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Tote gehen nicht

Tote gehen nicht

Titel: Tote gehen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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gefährlich gelb-dunkle Farbe annahmen, die ein dräuendes Gewitter ankündigte. Blaue Flecken wurden zur Rarität. Der Wind wurde stärker und böiger.
    Edgar ließ seinen Blick über die Wacholderheiden wandern. Nicht einmal harmlose Wandersleute, von denen er hätte annehmen können, dass sie keine waren, streiften ziellos und beiläufig über den Kalvarienberg. Die Sicht war weit und frei, und wenn Rita nicht hinter einem Wacholderbusch kauerte, war sie nirgendwo. So wie die beiden Bodyguards, die der Oberstaatsanwalt angekündigt hatte?
    Die Kommissare, mit denen Edgar die letzte Nacht in einem Dreibettzimmer hatte verbringen müssen, hatten sich am Morgen mit den Worten: »Keine Sorge, wir passen auf Sie auf, junger Mann« verabschiedet.
    Neugebauer und Brummer hießen sie. Diese Namen würde er so schnell nicht vergessen. Nicht nur wegen dieser denkwürdigen Nacht, sondern vor allem wegen des menschenunwürdigen Eifelsteig-Abtriebs, den sie mit ihm und Guido am Tag zuvor veranstaltet hatten.
    »Sieht nach Regen aus«, sagte die Kommissarin voraus.
    »Keine Regensachen dabei?«, fragte Edgar.
    »Doch. Aber meine Sonnenbrille macht sich nicht gut bei Regen.«
    »Es gibt Menschen, die haben eine so extreme Lichtallergie, dass sie nur mit einer Sonnenbrille auf die Straße können und ....«
    »Ich bin nicht Hannelore Kohl!«, wies sie ihn zurecht.
    »Sorry, aber ich habe Ihren Namen vergessen, Frau Kommissarin. Es war ein schrecklicher Tag gestern. Mir schwirrte so viel durch den Kopf.«
    »Sonja Senger. Hauptkommissarin.«
    »Richtig«, sagte Edgar in Richtung Panorama.
    »Ich habe viel über das nachgedacht, was Sie über Stalking sagten«, sagte er nach einer Weile.
    »Das war Sinn der Sache.«
    »Ich war vermutlich zu leichtsinnig.«
    »Ja, aber damit sind Sie nicht allein. Die meisten warten, bis etwas passiert ist. Aber Sie als Arzt, Sie hätten es besser wissen müssen, oder?«
    Edgar lachte leise auf. »Das denken alle, aber auch ein Arzt kann sich in den wenigsten Fällen selbst heilen. Wir entwickeln in unserem Privatleben häufig so etwas wie eine Betriebsblindheit.«
    »Sie meinen so wie Lehrerkinder, die oft schlecht erzogen sind?«
    »Da! Da! Da!«
    Als Sonjas Blicke seinem ausgestreckten Fingerzeig folgten, war der Blitz schon erloschen. Kurz darauf klang ein Grollen aus der Ferne herüber. Eine warme Bö fegte über sie hinweg. Sie hob den Finger. »Es geht los«, meinte sie und band die Kordel ihres Südwesters fester ums Kinn.
    »Der Eifelsteig ist wirklich abwechslungsreich, kann ich nur bestätigen. Ich hatte Regen, Sonne und Nebel«, sagte Edgar. »Jetzt noch ein schönes Gewitter obendrauf, und er hat sich mir von seinen schönsten Seiten gezeigt.«
    Als der erste dicke Regentropfen auf ihrem Knie landete und einen kreisrunden, dunklen Fleck hinterließ, gab sie das Zeichen zum Aufbruch und sagte: »Sie müssen wissen, Wandern ist nicht gerade meine Spezialität.«
    »Darum haben Sie sich so beeilt?«, fragte Edgar und lächelte zaghaft.
    »Ja, ich will es einfach so schnell wie möglich hinter mich bringen.«
    Beim Abstieg vom Kalvarienberg heftete sie sich an Edgars Fersen. Er fiel aus alter Gewohnheit in Trab, aber sie hatte keine Mühe, ihm zu folgen. Einmal hörte er sie stolpern, aber sie fing sich mit ihren Wanderstöcken auf. Am Fuß des Berges mündete rechts ein schmaler Teerweg aus Alendorf kommend auf den Eifelsteig, wo auf dem Seitenstreifen zwei Autos dicht hintereinander parkten, ein rotes hinter einem silbernen.
    Sonja ging an Edgars rechter Seite, als sie den linken Teleskop-Stock vom Handgelenk löste, sich unter den Arm klemmte und nach seiner Hand griff. Er zuckte zusammen, aber er ließ sie nicht los.
    »Keine Sorge«, sagte Sonja und sah zu ihm auf, »ich werde nicht versuchen, Sie zu küssen.«
    »Schade«, sagte er und sah schmunzelnd auf ihren Südwester.
    Einträchtig Hand in Hand folgten sie in einer scharfen Linkskehre dem Eifelsteig und erreichten nach einigen hundert Metern das breite, idyllische Lampertstal. Nach einem Blick in den kleinen Bach, der neben dem Weg dahinplätscherte, stellte Sonja fest: »Kaum Wasser drin, trotz der letzten Regentage.«
    »Es ist ein Verlierbach«, erklärte Edgar.
    »In der Tat.«
    Er schüttelte ein wenig den Kopf. »Das bedeutet, sein Untergrund ist so kalkhaltig, dass das Wasser versickert, ehe es weiterfließen kann. Gleich kommen wir an das Schluckloch.« Er zeigte auf eine kleine Brücke. »Da verschwindet der Lampertsbach

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