allah, das ist das Händy von Adolf! Jetzt habe ich den Salat! Dass dieser Idiot auch gerade dann angerufen wird, wenn ihn zwei Polizisten auf den Schultern tragen, ist doch unglaublich!
    Ich dachte, Mehmet hat den Kerl durchsucht! Wegen so einer Dummheit erwischt zu werden, ist doch mehr als beschämend!
    »Oh, Verzeihung, das ist ja mein Händy, wie peinlich«, tue ich überrascht, greife mit der linken Hand in die Tasche und hoffe, dass das lästige Summen aufhört, bevor die beiden Wind davon bekommen.
    |195| »Nein, Herr Engin, das ist mein Händy«, ruft Kommissar Knochenhauer und fischt mit der freien Hand das Schreckgespenst heraus.
    Ich atme total erleichtert auf! Mir fallen riesengroße Steine vom Herzen – größer als der Adolf auf unseren Schultern.
    Aber meine Freude währt nicht lange.
    »Herr Engin, die Kollegen haben neue Erkenntnisse gesammelt. Ich muss Sie leider sofort mit aufs Präsidium nehmen. Wir haben einen Hinweis, dass Sie Ihren Nachbarn Dominique Nachtigall getötet haben!«
    Mit schlotternden Knien folgen Adolf und ich den beiden zum Polizeiwagen. Den Adolf verstauen sie in dem großen Kofferraum des BMW, mich auf dem Rücksitz – und rasen los!

|196| Don Osman im Kreuzverhör
    Heute gehe ich wie alle anderen ordentlichen Verbrecher ganz normal durch die vordere Tür in das Polizeigebäude. Adolf muss diesmal im Auto bleiben. Was ich ausgesprochen totenfeindlich finde! Igorr darf hier ja schließlich auch zu jeder Tages- und Nachtzeit ein und aus gehen.
    Oben im Flur sehe ich voller Entsetzen die Skinhääds, die ich so schön verpetzt habe, direkt auf mich zukommen. Ich drehe mich auf der Stelle um und bewundere den frisch gebohnerten Linoleumboden. Aber der größere von den beiden – der mit dem Gullydeckel – erkennt mich sofort und rennt auf mich zu.
    »Hiiilfee, Mördeeerr, die Nazis wollen mich umbringen«, kreische ich und versuche wegzurennen, werde aber von dem Gullydeckel leider geschnappt:
    »Waldemar, hab keine Angst. Die Bullen können dir nichts anhaben. Uns mussten sie ja auch wieder gehen lassen«, tröstet er mich. Gott sei Dank kennen sie mein Gesicht, aber nicht meinen wahren Namen, und sie wissen auch nicht, wo ich wohne.
    »Das kann doch nicht wahr sein! Die lassen euch wirklich wieder frei, oder was?«, staune ich, und im gleichen Augenblick wundere ich mich über meine Verwunderung: Eine Krähe hackt der anderen doch kein Auge aus!
    |197| Aber bevor der Skinhääd was erwidern kann, zerrt mich Kommissar Knochenhauer in sein Büro zum Verhör. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass er und Beinbrecher dabei ihren Namen keine Ehre machen werden. Ich möchte nicht morgen in der Zeitung die typischen Polizeimeldungen lesen: »Der Beschuldigte fiel etwas unglücklich vom Stuhl und brach sich das Bein und drei Rippen«. Oder: »Der Beschuldigte wollte das Fenster öffnen, um Luft zu schnappen, und fiel dabei zwei Stockwerke nach unten. Leider brach er sich dabei das Genick«.
    »Herr Engin, die Skinhääds haben Sie erkannt, nicht wahr?«, stellt Knochenhauer wahrheitsgemäß fest.
    »Ich sagte Ihnen ja bereits, dass sie tagelang unser Haus belagert haben.«
    »Und die beiden haben ausgesagt, dass sie in Ihrem Keller eine Leiche gesehen haben«, macht sein Kollege Beinbrecher weiter.
    »Die sie selbst zu uns reingeschmuggelt haben. Das habe ich Ihnen auch schon erzählt.«
    »Sie reden von Rudolf Meyerdierks, wir aber meinen Dominique Nachtigall, Ihren vermissten Nachbarn Adolf!«
    »Dürfen denn Rudolfs einfach so gekillt werden, Adolfs aber nicht? Nach über sechzig Jahren genießt dieser Name also immer noch eine gewisse Immunität?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, vielleicht brauchen die Behörden noch zusätzliche sechzig Jahre, um an Adolf-Morde neutral und frei

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