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Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Titel: Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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Nachforschungen anstellen«, antwortete Pippa, »aber ich weiß nicht, wie, und auch nicht, wo ich anfangen soll.«
    Wieder deutete Tisserand eine Verbeugung an. »Ich bin gerne bereit, mein Wissen mit dir zu teilen. Urlaub ist dazu da, Überraschendes zu tun.«
    Erst sehr viel später, als sie bei offenem Fenster in ihrem Bett lag, den Geräuschen der lauen Sommernacht lauschte und den Tag Revue passieren ließ, fiel Pippa auf, dass Alexandre Tisserand an diesem Abend viel von ihr und ihrem Auftrag erfahren hatte. Sie hingegen wusste noch immer nicht, warum er ein so hervorragendes Deutsch sprach. Aber die Erinnerung an Pascals Blick, als er sie zusammen mit dem gutaussehenden Maler am Tisch hatte sitzen sehen, ließ sie lächelnd einschlafen.

Kapitel 5
    I m Haus war kein Laut zu hören, als Pippa bereits hellwach am geöffneten Fenster stand. Noch lagen Nebelschwaden über dem See, und die Farbpalette der Natur beschränkte sich auf Blau- und Grautöne. Sie beschloss, schon vor dem Frühstück spazieren zu gehen. Gegen die morgendliche Kühle zog sie sich eine Strickjacke über, bevor sie leise ihre Wohnung verließ und auf Zehenspitzen zum Notausgang schlich. Leise drückte sie die Verriegelung herunter und stellte einen Turnschuh zwischen Tür und Rahmen, um die schwere Eisentür später von außen wieder öffnen zu können.
    Während sie die gewundene Stahltreppe hinunterstieg, ging in der Küche des Restaurants das Licht an. Geschäftiges Geschirrgeklapper erklang, und Pippa fragte sich, ob es wohl Pascal war, der seinen Dienst antrat. Als eine klare Frauenstimme und ein tiefer Bass ein fröhliches Duett anstimmten, von dessen Text Pippa kein Wort verstand, blieb sie stehen, um Ferdinand und Lisette zu lauschen. Das muss Okzitanisch sein, dachte Pippa und stellte mit Erstaunen fest, dass sie die Volksweise bereits aus den Tälern des Piemont kannte, wo sie früher mit Leo die Ferien verbracht hatte. Schon damals hatte diese harmonische Klangmischung aus Italienisch, Spanisch und Französisch ihr professionelles Interesse geweckt.
    Sie schlenderte summend am Pool vorbei und über die Hauptstraße bis zum Staudamm, der den See schnurgerade von der dahinterliegenden Landschaft trennte. Linker Hand lag das Wasser, das für alle möglichen Wassersportaktivitäten genutzt wurde. Am Fuß des Dammes, im neuentstandenen Tal, hatte man ein Arboretum angelegt, zu dem ein gewundener Pfad hinunterführte. Pippa nahm sich vor, den Park mit seinen seltenen Baumarten bei einem ihrer nächsten Spaziergänge zu erkunden. Die Dammkrone war angelegt wie ein breiter Spazierweg, der von einer Seite von der steinernen Brüstung begrenzt wurde und von der anderen durch eine niedrige Hecke, die den Blick ins Tal vor der Staumauer kaum beeinträchtigte.
    Pippa blieb vor einem großen Findling stehen, der an den Bau des Damms erinnerte. In den drei Jahrhunderten seit seinem Entstehen hatte sich der See so gut in die Landschaft eingepasst, dass er kaum noch als künstlich zu erkennen war. Sie lehnte sich über die Steinbrüstung der Staumauer, blickte in das klare Wasser und sog tief den Duft von Pinien ein, der vom Arboretum heraufwehte. Im Osten bauten sich beinahe drohend die höchsten Gipfel der Schwarzen Berge auf, die im Zwielicht ihrem Namen alle Ehre machten. Auf der Kuppe eines Hügels oberhalb des Campingplatzes thronte in einer Lichtung ein einsames Chalet. Gerade ging hinter diesem Haus die Sonne auf und ließ es einen Augenblick lang aussehen, als wäre es ihr Zentrum. Das musste die Privatpension namens »Paradies« sein, von der Alexandre Tisserand gesprochen hatte.
    Pippa spazierte weiter und entdeckte eine Steintreppe, die auf der Landseite des Dammes zu einem Parkplatz führte, der von Besuchern des Arboretums und des Sees gleichermaßen genutzt wurde. Auf dem Parkplatz stand der Bus der Berliner Angler mitsamt Kühlwagen.
    Ich fürchte, von denen wird es hier zu jeder Tages- und Nachtzeit wimmeln, dachte Pippa und beobachtete zwei ältere und einen jungen Mann, die der Treppe gegenüber an der Brüstung zum See standen und ins Wasser sahen. Die zwei Älteren hatten Angelruten ausgeworfen, der Jüngere stand daneben, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Er beobachtete jede ihrer Bewegungen, als erwartete er eine Offenbarung. Sie unterhielten sich auf Deutsch.
    »Hier ist der Abfluss des Sees«, erklärte einer der Älteren gerade. »Wenn es geregnet hat, öffnet der Wasserwart die Schleusentore etwas weiter,

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