Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
Kombination aus Kneipe und Tabakladen, perfekt als Sammelstelle für Tratsch und Informationen.«
»Sprecht ihr Französisch?«, fragte Pippa die beiden Freunde.
»Wir können Gebärdensprache …« Rudi fuhr sich mit einer Hand quer über seinen Hals und stieß ein Röcheln aus. » Das dürfte jeder verstehen.«
Die Runde lachte, und Abel sagte: »Ich begleite euch. Mein Französisch ist recht gut – und wird mit jedem Pastis flüssiger.«
»Okay.« Blasko machte sich eine Notiz auf dem Einsatzplan. »Bruno und ich übernehmen den Tennisplatz und befragen den Besitzer. Einverstanden, Bruno?«
Dieser nickte. »Sportplätze sind gut. Verdammt gut. Da gibt es immer Leute, die über alles Bescheid wissen.«
»Und euer Französisch?« Pippa konnte sich die Nachfrage nicht verkneifen.
Bruno strahlte. »Blasko war schon mal auf einem deutsch-französischen Manöver!«
»Ich war bei der Brigade franco-allemande !«, korrigierte Blasko stolz. »Informationsbeschaffung somit gesichert.«
»Nicht schlecht«, sagte Pippa beeindruckt, »aber du hast Vinzenz vorhin nicht erwähnt. Hat er keine Lust, mitzumachen?«
»Der wollte irgendwas besorgen«, meldete sich Wolfgang Schmidt zu Wort.
Und ich kann mir auch denken, was – und mit wem. Pippa grinste, als sie an den Plan dachte, der am Abend zuvor ausgeheckt worden war.
»Sieht also so aus, als wären wir nur zu zweit, mein Schatz. Wir ziehen zusammen los, wie in alten Zeiten auf Schreberwerder«, fuhr Schmidt fort.
Pippa schüttelte den Kopf. »Später gerne, aber jetzt will ich erst in die Rue Cassoulet.«
»Nicht nur du«, dröhnte Blasko, »auch die Fußtruppen müssen den Kriegsschauplatz inspizieren.«
Das geht auf keinen Fall, dachte Pippa alarmiert, Tibor weiß von nichts, und wenn die ganze Bande dort aufmarschiert … »Kommt nicht in Frage. Nur Wolfgang und ich.«
Bruno sah sie gerührt an. »Kann man verstehen. Sie will endlich mal mit Wolle allein sein. Können wir alle verstehen. Wirklich alle. Wir gucken dann einfach später mal über den Zaun.«
Als alle gemeinsam das Vent Fou verließen, nahm Wolfgang Schmidt Pippas Hand. »Etwas verliebter, bitte«, flüsterte er.
Pippa knirschte mit den Zähnen und warf ihm einen giftigen Blick zu. Kaum waren die anderen Männer außer Sichtweite, riss sie ihre Hand aus der seinen, so als hätte sie sich verbrannt. Auf dem kurzen Weg zu ihrem Ziel achtete sie sorgfältig darauf, Abstand zu halten.
»Wir sind da«, sagte sie schließlich und öffnete das Gartentor.
Aus dem Dachgeschoss des Hauses drangen Stimmen und hämmernde Geräusche.
»Tibor? Sind Sie da?«, rief sie laut, und ein kleiner, drahtiger Mann mit sonnenverbranntem Gesicht und schwarzem Haarschopf kam neugierig heraus.
»Madame Pippa?«, fragte er.
Als sie nickte, trat er strahlend auf sie zu und schüttelte ihre Hand, die in seiner schwieligen Pranke beinahe zerquetscht wurde. Obwohl er dem hünenhaften Bruno vermutlich kaum bis zur Schulter reichte, waren Tibors Hände noch größer als die des sanften Riesen.
Der Polier stürzte sich in einen weitschweifigen Bericht über den Stand der Bauarbeiten und nickte nur kurz, als Wolfgang Schmidt fragte, ob er die Toilette benutzen dürfe, und im Haus verschwand.
»Ein Freund von Ihnen?«, fragte Tibor.
»So etwas Ähnliches«, sagte Pippa, »er ist mit Freunden auf Angelurlaub hier. Sie planen einen Wettbewerb.«
Der Polier horchte auf. »Angeln? Um die Wette? Großartig. Meinen Sie, die Jungs und ich können zusehen?«
Ach herrje, dachte Pippa, wie soll ich es Franz Teschke erklären, wenn noch mehr Leute seine Fische vergraulen?
»Ich kann ja mal nachfragen«, sagte sie zögernd und beschloss, rasch das Thema zu wechseln. »Wie wollen wir in den nächsten Wochen vorgehen? Soll ich jeden Tag zur gleichen Zeit auf die Baustelle kommen? Zum Beispiel kurz vor Feierabend? Wenn irgendetwas Wichtiges entschieden werden muss, bin ich auch leicht über das Vent Fou erreichbar. Sie brauchen nur eine Nachricht an der Rezeption zu hinterlassen.«
Tibor winkte ab. »Nicht nötig, dass Sie jeden Tag herkommen. Wir kommen gut allein zurecht. Schließlich habe ich Madame Peschmann versprochen, Sie nur im Notfall zu stören. Meine Jungs und ich sind ein eingespieltes Team. Fragen Sie Lisette.«
Jetzt habe ich seine Berufsehre angekratzt, weil ich ihm über die Schulter schauen will. Da ist meine ganze Diplomatie gefragt, dachte Pippa, denn ganz bestimmt hätte Pia mich nicht den weiten Weg
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