Tote gehen nicht
wollte das nicht. Glaube mir! Es tut mir so leid!«
»Schnell, einen Arzt!«, hörte er jemanden rufen.
Edgar war kurz davor, sich in alter Gewohnheit zu melden: »Ich bin Arzt!« Aber seine Stimme versagte ihm.
Es wurde telefoniert, Notarzt und Krankenwagen angefordert, man gab die Position durch, man machte es dringend. Kein schönes Gefühl, wenn es um einen selbst ging, stellte Edgar fest. Es würde Stunden dauern, bis ein Krankenwagen in dieser Wildnis eingetroffen war. Wo befanden sie sich überhaupt? Er wusste es nicht mehr. Er wusste überhaupt nichts mehr.
Er hörte ein leises Wimmern, das aus Ritas Richtung kam. Ihr Blick ruhte flehentlich auf ihm. Tränen standen in ihren Augen. »Ich wollte das nicht, Edgar!«, stieß sie hervor. »Du musst mir glauben. Verzeih mir!«
»Wenn ich meine Arme herunternehmen dürfte«, hörte Edgar den Fremden hinter sich fragen, mit einer Stimme, die ihm bekannt vorkam.
»Kommt nicht infrage!«, bellte Neugebauer.
»Ich bin Arzt«, sagte die Stimme.
»Wie heißen Sie?«
»Dr. Lutz Winkelmann«, tönte es respektgewohnt.
Edgar fuhr zu ihm herum und versuchte seinen Blick aufzufangen, aber Lutz vermied es, ihn anzusehen.
»Ach, der!«, stieß Neugebauer hervor und schien es plötzlich nicht mehr für eine gute Idee zu halten, den Wettgegner als Notarzt einzusetzen. Er trat näher und musterte Edgars blutenden Arm, als überlege er, ob er die Wunde nicht selbst behandeln könne.
»Dr. Lutz Winkelmann?«, krähte Sonja Senger von der Bank aus. »Sind Sie auch sicher, dass Sie ein Arzt sind?«
»Was soll das heißen?«, rief Neugebauer.
»Wir haben keine Zeit, zu diskutieren«, mahnte Lutz und verdrehte die Augen.
»Bitte!«, flehte Rita. »Oder lassen Sie mich ihm helfen, sonst verblutet er noch.«
»Und wer sind Sie?«, fragte Neugebauer.
»Ich bin Krankenschwester.«
»Und Ihr Name?«
Rita murmelte etwas.
»Wie bitte?«
»Rita Funke.«
»Ach, Sie sind das.« Neugebauer musterte sie und seufzte ergeben. »Wegen Ihnen findet hier die ganze Veranstaltung nämlich statt, und ich habe langsam die Faxen dicke ...«
»Lassen Sie mich Edgar helfen, bitte, ehe ...«
»Rita Funke?«, krähte Sonja Senger wieder von der Bank aus. »Sind Sie so eine Krankenschwester wie Winkelmann ein Arzt ist?«
»Was soll das schon wieder heißen!«, rief Neugebauer ungeduldig.
»Hören Sie«, mischte sich Lutz ein und wies mit dem Kinn auf Edgar. »Es wird eng für ihn, wenn Sie sich nicht der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machen wollen ...«
»Okay. Machen Sie schon. Aber flott. Und nur so lange, bis ein richtiger Arzt kommt.«
»Danke!«, stöhnte Rita auf und bedachte Edgar mit einem sehnsüchtigen Blick.
Lutz schaffte seinen Rucksack herbei und zerrte ein langes Tuch und ein Knäuel daraus hervor.
»Jemand muss mir helfen.«
»Ich!«, flehte Rita und faltete bettelnd die Hände.
»Hände hoch!«, pfiff Neugebauer sie zurück und gab Brummer ein Zeichen, zu Hilfe zu eilen.
Lutz presste das Knäuel, ein zusammengerolltes Sockenpaar, auf die offene Wunde am Handgelenk. »Festhalten. Nicht loslassen!«, befahl er seinem Assistenten Brummer, der in einer Hand noch seine Pistole hielt. Zu Edgar sagte er die beruhigenden Worte: »Ist nur die Pulsader, Kumpel, mach dir keine Sorgen. Du kennst mich. Ich lasse dich nicht draufgehen.«
»O Gott!«, stöhnte Rita auf und blickte in den Himmel.
Lutz zog Edgar die Jacke aus, riss ihm das Shirt über den Kopf und zerriss das Tuch, sein Halstuch, der Länge nach. Die eine Hälfte band er um die Mitte des nackten Oberarmes und zog so fest zu, dass Edgar hervorstieß: »Das reicht, Mensch!«
»Schnell. Ich brauche zwei kurze dicke Äste!«, schickte Lutz seinen Assistenten los und übernahm mit der anderen Hand so lange die Socke auf dem Handgelenk.
Kurz darauf schob er einen Ast zwischen den Knoten und konnte damit seine Position sichern. Die Socke wurde mit der anderen Hälfte des Halstuches zu einem Druckverband und dieser mit dem zweiten Stock fixiert.
»So«, sagte Lutz, noch immer über Edgar gebeugt. »Das reicht erst einmal. Halt durch, Kumpel.«
»Du musst den Arm und die Füße hochlagern!«, mischte sich Rita Funke ein. Ihr Ton war nicht mehr flehend, sondern fordernd.
Lutz schob seinen Rucksack so unter den behandelten Arm, dass die Hand erhöht lag.
»Gut«, lobte Rita ihn. »Jetzt gib ihm was zu trinken.«
»Schluss!«, bellte Neugebauer. »Aufstehen! Hände hoch! Ich will kein Wort mehr hören!«
»Zu
Weitere Kostenlose Bücher