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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Sakari beim Fischen war. Seine Frau ist nicht dabei gewesen. Da drüben am Schilf haben wir mit der Spinnangel Barsche rausgeholt, und auch wenn Sakari sie nicht gegessen hat, war er ganz scharf darauf, sie an Land zu ziehen. Mein Gott, sieh zu, dass du weggkommst mit deinem Paddelboot. Ich schicke dir eine Anzeige wegen Beleidigung hinterher, sobald mein Anwalt sie ausformuliert hat.«
    Meltaus versprach, die Anzeige auf Hausfriedensbruch zu erweitern, falls Kuhala nicht kapierte, was für ihn das Beste war, und auf der Stelle ginge, um anderswo seine Phantasiespielchen zu treiben. Eigentlich solle man ja schon glauben, dass einer, der als Privatdetektiv tätig war, wenn auch nur in einem kleinen Kaff, kapierte, dass es sich nicht lohne, einen solchen Mist auszuspucken, wenn man keine Beweise habe.
    »Die Rauschmittelvorwürfe unterschreibe ich insoweit, als einige der von mir importierten Parfums die Männer umhauen.«
    »Du lügst. Ich werde dir ein paar Leute auf den Hals hetzen, die so unbequem sind, dass du dich immer an unser Treffen erinnern wirst – als einen der Wendepunkte deines Lebens.«
    Meltaus reagierte auf die volle Breitseite dieser Drohung mit einem Lächeln und zog sich ein Hemd an. Der Schatten seines kräftigen Körpers schwankte auf der Wand der Veranda – als einer, der schon einige unangenehme Verhörzimmer abgeklappert hatte, ließ er Kuhalas Worte von seinem Stoneface-Panzer spurlos abprallen. Er drückte das Zigarillo in einer Sardinenbüchse aus und verschwand in seiner Unterkunft. Man hörte ihn gedämpft am Handy reden, gleich würde er mit einer Flinte zurückkehren und Kuhala mit einer Ladung Schrot das Licht auspusten.
    Das Pfeifen eines rumpelnden Zuges auf der Brücke hallte über den See, der Himmel leuchtete in tiefem Abendblau. Kuhala kratzte sich an einem Insektenstich und überlegte kurz, wie viele Schmähungen über sein Amt als Kleinkaffdetektiv bereits von seinem Stoneface-Panzer abgeprallt waren, dann wandte er sich ab und verschwand auf demselben Weg, auf dem er gekommen war.
    Er paddelte ans Westufer der Insel, zog das Boot ins Gebüsch, wo man es nicht sah, und kletterte den Hang zur Hinterseite von Meltaus’ Häuschen hinauf. Die Blaubeeren an den Sträuchern waren noch unreif. Links sah man Geröll und dahinter eine Konstruktion in der Form eines Lappenzelts. Dafür, dass sich die Insel so nah an der Ortschaft Muurame und den protzigen Einfamilienhäusern von Paavalvuori befand, war der Sommerhausbestand bescheiden. Der mittlere Teil der Insel schien fast im Naturzustand belassen zu sein. Kuhala musste Zweigen ausweichen, die ihm ins Gesicht schlugen, und über morsche Baumstämme steigen, dabei verlor er zwischenzeitlich den vermoosten Pfad, der auch deshalb schwer auszumachen war, weil sich am westlichen Himmel inzwischen eine lila Bank aus Nachtwolken gesammelt hatte. War es möglich, sich auf der Insel zu verirren? Und bot sie raffinierte Verstecke für eine Ladung Amphetamin? Oder war sie so groß und dicht bewachsen, dass sie spielend Kuhalas sämtliche unbewiesenen Verdächtigungen über Meltaus’ Gaunereien schluckte?
    Auf einmal hörte man das schrille Startgeräusch eines Wasserscooters.
    Es war bereits zehn Uhr vorbei. Vor den Lokalen in der Fußgängerzone wurden gerade eindrucksvoll kalte Vier-Deziliter-Biergläser geleert und die Gesicher der Sommerurlauberinnen von der im kalorienarmen Cider sprudelnden Freude über die Möglichkeiten des freien Lebens verklärt.
    Kuhala rutschte mit seinen Sandalen auf einem Stein aus. Einen Moment lang tanzte er einen Geländetrepak, bevor er das Gleichgewicht wiederfand. Ein Ast schlug ihm in den Nacken und ritzte ein Zorro-Zeichen in die Haut. Das Knacken im Knie brachte ihm die endoskopische Operation in Erinnerung, für die er sich eigentlich anmelden wollte und für die man zwei Jahre Schlange stehen musste.
    Im Fenster auf der Giebelseite von Eero Meltaus’ Häuschen brannte eine batteriebetriebene Lampe. Man sah jemanden im Raum stehen, auf der Veranda wurde gelacht. Kuhala leckte sich das Salz aus den Mundwinkeln und wäre um ein Haar geflüchtet, als Meltaus’ persönliche Krähe vom unteren Ast einer nahen Fichte aufflog, um vor dem Eindringling zu warnen.
    »Maul halten. Oder willst du eine Kugel ins Gefieder haben?«
    »Vögel haben einen Schnabel, du Depp.«
    Beide Stimmen waren männlich. Dann hörte man einen dritten Mann, möglicherweise Meltaus, jemandem den Wortwechsel auf Englisch erläutern.

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