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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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mit einer Menschheit, die Entwickler von Wasserscootern hervorbrachte. Das Kanu schaukelte, und Kuhala musste eine Zeit lang ernsthaft kämpfen, bevor er die Lage wieder unter Kontrolle hatte. Der Bug hatte sich in die Richtung gedreht, aus der er gekommen war, und das hatte nur insofern etwas Positives, als ihm der Anblick der Eisenbahnbrücke zu der Vorstellung verhalf, wie es wäre, den Raser gefesselt auf die Schienen zu legen und zu warten, bis der Pendolino kam.
    Der Wasserscooter war jedoch bereits hinter der Insel Majasaari verschwunden und näherte sich vermutlich dem ehemaligen Lungensanatorium Kinkomaa. Nein. Bei dem Tempo musste er bereits Ceausescu Beach zum Wackeln bringen.
    Kuhala ging an der Südspitze von Majasaari an Land, trug das Boot über die Uferfelsen zu einer Art Lagune und ging zu Fuß weiter, verfolgt von dem Zorn der Möwen. Das Unwetter von vor zwei Wochen hatte eine Kiefer umgeworfen, es sah aus, als wäre sie samt Wurzeln mit einem Ruck herausgerissen worden, zwischen Grashöckern lagen abgebrochene Äste. Der Müll, den die Wellen angeschwemmt hatten, verriet, wie nahe die Zivilisation war.
    Das Sommerhäuschen von Meltaus kam schneller, als Kuhala vermutet hatte. An der Erinnerung der alten Dame in der Huutokorventie war nichts auszusetzen. Sie hatte das Gebäude richtig beschrieben, entweder weil sie auch hier Einrichtungstipps gegeben hatte oder weil sie von der Einladung zu Pfannkuchen an offenem Feuer so gerührt gewesen war, dass sie alle Einzelheiten auf den ersten Blick gespeichert hatte.
    Kuhala ging über das Grundstück. Am Steg schaukelte ein Wasserscooter, der ihm bekannt vorkam, die letzten Nachwellen bewegten noch immer das Schilf. Das konnte ja nicht anders sein, dachte Kuhala bei sich.
    Meltaus stand breitbeinig nackt auf der Treppe, die zum Ufer hinabführte, das Mittsommerlicht am westlichen Himmel fleckte noch das Wasser draußen auf dem See, reichte jedoch nicht mehr bis zur Insel. Das hier war die Ostseite, das Ufer des Sonnenaufgangs, hier wohnten ehrliche und gute Menschen, die nichts zu verheimlichen hatten, weil sie ihren Morgenkaffee im warmen Glanz der frischen Sonnenstrahlen tranken.
    Meltaus sprang ins Wasser und tauchte. Kuhala erreichte den Steg in dem Moment, in dem Meltaus in zwanzig Meter Entfernung wieder an die Oberfläche kam. Er prustete und kraulte einige Züge, bis er merkte, dass er einen ungebetenen Gast hatte, und anhielt. Er musste die Hand als Schirm über die Augen halten, die Miene auf seinem tropfnassen Gesicht blieb unerforschlich und vielleicht ein wenig abwesend, als hätte die Raserei von vorhin seine Sinne betäubt.
    Der Wasserscooter roch nach Benzin, Plastik und Jahrmarkt der Eitelkeiten. Kuhala verabscheute das Ding dermaßen, dass er ihm am liebsten einen Tritt versetzt hätte. Er begnügte sich jedoch damit, Meltaus übertrieben munter einen Guten Abend zuzurufen.
    Der Mann antwortete nicht, winkte nicht mal mit einer Hand. Er schwamm zur Treppe und erklomm den Steg. Dort wischte er sich die Tropfen von den Brusthaaren und zog Shorts an, der Traum vom einsamen Inselabend geriet ins Bröckeln. »Wo kommst du denn her?«
    Kuhala breitete die Arme aus und blickte sich um, als fragte er sich das auch. Dann lächelte er und machte eine um Entschuldigung bittende Geste, wobei ihm die Sonnenbrille von der Stirn auf die Nase rutschte. »Ich wusste nicht, dass ich hier auf dein Häuschen stoße. Es war so, dass ein Wasserscooter versuchte, mir den Hintern aufzureißen, und das nahm ich so persönlich, dass ich ihm gefolgt bin.«
    »Mit dem Paddelboot? Mit dem Paddelboot einem Wasserscooter hinterher?«
    »Ich habe mich ein bisschen zu sehr geärgert, ich hätte einfach weiterpaddeln sollen. Aber weil das Motorgeräusch plötzlich abbrach und ich gerade an die Südspitze der Insel kam, dachte ich, ich guck mal, ob ich hier den Herd des Unheils finde. Du solltest mit dem Ding ein bisschen aufpassen. Von mir aus kannst du mit hundert Sachen gegen die Wand des Ärztezentrums von Muurame brettern, solange du guckst, dass niemand im Weg ist.«
    Meltaus entspannte sich und nahm die Rüge zur Kenntnis, ohne ein Wort zu glauben. Das sprach er auch laut aus. Kuhala fragte, was er sonst für einen Grund gehabt haben sollte, auf die Insel zu kommen.
    »Das würde ich auch gern wissen. Du hast mich neugierig gemacht«, gab Meltaus zurück.
    Er ging an Kuhala vorbei, schnappte sich ein Handtuch von der zwischen zwei Erlen aufgespannten Wäscheleine

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