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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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befürchtete er eine Korruptionsklage. Die Verpflichtungen des Ferienjobs hatten die kaum wahrnehmbare erste Sorgenfalte in die glatte Jünglingsstirn gedrückt. Sie würde sich weiter vertiefen und bekäme mit den Jahren Gesellschaft. Kuhala verzichtete auf die Frage, ob die Anbaggerungsversuche vom Bootssteg Fortschritte gemacht hatten; er erinnerte sich an seine eigene ferne Jugend im ländlichen Havuvaara der Siebzigerjahre – auch damals war es nicht leicht gewesen. »Tschüs dann, und danke für die Information.«
    »In der Zeitung stand eine ganz kleine Meldung, dass sie das Auto in Helsinki gefunden haben, vor dem Silja-Line-Terminal. Ist da irgendein wichtiger Typ verschwunden? Was steckt da eigentlich dahinter?«
    »Die Polizei versucht den Fahrer des Passat zu finden. Scheint aber nicht richtig zu gelingen. Aber wenn dir noch etwas einfällt, zögere nicht, dich zu melden.«
    Der Junge nickte und lockte ein schüchternes Lächeln hervor, das aber gleich wieder verschwand, als er fragte, ob das Auto irgendwie mit der ermordeten Frau zu tun habe, die unter der Brücke gefunden worden war.
    »Nein. Soweit ich weiß nicht. Warum?«
    »Ich dachte bloß. Weil hier auf engstem Raum lauter furchtbare Dinge passiert sind.«
    »Das stimmt. Bis bald.«
    Der gerötete Satellitenschüsselmann ging auf die Rezeption zu und legte dem Jungen in temporeichem und streitsüchtigem Deutsch sein Problem dar, als wollte er zu verstehen geben, dass die bedrohlichen Szenarien, die sich an seinem Urlaubshimmel ballten, ausschließlich und allein die Schuld des verfluchten Campingplatzes seien und bald die bilateralen Beziehungen der beiden Länder gefährden würden, falls keine Besserung in Sicht käme.
    Kuhala begab sich mit seinem Hund zum Parkplatz, der schwarze Asphalt war von der Hitze aufgeweicht und klebte an den Sohlen der Sandalen. Er sah sich um und versuchte innerlich, so viele Theorien wie möglich über Antikainens morgendlichen Kurzbesuch auf dem Parkplatz aufzustellen, kam dann aber zu dem Schluss, dass der Mann vor seinem Verschwinden am frühen Morgen eine Runde schwimmen gewesen war. War der übergewichtige Antikainen, der sich stets am Leitfaden ungesunder Lebensgewohnheiten orientiert hatte, schlicht und einfach ertrunken, ohne dass es jemand gemerkt hatte? Die Kräfte gehen einem aus, oder es tut so plötzlich einen Schlag in der Brust, dass man nicht einmal dazu kommt, um Hilfe zu rufen. Anschließend hatte ein am Ufer lauernder Profischurke dem Polizisten Portemonnaie und Schlüssel aus der Hosentasche gezogen und war nach Helsinki gefahren, wo er mithilfe seines Funds zu einer Minikreuzfahrt aufgebrochen war.
    Die Möglichkeit eines geheimen Treffens bestand ebenfalls, aber mit wem und warum?
    Jeri trottete in den Schatten und konzentrierte sich darauf, mit zur Seite geneigtem Kopf den roten Luftballon zu beobachten, der aus dem Labyrinth der dicht an dicht stehenden Wohnmobile aufstieg. Ein Rollerskater mit schwarzem Sommerdress, Helm und Gelenkschutz sauste gierig nach vorne gebeugt über den Fahrradweg, als würde er von Dämonen verfolgt.
    Kuhala versuchte einen abrupten Übelkeitskrampf im Magen zu verscheuchen und musste ganz langsam zu seinem Wagen gehen. Er hatte sich nicht um die Anweisungen des Arztes geschert, was sich jetzt womöglich rächte, aber der Fall drückte ihm allmählich schwer aufs Gemüt. Das war ihm in seiner Karriere nur selten passiert; wenn er so etwas wie Druck oder Ehrgeiz gespürt hatte, dann hatte sich das immer auf die Lösung eines anderen Rätsels bezogen, nämlich auf die Frage, wie er die Preise für seine Dienstleistungen gestalten sollte, um nicht ständig in Zahlungsschwierigkeiten zu sein. »Jeri!«
    Kuhala trank das lauwarme, stumpf schmeckende Mineralwasser und kurbelte beide Seitenfenster herunter. Der Renault verfügte nicht über eine Klimaanlage, und die Sonne hatte aufs Dach gebrannt und die Temperatur auf Saunaniveau in die Höhe getrieben. Jeris Krallen kratzten am Resonanzkörper der Gitarre im Fußraum, im Norden hörte man ein Donnergrollen, das den Hund dazu brachte, sein Hecheln kurz zu unterbrechen.
    Die Wolke brachte sich so schnell in Stellung, dass die ersten Viertellitertropfen noch vor der Yliopistonkatu auf die Windschutzscheibe klatschten und Kuhala zwangen, die Fenster in voller Fahrt hochzukurbeln. Das war kein Sturzregen, das war achtminütige Hysterie. Kuhala musste an eine Bushaltestelle fahren und das Ende des Regens abwarten. Die

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