Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Titel: Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
Vom Netzwerk:
damit mehr Wasser zu Tal fließen kann. Dieser Sog zieht viele Fische an, die nur darauf warten, angelandet zu werden.«
    Der jüngere Mann sagte: »Klingt gut, Hotte, aber sind das nicht nur kleine Fische, die in diese Strömung geraten?«
    Hotte lachte. »Wir geben dir nur einen kleinen Grundkurs. Heute Morgen geht es nicht um den Pokal, Abel. Heute wollen wir nichts anderes gewinnen als unser Mittagessen. Richtig, Rudi?«
    Der Angesprochene, in dem Pippa den Busfahrer von der Mautstelle wiedererkannte, knurrte: »Grundkurs im Quatschen oder was? Sind wir hier, um die Flucht der Fische durch den Abfluss zu kommentieren, oder zum Angeln?«
    Pippa spähte über die Brüstung, entdeckte aber statt des erwähnten Abflusses lediglich einen leichten Wasserstrudel, der die Stelle markierte, wo das Wasser in die Öffnung im Inneren des Damms drückte.
    Sie grüßte die Angler freundlich, erntete jedoch lediglich ein desinteressiertes Kopfnicken, da in diesem Moment vom Vent Fou her ein Jogger auftauchte.
    »Guten Morgen. Ihr seid ja früh auf.« Der Jogger, ein mittelgroßer, schlanker Mann um die vierzig, trabte auf der Stelle und grinste verlegen.
    Hotte pfiff durch die Zähne und rief: »Schau an, der Lothar! Hat deine Holde dich aus dem Bettchen geschubst?«
    »Ganz egal, wo er gerade ist und was er gerade tut – einem wird er immer untreu. Entweder seiner Frau oder seinem Verein«, setzte Rudi noch eins drauf, als wäre der Jogger gar nicht da.
    »Und ich weiß nicht, was schlimmer ist.« Hotte wiegte den Kopf, als würde ihm dieser Umstand wirklich Sorgen bereiten.
    Der Jogger stand jetzt still und wand sich unbehaglich. Er hielt eine große Tüte hoch und sagte: »Ich war nur in der Küche des Vent Fou und habe frische Baguettes geholt. Brötchen gab es keine.«
    »Der Lothar backt nachts nicht mal kleine Brötchen«, feixte Hotte. »Arme Sissi.«
    Hotte und Rudi schlugen sich vor Lachen auf die Schenkel, während der jüngere Mann die Augenbrauen hochzog. Sichtlich verärgert setzte der Jogger seinen Weg fort.
    Am Ende der Dammkrone begann der Spazierweg, der in einigem Abstand zum Wasser um den ganzen See führte und dabei auch am Camp Turbulente der Legrands vorbeikam. Lisette hatte erwähnt, dass dieser Abschnitt des Seeufers zum Territorium des Vent Fou gehörte. Pippa beschloss, den Grillplatz des Campingplatzes in Augenschein zu nehmen, um entscheiden zu können, ob es sich lohnte, ihn einmal selbst zu nutzen.
    Das einige Meter entfernt liegende Camp, das aus etlichen Zelten unterschiedlicher Größe bestand, war trotz der frühen Stunde bereits belebt. Ein paar Männer deckten einen mit Wachstuch bedeckten Tapeziertisch; ein weiterer hantierte mit einem Gaskocher.
    Ein athletischer Mann mit Bürstenhaarschnitt brachte Pippa zum Lächeln: Wichtigtuerisch lief er von einem zum Nächsten und erteilte Befehle, die von den Angesprochenen weitgehend ignoriert wurden.
    »Disziplin, Leute«, forderte er herrisch, »sonst ist das Frühstück heute Mittag noch nicht fertig! Wir sind schließlich nicht zum Spaß hier!«
    »Doch, Blasko, sind wir«, konterte ein Hüne, der ein Tablett mit einer opulenten Käseauswahl trug.
    Pippa erkannte ihn sofort: Er war der Mann, der an der Mautstelle die Schranke abgerissen hatte, als wäre sie ein Streichholz. Das ist also die komplette Angel-Equipe, dachte sie, die Kiemenkerle aus Berlin. Pascal hatte erwähnt, dass der Verein für zwei Wochen nicht nur das Camp, sondern auch die Angelrechte gemietet hatte – und das Leuchten seiner Augen hatte Pippa verraten, dass dies für den Koch ein lukratives Geschäft war.
    Sie hob die Hand und winkte dem Riesen einen Gruß zu. Der stellte sofort sein Tablett ab und kam strahlend auf sie zu.
    »Das ist aber schön, Sie hier zu treffen«, sagte er überschwänglich und hielt ihr eine riesige Pranke entgegen.
    Pippa nahm sie vorsichtig, und der Mann packte zu, indem er seine zweite Hand schützend über die ihre legte.
    »Sind Sie auch Anglerin?«, fragte er hoffnungsvoll.
    Pippa war sich bewusst, dass sie allgemeine Aufmerksamkeit bei den anderen Männern erregten, als sie lachend erwiderte: »O nein. Vom Fischen habe ich keine Ahnung – nur vom Fisch essen.«
    »Das heißt Angeln, Gnädigste«, sagte eine nasale Stimme hinter ihr. »Wann werdet ihr Weiber euch diesen Unterschied endlich merken? Ihr findet euch doch auch blind zwischen zig Gesichtscremes zurecht und merkt euch die Namen von hundert verschiedenen Designern!«
    Pippa

Weitere Kostenlose Bücher