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Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Schwierigkeiten?«
    »Im Gegenteil! Ich würde eher sagen, meine Prostata hat die Mörder entdeckt. Ich würde die beiden Kerle nämlich sofort wiedererkennen.«
    »Wenn wir nur wüssten, wo sie zu finden sind   …«, versucht er seine Nazi-Kumpels jetzt schon zu decken – aber nicht mit mir!
    »Ich weiß, wo diese Brüder zu finden sind! Bei einer Wahlveranstaltung letzte Woche habe ich sie zufällig in einer Kneipe hier in der Nähe gesehen.«
    Wortlos poltern wir aufgeregt und gespannt die Treppen nach unten in den Keller. Das »gespannt« bezieht sich selbstverständlich mehr auf Kommissar Knochenhauer – ich weiß ja bereits seit Tagen, wer bei uns in der Tiefkühltruhe liegt.
    Eminanim steht wie versteinert in der Ecke und sieht sehr mitgenommen aus. Mit anderen Worten, sie sieht sehr glaubwürdig aus. Wie jemand, der gerade eine Leiche in seiner Tiefkühltruhe entdeckt hat.
    Knochenhauer macht eine der Tiefkühltruhen auf, die bis vor kurzem Adolf gehörte.
    »Die ist ja leer. Übrigens, seit wann haben Sie denn zwei von den Dingern?«
    |186| »Ist mir auch neu! Die wurde bestimmt mit der Leiche geliefert.«
    Dann macht er die andere auf:
    »Sie haben recht, Frau Engin. Sie können jetzt ruhig wieder nach oben gehen. Ich unterhalte mich später mit Ihnen«, sagt Knochenhauer beschwichtigend und holt sein Händy raus.
    Meine Frau schießt wie ein Pfeil aus der Waschküche.
    Nachdem der Kommissar seinem Händy die Situation geschildert und unsere Adresse durchgegeben hat,stürmen ein paar Minuten später sechs Polizisten den Keller.
    »Herr Engin, lassen Sie uns sofort zu dieser Kneipe fahren, wo Sie die beiden Skinhääds gesehen haben. Es ist ja schon nach achtzehn Uhr. Vielleicht haben wir Glück!«
    Er nimmt drei der Polizisten mit, und wir fahren mit zwei Autos los.
    Plötzlich fühle ich mich viel besser. Es ist nämlich sehr unwahrscheinlich, dass gleich alle Bullen mit den Nazis sympathisieren. Außerdem ist der lästige Adolf auch nicht mehr dabei.
     
    Es ist kaum zu glauben, selbst um diese Uhrzeit wimmelt es in der Kneipe nur so von Skinhääds, die saufen und mit irgendwelchen Spielautomaten rumhantieren. Und das Tolle ist: Die beiden Mörder sind auch da!
    »Herr Kommissar, ich möchte nicht, dass die beiden Verbrecher erfahren, dass ich sie verraten habe«, rufe ich und mache noch in der Tür kehrt, während die vier Beamten sich mit gezückten Waffen an mir vorbeidrängeln.

|187| Öko-Glatzen
    Nachdem ich die beiden Skinhääds verpfiffen habe, flüchte ich mich sofort in Knochenhauers Wagen.
    Aus sicherer Entfernung beobachte ich gespannt das ganze Spektakel. Die Polizei in der Nazi-Kneipe hat den gleichen Effekt wie ein Fuchs im Hühnerstall: Kaum betreten Kommissar Knochenhauer und seine Kollegen den Laden, schwärmen die Glatzen fliehend und funkelnd wie Glühwürmchen in alle Richtungen aus.
    Inzwischen sind noch zwei weitere Streifenwagen angekommen. Außer den beiden von mir identifizierten mutmaßlichen Mördern haben sie noch drei weitere Männer festgenommen. Eigentlich hätten sie ja die ganze Bande durch die Bank verhaften können. Wenn die Polizisten noch nicht wissen sollten, weshalb sie sie festnehmen – die Nazis selber wüssten es bestimmt!
    Kommissar Knochenhauer bringt es aber wohl nicht übers Herz, alle seine Kumpels hinter Gitter zu bringen. Diese zusätzlichen drei helfen ihm, sein Gesicht zu wahren. Mit weniger als fünf verhafteten Kerlen aus einem Nazi-Nest rauszukommen wäre auch unglaubwürdig.
    Nach zehn Minuten ist die Vorführung vorbei, und der Kommissar steigt etwas durcheinander wieder in den Wagen ein.
    »Herr Engin, ich fahre Sie jetzt nach Hause. Aber ich |188| muss schon sagen, die beiden von Ihnen identifizierten Männer sehen gar nicht wie Mörder aus«, ruft er, während er Gas gibt. Mit der Lobbyarbeit für seine Jungs kann er ja nicht früh genug anfangen. »Obwohl ich bisher noch keinen Mörder festgenommen habe, der auch wie ein Mörder aussieht!«, fügt er fast entschuldigend hinzu.
    »Wie sollte denn für Sie ein normaler, akzeptabler Mörder aussehen?«, stelle ich ihn auf eine harte Probe.
    »Na ja, mindestens wie Frankenstein! Dass Menschen sich gegenseitig Tag für Tag wegen nichts und wieder nichts gegenseitig umbringen, daran werde ich mich auch nach vierzig Berufsjahren nicht gewöhnen können.«
    »Wegen nichts und wieder nichts?«, hake ich nach.
    »Ja, wegen Geld, Karriere, Eifersucht, Frauen   …«
    »Und Politik?«
    »Politische

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