Tote essen keinen Döner
einer Straftat gehört. Weder bei ›Colambo‹ noch bei ›Derrick‹, noch im ›Tatort‹. |27| Du kommst also als Mörderin noch weniger in Frage als deine Töchter.«
»Danke, dann kann ich ja gleich meine Sachen packen und für immer in den Knast wandern.«
»Wieso das denn?«
»Du hast doch gerade gesagt, dass zum Schluss immer derjenige der Mörder ist, von dem man es am wenigsten erwartet.«
»Also gut, Frau Engin, wo waren Sie von Donnerstag bis jetzt?«
»Osman, nerv mich nicht! Du weißt genau, wo ich war, du Idiot!«
»Sie können gehen, Frau Engin, Sie haben ein hieb- und stichfestes Alibi, was man von Ihrem Sohn nicht unbedingt behaupten kann.«
»Genau, Mehmet ist sehr tatverdächtig. Und deshalb kann er nicht der Mörder sein. Hast du eben auch gesagt.«
»Da bin ich mir mittlerweile nicht mehr ganz so sicher. Wir gucken uns ja keinen Krimi an, sondern wir stecken mittendrin.«
»Richtig! Wir sind die Familie, die zu Unrecht beschuldigt wird, die der Kommissar durch den Fleischwolf dreht und die der Richter anschließend in den Knast wirft!«
»Eminanim, noch dreht hier keiner irgendetwas. Noch weiß ja niemand, dass wir eine Leiche im Keller haben.«
»Doch, der Mörder weiß es. Und der wird uns verraten.«
»So, Leute, ich gehe schon mal los, die Pizzas holen«, brüllt Zeynep aus dem Flur.
|28| »Fräulein, du weißt ganz genau, dass du da nicht alleine hingehen sollst«, brülle ich zurück.
»Sollen wir hier etwa alle verhungern?«
»Zeynep, du darfst nicht alleine dahin, bevor du mit diesem Mafiatypen Luigi verlobt bist.«
»Osman, stell dich doch nicht so an, die beiden sind doch so gut wie verlobt.«
»Was heißt hier ›so gut wie verlobt‹? Das ist ja so ähnlich wie ›ein bisschen schwanger‹.«
»Keine Angst, schwanger ist sie kein bisschen.«
»Das will ich auch schwer hoffen! Zeynep, wieso hat der Kerl keinen Lieferservice, so wie alle anderen Pizzabäcker?«
»Papa, du weißt doch, sein Laden ist ganz neu. Einen Fahrer kann er sich noch nicht leisten.«
»Und so einen willst du heiraten, der sich nicht mal einen pakistanischen Fahrer für 3,50 Euro die Stunde leisten kann?«
»Mein Luigi ist kein Ausbeuter. Wenn er jemanden einstellt, dann will er ihn auch anständig bezahlen können.« »Er stellt bald eine Türkin ein, die umsonst für ihn arbeitet«, ruft Mehmet.
»Eine Türkin? Wer ist das? Ist sie jung, ist sie hübsch, wie sieht die aus?«, fragt Zeynep reichlich irritiert und ziemlich eifersüchtig.
»Na, wen schon? Dich natürlich. Wofür soll ein Mann dich denn sonst freiwillig heiraten?«
»Da wird er aber ein schlechtes Geschäft machen«, sage ich, »von dem Geld, das Zeynep für ihre Schminke braucht, kann er zehn illegale Pakistanis ein ganzes Jahr lang für sich schuften lassen.«
|29| »Jetzt hackt nicht alle auf meiner Tochter rum«, wird Eminanim laut, »komm Kind, geh los und hol unsere Pizzas. Und grüß den netten Luigi von mir ganz herzlich. Der ist auch wirklich ein richtig hübscher Junge!«
»Ja, aber Mehmet und Hatice gehen mit ihr«, rufe ich, »ich will nicht, dass dieser lüsterne Dschigolo auf die Idee kommt, mit Zeynep Schweinkram zu machen. Ich kenne diese Typen aus Halle 4, die haben nur Weiber im Kopf!«
|30| Breinstorming
Osman, jetzt komm rüber in die Küche. Ich werd wahnsinnig, wie es hier aussieht. Na ja, wenigstens den Wasserkocher kann ich anschmeißen. Wir müssen besprechen, wie es jetzt weitergehen soll.«
Lustlos latsche ich von der einen Bauruine in die andere. Mein Freund Sükrü – die Frage ist, wie lange er noch mein Freund ist – hat eine Baufirma. Und der hat mir versprochen, ein paar billige Arbeiter rüberzuschicken, um unsere Wohnung blitzschnell zu renovieren. Aber von denen fehlt seit Tagen jede Spur. Nur einmal sind sie gekommen und haben mit dem Presslufthammer die Kacheln in der Küche rausgehauen. Eminanim wollte unbedingt andere Kacheln haben, und jetzt haben wir gar keine. Dabei gibt es tausend andere Sachen, die die Jungs viel dringender renovieren müssten:
Die alten Schränke kriegen wir nicht in die neue Küche rein. Die Fliesen im Badezimmer sind fast alle kaputt. Die Badewanne muss erneuert werden. Das Laminat, das verlegt werden muss, stapelt sich immer noch in einer Ecke im Flur. Ein kaputtes Wohnzimmerfenster ist mit Plastikplane abgedeckt. Das Fenster sollte innerhalb eines Tages ausgetauscht werden, aber da die Firma nicht liefern kann, warten wir seit einer Woche bei
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