Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
Vom Netzwerk:
Die weibliche Gesellschaft blieb stumm, falls es sie überhaupt gab. Es konnte sich um den Antrittsbesuch oder eine kleine Feier von Geschäftsleuten aus der Parfumbranche handeln, aber unter Umständen wurden auch andere Sektoren berührt. Kuhala erholte sich von der Soloeinlage der Krähe und huschte geduckt auf die Seite des Grundstücks, wo der Weg zum Geröll an der Südspitze abzweigte.
    Er versuchte darauf zu achten, keine Zweige zu zerbrechen oder auf die Schnauze zu fallen. Seine erhebliche Körpergröße, die Last der Jahre und das Leben auf dem ebenen Asphalt der Stadt hatten seine Fähigkeit, sich lautlos im Gelände fortzubewegen, abgeschliffen, und wie intensiv kam ihm jetzt die Erinnerung an die Mohikanerspiele seiner Kindheit, als er und die anderen kleinen Kerle aus Havuvaara an Sommerabenden mit dem Grün am Waldrand verschmolzen waren, die aus Wacholder geschnitzten Bögen gespannt, die Pfeilspitzen mit Hundescheiße bestrichen.
    Seine Behändigkeit war weg, bewaffnet war er auch nicht. Kuhala legte sich hinter einem Stein auf den Bauch und beruhigte seinen Atem. Die Ameise, die ihm in die Shorts spazierte, bekam bald Gesellschaft. Trost spendete allein der Mond über Säynätsalo, den der Backsteinschornstein der Sperrholzfabrik an den Himmel gespuckt zu haben schien. Seine blaugrüne Lichtbrücke leuchtete mystisch auf dem See, und als Kuhala hinter dem Stein den Kopf hob, bemerkte er neben dem Schilf das Wasserflugzeug, mit dem die Herrengesellschaft gekommen war.
    Es waren vier Männer, der fünfte, der gerade mit einem Wasserscooter am Steg gebremst hatte, ging auf das Häuschen zu.
    »Da war niemand. Er muss ans Festland gepaddelt sein. Wie hieß er noch?«
    »Kuhala. Spielt den Privatdetektiv, eckt aber unvorsichtig überall an. Er hat keinerlei Beweise«, hörte man Meltaus sagen.
    »Der Name kommt mir bekannt vor. Wurde er nicht im Zusammenhang mit dem Tod des Gefräßigen erwähnt?«, fragte der, der auf das Häuschen zuging.
    »Der verdammte Kerl hatte die Stirn anzudeuten, ich hätte Make und Antikainen umgebracht. Und die Frau, die man unter der Brücke gefunden hat. Wie hieß sie noch gleich …«
    »What are you talking about?«
    Die tiefe, samtene Männerstimme artikulierte ihr Englisch mit slawischem Akzent und leicht gereizt, weil die Sprachmauer so unüberwindlich war. Meltaus berichtete seinem ausländischen Gast von den Morden, sein Englisch kam ohne Stammeln, er setzte die Sätze so schnell und gekonnt zusammen, dass reines Schulenglisch dafür nicht ausgereicht hätte. Er erklärte – zu Kuhalas Verdruss ohne konkrete Beispiele zu nennen –, kein Kind von Traurigkeit zu sein, aber dass man ihn des Mordes verdächtige, sei ebenso unglaubwürdig wie die Geschichte von der Auferstehung Elvis Presleys.
    »Oder hat jemand von euch schon mal gesehen, wie ich mit irrem Glanz in den Augen Mordpläne in ein Rechenheft kritzle?«
    »Nein. Aber den Glanz hast du von morgens bis abends.«
    Das wurde nicht ins Englische übersetzt. Unmittelbar darauf gaben die Kronenkorken von Bierflaschen verlockende Zischgeräusche von sich.
    Die lockeren Sprüche der Männer, die ständig aufkommenden Lacher und der Duft des Rindfleischs auf dem Grill deprimierten Kuhala dermaßen, dass er anfing, über seine Rückzugsmöglichkeiten nachzudenken. Hätte Meltaus Anfang Juni jemanden umgelegt, hätte er das Thema wohl kaum aufgegriffen und seinen Gästen gegenüber seine Unschuld verkündet, zumal die zum Teil nichts von den Verbrechen zu wissen schienen. Klar war auch, dass die Männer kein einziges Wort über ihre dubiosen Machenschaften hinausposaunen würden, sofern es welche gab. Gespräche dieser Art wurden anderswo geführt, das hier war Freizeit. Die Freizeit von Gangstern oder Parfumhändlern.
    Nur die Tatsache, dass keiner gefragt hatte, wer Make und Antikainen waren, weckte sein Misstrauen.
    »Bald können wir in die Sauna.«
    »Mihail, this time sauna is so hot, that you should really take care of your balls.«
    »Mind your own ones!«
    Unter das Gelächter und Gerülpse mischte sich leiser Gesang, der im Lauf des Abends lauter und zur ureigenen Wassermusik der umliegenden Ufer werden würde.
    Kuhala zerquetschte ein paar Ameisen an seinem Hintern und trat den geordneten Rückzug aus dem Grenzgürtel von Meltaus’ Grundstück an, sobald die Männer sich in die Sauna zwängten, um das unter Männern mittleren Alters beliebte Ausscheidungsspiel aufzunehmen, bei dem es darum ging, so viel

Weitere Kostenlose Bücher