Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
Regenabdeckung für den Pool zurecht.
Pippa zog die Knie an und vergrub das Gesicht in den Händen. Zu gern hätte sie sich jetzt bei irgendjemandem Rat geholt. Leise Schritte auf der eisernen Wendeltreppe ließen sie den Kopf heben.
Lisette kam herauf und setzte sich neben sie. »Ist Ihre Rangliste gerade durcheinandergeraten, meine Liebe?«
»Hier spricht sich ja alles sehr schnell herum«, sagte Pippa.
»Es ließ sich nicht übersehen. Besser gesagt: überhören. Pascal flucht in der Küche vor sich hin, lässt alles fallen und hat das Soufflé versalzen. Das ist ihm noch nie passiert. Aber man sagt ja: Wenn der Koch verliebt ist …«
»Schön, dass er wenigstens anderen gegenüber deutlich wird – ich konnte über seine Absichten bisher nur spekulieren.«
»Er ist eben schüchtern«, sagte Lisette und lächelte, »wir Elsässer sind so. Nicht so feurig wie die Leute hier – und erst recht nicht wie Ihr Italiener. Aber dafür sind wir treu und verlässlich.«
»Ach ja? Treu? Und was ist mit Tatti?«
»Tatjana Remmertshausen.« Lisette seufzte. »Die ist ein Kapitel für sich.«
»Dann schlagen Sie es bitte für mich auf und lesen mir daraus vor. Ich denke, unter diesen Umständen sollte ich Bescheid wissen, denken Sie nicht?«
Lisette warf einen Blick zu Tatjanas Fenster hinauf und vergewisserte sich, dass es geschlossen war. Trotzdem senkte sie die Stimme, als sie sagte: »Tatjana wollte mit Pascal ihren Mann eifersüchtig machen. Und ihn zum Handeln zwingen. Pascal war damit einverstanden.«
»Sie meinen, die Liebelei war abgesprochen?« Damit hatte Pippa nicht gerechnet.
»Es war keine Liebelei, sondern Schauspielerei. Aber es hat nichts genützt. Gerald Remmertshausen hat nicht reagiert. Er hat in aller Ruhe zugesehen und darauf gewartet, dass sie zu ihm zurückkommt. Das tut sie immer. Sie geht immer zu ihm zurück. Jedes Mal. Nach jedem Versuch, ihn aus der Reserve zu locken. Nur diesmal nicht.«
»Sie hat sich wirklich in Pascal verliebt?«, fragte Pippa erstaunt.
Lisette deutete über das Anwesen. »Wohl eher in all das hier. Als Chefin des Vent Fou bewundert werden und im Mittelpunkt stehen – das würde ihr gefallen.« Sie machte eine kurze Pause und fuhr mit harter Stimme fort: »Aber uns nicht.«
Aha, Pascal darf also nicht jede x-Beliebige mit nach Hause bringen, dachte Pippa, sein Erbe ist doch an Bedingungen geknüpft.
»Pascal braucht keine hübsche Puppe zum Repräsentieren – er braucht eine tatkräftige Frau. So wie Sie, Pippa. Wie ist es mit Ihnen? Ist Pascal Teil Ihrer Zukunftspläne?«
Pippa verschlug es die Sprache. Ob Pascal seine Chefin vorgeschickt hatte, um die Lage zu sondieren und sie weichzukochen?
Sie fand, dass diese direkte Frage eine Grenze überschritt, zumal es zwischen Pascal und ihr bisher keine Situation gegeben hatte, die mehr als freundschaftlich war. Ehrlicherweise musste sie allerdings zugeben, dass sie sich nicht gewehrt hätte, wäre es zu einem Kuss gekommen.
Pippa spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde, weil sie mit der einzig möglichen Antwort auf Lisettes Frage, einem klaren und deutlichen Nein, bereits viel zu lange gewartet hatte.
Lisette nickte zufrieden, erhob sich und sagte: »Lassen Sie sich mit Ihrer Entscheidung nicht zu viel Zeit, Pippa. Wie ich höre, werden Sie demnächst vierzig. Ihre biologische Uhr tickt. In Ihrem Alter kann man sie leider kaum noch überhören.«
Sie stieg ein paar Stufen hinab und fuhr fort: »Machen Sie nicht den gleichen Fehler wie ich – ich habe stets vermeintlich wichtigere Dinge vorangestellt: Arbeit, Arbeit, Arbeit, das Hotel, die Abzahlung der Schulden. Und dann war es zu spät.«
»Sie haben keine Kinder?«
»Nur Jean, wenn man so will.«
»Die Didiers haben also recht: Es ging Ihnen nicht allein darum, Jean hier als Erben einzusetzen.«
Lisette nickte traurig. »Ich will ehrlich sein. Es war eine ganze Menge Eigennutz dabei. Wir wollten Jean ganz auf unsere Seite ziehen. Wir wollten einen eigenen Sohn.« Sie wandte den Blick ab. »Ohne uns hätte er sich seinem Vater gegenüber nicht so stark gefühlt, hätte sich nicht so aufgeführt. Auch wir tragen Schuld an dieser Geschichte.«
Spontan entschied Pippa, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war, Lisette mit Catelines Bitte zu konfrontieren.
Lisette hörte ihr mit unbewegtem Gesicht zu, ohne sie zu unterbrechen. Als Pippa schilderte, weshalb sie annahm, dass Cateline Jean nicht wiedersehen wollte, schüttelte Lisette vehement den
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