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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Tür wieder zuziehen, die zum Schutz der Privatsphäre angebrachten Sicherheitsketten klimperten munter.
    Erst nach minutenlanger Identifikationszeremonie und diversen Türöffnungsritualen gelangte Kuhala in den Flur, wo er sich über seine Chancen, noch weiter in die Wohnung hineinzukommen, den Kopf zerbrechen konnte. Hatte Karhunen nur seine Kontaktlinsen verloren, oder waren ein paar entscheidende Relais in seiner inneren Maschinerie abgeklemmt?
    Er kratzte sich das Fell und gähnte, die Lähmung seines Unternehmergeistes nahm sich in der heimischen Umgebung beinahe tragisch aus.
    »Ich vermiete hier nicht. Gehen Sie ans Ufer!«
    »Ich wollte über etwas anderes mit Ihnen reden. Ich bin in meiner Eigenschaft als Privatdetektiv hier.«
    »Privatdetektiv? Herrgott, in einer kleinen Stadt wie dieser kann es so was doch nicht geben.«
    Kuhala hatte das im Lauf seiner Karriere schon so oft gehört, dass es ihm nichts mehr ausmachte. Durch die schäbige Beschaulichkeit und die schäbige Spärlichkeit des Mobiliars sah die Wohnung wie ein provisorischer Stützpunkt aus, wo man sich hinlegte, um kurz zu vergessen, wie schwierig es auch in der Bootsverleihbranche war, an der Wettbewerbsfähigkeit zu feilen: Man konnte die Preise nicht erhöhen, und wenn die Seen zufroren, fror auch der Geldstrom ein.
    Kuhala kam mit seiner Geduld ans Ende und ging ungebeten weiter. Sich im Flur rufend zu verständigen, kam ihm idiotisch vor. Karhunen saß mit untergezogenen Beinen in der Couchecke und nahm einen Schluck Bier, von dem er eine ganze Flasche auf dem Sperrmülltisch reserviert zu haben schien. Seine kleine, runde Gestalt erinnerte an eine willensschwache Märchenfigur, und vielleicht war nutzloses Herumgammeln in den eigenen vier Wänden ja auch sein ureigenes Gebiet. Kuhala sah nirgendwo auch nur den geringsten Hinweis darauf, dass der Mann Privatunternehmer war. Keine Ordner, kein modernes Flackern eines Computerbildschirms.
    Der lautlos gestellte Shoppingkanal drängte den Zuschauern ein Zahnbleichungsset auf, auf dem Fußboden lagen Kleider herum. Der Zeitungsstapel auf dem Hocker vor der Balkontür drohte umzukippen.
    Kuhala fragte nach Make Honka. »Sie wissen sicher, dass es ihm schlecht ergangen ist. Ich dachte, Sie wissen vielleicht noch mehr.«
    Unter den Donner nach dem Sturm mischte sich wieder die Sirene eines Einsatzfahrzeugs. Der Mann schlotterte und schlang die Arme um sich. Er starrte Kuhala eine Weile an, als wunderte er sich, wo der plötzlich herkam. Dann schüttelte er den Kopf und richtete den Blick auf die Ereignisse im Fernseher. »Das geht mich nichts an. Es ist furchtbar. Und ich weiß nichts.«
    Der erste Satz war direkt wie von Harald Madsen, erinnerte sich Kuhala.
    »Wie kam es, dass Sie ihn eingestellt haben?«
    »Er kam selbst und fragte. Ich sagte ihm, ich könne nicht viel bezahlen, aber das schien ihn nicht zu stören … oder es störte ihn eben doch, weil er ohne was zu sagen weggegangen ist.«
    »Wie haben Sie von seiner Vergangenheit erfahren? Er wird ja kaum selbst davon angefangen haben, das wäre im Hinblick auf den Job nicht vernünftig gewesen.«
    »Kleine Kreise, da spricht sich das rum«, meinte Karhunen rätselhaft.
    Der monotone Rhythmus der Tropfen, die vom oberen Balkon auf Karhunens Geländer fielen, betonte noch die halb verschlafene Atmosphäre der Wohnung. Das stumme Zähnefletschen der Zahnmannequins lieferte eine absurde Zusatznote. Kuhala wollte wissen, ob Karhunen gemerkt habe, dass Honka am Ufer Dinge getan habe, die nicht zu seiner Arbeit gehörten. »Hat er Leute getroffen, die kein Boot mieten wollten? Ist er vor seinem unglücklichen Ende manchmal seine eigenen Wege gegangen?«
    »Nein. Ich kann mich nicht erinnern. Er war nur so kurz da, und die Saison fängt ja gerade erst an.«
    »Hatten Sie keine Bedenken, einen Mann mit so einem Leumund einzustellen?«
    »Nein … oder vielleicht … ich weiß nicht. Streit hatten wir nicht.«
    Karhunen suchte Halt an der Armlehne der Couch und sah sich misstrauisch um, als hätte er vor Kuhalas Kommen einen bösen Traum gehabt.
    »Jeder, der die Zeitung liest, weiß, dass es in dieser Gegend etwas mehr unschöne Vorfälle gegeben hat, als es die Laune des Zufalls gestattet. Ich ermittle im Mordfall Helena Jokela und war ziemlich dicht dran, sagen wir lebensgefährlich dicht, als Honka in die Luft gesprengt wurde. Zögern Sie also nicht, sich an mich zu wenden, falls Ihnen doch noch etwas einfällt.«
    Karhunen zuckte, als

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