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Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Titel: Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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hierher geschleift, wenn sie Tibor das Versprechen abgenommen hätte, mich nicht zu stören.
    Wolfgang Schmidt kam zurück. »Da haben Sie aber noch einiges vor. Das Haus hat die Renovierung mehr als nötig«, sagte er zu Tibor.
    »Sie sind einer der Angler?«, erwiderte der, ohne auf Schmidts Frage einzugehen. Als dieser nickte, fuhr der Polier eifrig fort: »Haben Sie schon einen Buchmacher? Ich könnte das für Sie arrangieren. Meine Jungs und ich …«
    Zu Pippas Überraschung fiel der Kommissar dem Polier sofort begeistert ins Wort. »Das ist eine brillante Idee! In welcher Höhe würde sich denn der zusätzliche Ansporn für uns Angler bewegen?«
    Die beiden stürzten sich in eine Diskussion über Anteile und die Möglichkeit, durch zahlende Zuschauer noch weiteres Potential aus dem Wettbewerb kitzeln zu können.
    »Ich kümmere mich um alles«, versprach Tibor mit glänzenden Augen. »Natürlich außerhalb meiner Arbeitszeit«, fügte er mit einem schnellen Seitenblick zu Pippa eilig hinzu.
    Schmidt und er schüttelten einander die Hand wie alte Freunde. »Kommen Sie doch zu uns ins Camp, bevor wir heute zum Nachtangeln aufbrechen«, sagte der Kommissar. »Die anderen werden begeistert sein.«
    »Was war das denn gerade?«, sagte Pippa zu Wolfgang Schmidt, als sie das Grundstück verlassen hatten. »Ein Staatsbeamter wie du sollte eigentlich wissen, dass privates Glücksspiel mit Geldeinsatz verboten ist.«
    Schmidt setzte ein harmloses Gesicht auf. »Geld? Wer hat denn etwas von Geld gesagt? Es geht um Ansporn, und der muss zugkräftig sein und zu Höchstleistungen anstacheln. Du als Übersetzerin solltest das eigentlich wissen.«
    »Verschone mich mit deiner Wortklauberei. Natürlich geht es um Geld. Und wann hat je etwas mehr angespornt als Geld? Menschen morden dafür – aber wem erzähle ich das?«
    Schmidt antwortete nicht, sondern beschleunigte stattdessen seine Schritte, so dass Pippa alle Mühe hatte, mitzuhalten.
    »Himmel – musst du so rennen? Wo gehen wir überhaupt hin?«, rief sie außer Atem.
    Er blieb kurz stehen und wartete auf sie. »Wo man so hingeht, wenn man einen Mord aufklären will«, sagte er. »Zur Polizei.«
    Die Polizeistation befand sich in einem winzigen Gebäude neben der Auberge Bonace . Ohne den blauen Gendarmerie-nationale -Schriftzug hätte es wie ein normales Einfamilienhaus ausgesehen.
    An einem Schreibtisch hinter dem abgeschabten Tresen saß ein Polizist mittleren Alters. Er las so konzentriert in einem Groschenroman, dass er beim Lesen die Lippen bewegte. Bei ihrem Eintreten sah er auf und schlug mürrisch das Heft zu.
    Er liest einen Nackenbeißer, dachte Pippa amüsiert, als sie auf dem Titelbild des Heftes einen breitschultrigen Mann entdeckte, der dem zarten Mädchen vor ihm auf die weißen Schultern schmachtete. Die habe ich in der Pubertät verschlungen. Ätherische Wesen zähmen ständig widerborstige Helden, die sie dann liebestrunken auf Händen in den Sonnenaufgang tragen. Leider trug mein Leo viel zu schwer an seiner eigenen Eitelkeit, als dass es für mich auch noch gereicht hätte.
    In diesem Moment erhob sich der Gendarm widerwillig von seinem hölzernen Drehstuhl. Ein handgeschriebenes rot-gelbes Schild auf dem Tresen wies ihn als P. Dupont aus.
    Ohne lange Vorrede zückte Wolfgang Schmidt seinen Polizeiausweis und hielt ihn dem Gendarmen unter die Nase. »Kommissar Schmidt aus Berlin, Kollege Dupont. Ich benötige Amtshilfe. Meine Freundin hier«, er wies mit einem Nicken auf Pippa, »hat Grund zu der Annahme, dass die Besitzverhältnisse des Hauses Rue Cassoulet 4 nicht eindeutig geklärt sind. Ihre Freunde«, wieder ein Nicken in Richtung Pippa, »renovieren momentan das Haus und sind nicht sicher, ob mit dem Kaufvertrag alles seine Richtigkeit hat. An wen können wir uns wenden, um die Bedenken auszuräumen?«
    Dupont wirkte alarmiert. Er richtete seine Dackelaugen auf Schmidt und hob beide Hände in einer Keine-Ahnung-Geste. Dann seufzte er demonstrativ und warf einen sehnsüchtigen Blick hinüber zum Groschenheft. »Wir sind die Polizei. Mit An- und Verkäufen von Immobilien haben wir nichts zu tun.«
    Der Herr Gendarm ist nicht erpicht darauf, sich stören zu lassen, und schaltet auf verständnislos, dachte Pippa enttäuscht. Und das trotz Wolfgangs erstaunlich lupenreinem Französisch und Lisettes Deutschkursen.
    Aber Schmidt war nicht gewillt, aufzugeben und den desinteressierten Gendarmen wieder seiner romantischen Lektüre zu überlassen.

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