Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
Vom Netzwerk:
mittags auch nicht aufzustehen gedenkt, zappt sich vermutlich mal wieder durch das Elend der Fernsehprogramme.
    Ich ziehe mir meinen zwanzig Jahre alten Bademantel über, schlüpfe in nicht minder würdelose Adiletten und schleppe mich zu ihr ins Wohnzimmer.
    «Hey», sage ich.
    «Hey», sagt sie.
    Bevor ich mich setze, hole ich mir aus der Küche ein Müsli. Wie beruhigend, dass sich hier wieder alles in grauenhafter Unordnung befindet und das ungespülte Geschirr in der Spüle vor sich hin stinkt.
    Melina ist wieder in der Spur, denke ich. Sie ist wieder die Alte.
    «Was gibt’s denn?», frage ich mit Blick auf die Glotze und haue mich aufs Sofa.
    «Nix», antwortet Melina und schaltet zu einem Frauen-Boxkampf um.
    «Frauenboxen ist scheiße», murrt sie.
    «Männerboxen genauso», füge ich hinzu, und wir beide nicken.
    Ein paar Minuten lassen wir die sich ins Gesicht hauenden tätowierten Frauen auf uns wirken, dann erhebe ich mich und sage feierlich: «Schluss damit! Nun wird es Zeit, dich in die hohe Kunst des Fernsehens einzuweisen.»
    Melina runzelt die Stirn.
    «Meine liebe Tochter, du bist nun fast siebzehn, da wird es Zeit für einen Massenmörder. Du bist alt genug, um unter meiner väterlichen Obhut mit der Serie ‹Dexter› zu beginnen.»
    Ich hole die DVD -Boxen der ersten sechs Staffeln aus dem Schrank und stelle sie vor Melina auf den Tisch.
    «Ich sage dir, so etwas Hervorragendes hast du noch nicht gesehen. Darfst du auch gar nicht, die Serie ist erst ab achtzehn und nichts für Zartbesaitete oder kleine Kinder. Also für uns beide heute Nacht genau das Richtige.»
    Melina grinst zufrieden, und so gucken wir bis fünf Uhr in der Frühe dem in Miami bei der Spurensicherung arbeitenden Dexter Morgan beim Morden von bösen Menschen zu. Erschöpft, aber zufrieden schalte ich den Fernseher aus.
    «Och Mann», protestiert Melina, «komm, bitte, noch eine.»
    «Okay», sage ich und schalte den Fernseher wieder ein.
    Während der Vorspann läuft, frage ich: «Sag mal, wie würdest du es denn finden, wenn wir nach Berlin ziehen würden?»
    Melina sieht mich verwundert an.
    «Wie? Wenn wer nach Berlin ziehen würde? Wir alle?»
    «Ja. Mama könnte dann ja, äh, nachkommen.»
    Melina schweigt sehr lange und antwortet dann: «Nicht gut.»
    «Wieso? Wäre das nicht auch spannend für dich? Mal in einer richtigen Großstadt wohnen? Du könntest auch dort dein Abitur machen.»
    Melina richtet sich vom Sofa auf, während in der Morgendämmerung draußen die ersten Vögel zu lärmen beginnen.
    «Ich wollte dir … äh», stottert sie, «äh, das in den nächsten Tagen eigentlich erst sagen … äh, also …»
    «Ja?»
    «Ich will kein Abitur machen.» Sie sieht meinen schreckgeweiteten Blick. «Jedenfalls noch nicht gleich.»
    «Oh … aha.»
    «Ich will eine Ausbildung machen. Und ich habe auch schon einen Platz.»
    Nun stoppe ich die DVD .
    «Wo, wie, was?», frage ich.
    «In Gießen. Bei der Polizei.»
    Ich bekomme einen Hustenanfall.
    «Du willst Polizistin werden?», schreie ich meine Frage nahezu heraus.
    «Ja, wieso denn net?», keift sie zurück.
    Weil … weil … weil … Ich weiß es auch nicht. Es fühlt sich einfach nicht gut an. Doch das will ich ihr nicht sagen. Es ist ihr Leben, und sie scheint es tatsächlich zu wollen. Sie hat sich darum gekümmert, selbständig, hat sich ohne Hilfe einen Ausbildungsplatz organisiert. Das ist schon mal der erste Unterschied zu ihrem Vater, der das alles von seinem Vater hat in die Wege leiten lassen. Melina ist anders als ich. Warum soll sie es nicht versuchen?
    «Du hast recht, Melina. Warum nicht? Probier es ruhig aus. Ich trau’s dir zu», sage ich, um zu vermeiden, dass sie das Gespräch gleich abbricht. «Aber, willst du nicht doch erst das Abitur machen?»
    «Ich kann die fuck Schule nicht mehr sehen. Ich muss was anderes machen, mit mehr Praxis.»
    «Hmm.»
    «Ich kann mein Abi dann ja immer noch nachholen, wenn ich will.»
    Stimmt, das kann sie.
    Auch wenn ich ihre Idee, die Schule abzubrechen, nicht vorbehaltlos super finde, ihre Entschlusskraft beeindruckt mich.
    Mit dieser Energie kann Melina tatsächlich einmal eine gute Polizistin werden. Auf jeden Fall eine deutlich bessere als ihr zaghafter Vater.
    Melina schaut zufrieden, weil es nun endlich raus ist, und erinnert mich, der sich inzwischen vor Müdigkeit kaum mehr auf den Beinen halten kann, daran, dass wir doch noch eine weitere Folge «Dexter» zu gucken hätten.
    So hauen wir uns

Weitere Kostenlose Bücher