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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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sitzt schief, Brüderchen», sagt sie.
    Ich setze mich aufrecht hin.
    «Nee, nee», sagt sie kopfschüttelnd.
    «Was, nee, nee?»
    «Nee, nee. In dir, in dir bist du schief.»
    «So, so, in mir bin ich schief?»
    Ulrike zeichnet nun mit ihren Händen irgendwelche Wirbelsäulenverläufe nach.
    Ich höre geduldig zu und sinniere darüber, dass «In dir bist du schief» ein schöner Schlagertitel wäre. «In dir bist du schief. Please let me explain.»
    Ulrike kramt in ihrer Tasche und legt mir ein Faltblatt auf den Tisch.
    «Empfehle ich dir, Bruder. Wird dir guttun, da bin ich sicher», sagt sie und deutet mit dem Finger auf den Schriftzug
Klangschalenmassagenreise für Anfänger
.
    «Die Kursleiterin, die Mareike, die ist prima. Die kenne ich von verschiedenen schamanischen Reisen.»
    «Hmm, klingt ja, äh interessant», sage ich und packe die Broschüre schnell weg. «Komm, lass uns mal einen Kuchen aussuchen.» Ich brauche etwas Handfestes.
    Wir gehen zur Kuchentheke, suchen uns die sahnigsten Exemplare aus, bestellen zwei Kännchen Kaffee, setzen uns wieder, und ich erzähle ein bisschen von der gemeinsamen Zeit mit Papa im Keller.
    «Du bist wirklich schief», unterbricht sie mich plötzlich.
    «O.k., mag ja sein, aber das ist doch bestimmt nicht der Grund, warum du dich mit mir treffen wolltest.»
    «Ach so, nahein», lacht sie, während vor ihr ein Turm von Torte aufgetischt wird. «Eigentlich wäre es ja nun an der Zeit, mich langsam von hier zu verabschieden. Vater ist wieder da, und auf mich zu Hause warten, na ja, da warten … meine Blumen zum Beispiel.»
    Ich nicke und versuche weiterhin, so gerade wie möglich zu sitzen, weshalb jetzt mein Nacken zu schmerzen beginnt.
    «Doch pass auf, lieber Henning, das Leben geht aber oft seine ganz anderen Wege, überraschende, verrückte, aufregende, unerwartete, seltsame, merkwürdige, unglaubliche, verwirrende, verstörende, wundersame, … hmm, wie soll ich das jetzt sagen?»
    «Ach, ich glaube, ich habe dich verstanden.»
    «Ja?» Ulrike malt nun imaginäre Kreise auf den Tisch.
    «Wir sollten alle versuchen, mehr auf unsere Herzenergie zu hören, nicht wahr?»
    Ich nicke, denn das sollten wir tatsächlich.
    «Es geht darum, frei zu sein im Sein.»
    Und ich, ich bin schief in mir, denke ich trüb.
    «Und es geht darum, Zeichen zu erkennen, sie zu deuten und sich dem zu fügen, was vorherbestimmt zu sein scheint. Nicht belügen, sondern fügen, sag ich immer.»
    «O.k., und wie sieht sie nun aus, diese Fügung? Was hast du vor?»
    «Nee, Henning», antwortet Ulrike und schüttelt Kopf und Haar. «Es geht nicht darum, was ich vorhabe.»
    Fragend blicke ich sie an und bekomme Rückenschmerzen.
    «Es geht darum», fährt sie fort, «wohin mein Lebenspendel schlägt.»
    «Also weißt du noch gar nicht, was du … äh … wohin dein Pendel schlägt?»
    Ulrike lächelt mich an und beobachtet, wie ich meinen Rücken hin- und herbewege und versuche, eine schmerzfreie Position zu finden.
    «Du solltest echt mal was für dich machen, Henning. Du musst endlich mal lernen, dich richtig zu entspannen.»
    Ich nehme meine Schwester inzwischen ernst. Vielleicht nicht unbedingt ihr Lebenspendel, aber was sie mit meiner Mutter hinbekommen hat, hat mich nachhaltig beeindruckt.
    «Deine Meinung, Henning, ist mir sehr wichtig. Daher dieses Gespräch. Pass auf, ich habe mich nämlich verliebt.»
    Fast verschlucke ich mich an meiner Schwarzwälder Torte.
    «Wie? Echt? Hier? Bei uns im Vogelsberg?»
    «Ja, warum denn nicht?»
    Ja, warum eigentlich nicht?
    «Ich habe mich da in einen Mann verguckt, der eigentlich so gar nicht in mein sonstiges Beuteschema passt. Einen mit kernigem Charme, ein wirklich handfester Mann. Spirituell noch erweckungsbedürftig, würde ich sagen. Aber mit den richtigen Anlagen. Schon etwas älter. Und … du kennst ihn.»
    «Wie, ich kenne ihn?»
    Ulrike wehrt fein lächelnd mein Drängen ab, mir den Namen zu nennen.
    «Er kommt gleich hierher», sagt sie. «In zehn Minuten müsste er da sein.»
    Aufgeregt reibt sie ihre Hände und berauscht sich an ihrer Inszenierung.
    «Oh, du machst es aber wirklich spannend», sage ich und rufe die Kellnerin.
    Wer kann es nur sein?
    Wir bestellen eine neue Runde Kaffee und bewegen uns auch ein weiteres Mal zur Kuchentheke. Hunger haben wir zwar wirklich nicht mehr, aber darum geht’s hier auch nicht.
    «Guhden Appo!»
    Ich drehe mich um, und Manni Manfred Kreutzer steht mit Cowboyhut vor mir.
    «Ach, hallo, Manni»,

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