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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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das sage ich Ihnen in aller Demut, er hat vermutlich sehr lange unschuldig gesessen.»
    Die Eltern Fichtenau starren mich an.
    «Ja, wir glauben zu wissen, dass Ihr Sohn die Kirsten Gruber damals nicht erwürgt hat.»
    «Ja, wer war’s dann?», fragt Richard Fichtenau mit gerunzelter Stirn und riecht weiter nicht gut.
    «Wir vermuten, dass es ihr Bruder war. Jochen Gruber.»
    Ich sammle mich noch einmal kurz und gehe in mich, um jetzt nur keinen Fehler zu machen.
    «Auch die Morde in Berlin können von Ihrem Sohn nicht begangen worden sein. Das wissen wir inzwischen. Er hätte aufgrund seiner langen Gefängniszeit eine Wiedergutmachung verdient, wenn nicht …»
    Ich setze eine Kunstpause und gebe mir alle Mühe, nachdenklich auszusehen.
    «Wenn net was?», drängt Mutter Fichtenau auf die Antwort und hustet.
    «Na ja, wenn Maik nicht unser Hauptverdächtiger in der Mordsache Jochen Gruber wäre. Wissen Sie, er war auf einem Rachefeldzug. Er hatte meinen Vater entführt, um ihn für die Ermittlungsfehler von damals büßen zu lassen, und dann wollte er sich natürlich bei Jochen Gruber rächen, für dessen Mord an seiner Freundin er ja unschuldig ins Gefängnis musste. Er ist mit großer Sicherheit der Mörder von Jochen Gruber. Er hat für die Tatzeit auch kein Alibi. Vermutlich wird er diesmal lebenslänglich bekommen.»
    Eine lange Stille macht sich breit.
    Irmtraud Fichtenau beugt sich langsam und bedächtig über den Couchtisch.
    «Sie und Ihr Drecksverein, ihr macht schon wieder einen großen Fehler.»
    Sie zündet sich eine weitere Zigarette an. Ihr Mann schweigt und starrt regungslos auf seine zeitlose braune Cordhose.
    Plötzlich, wie aus dem Nichts schreit Mutter Fichtenau los, mit einer ähnlichen Vehemenz, wie ich sie schon bei der Beschimpfung von Vater Gruber in der Polizeidirektion erleben durfte.
    «Er war es net. Mein Junge war das net. Die Grubers sind an allem schuld, die treiben uns dahin. Maik war das net, Gewitter nochema.»
    «Nein?», frage ich zögerlich nach.
    «Nein», röchelt Irmtraud Fichtenau. «Weil ich es war.»
    «Wir waren es», knurrt ihr Mann leise.
    «Ach, gar nix warst du», herrscht sie ihn an. «Du warst noch nie irgendwas.»
    Richard Fichtenau blickt ins Leere.
    «Lasse Se den Jungen frei. Der war das net», wiederholt sie. «Ich bin in aller Herrgottsfrüh, nachdem ich mal wieder kein Auge zumache konnte, zu dem Gruber-Jochen gefahren. Ich wollte von ihm wisse, was er diesmal mit Maik wieder gemacht hat. Ein Leben lang tut er den schon quäle. Angetriebe vom gottverdammte Vatter.»
    Nun spricht sie ganz leise und verbirgt ihr Gesicht dabei in beiden Händen, aus denen kleine Rauchwölkchen emporsteigen.
    «Ich dacht, er hat es wieder getan und wird es immer und immer wieder tun, ihm immer wieder was antun. Nun, wo er wieder frei ist, der Maik. Deswegen war ich bei ihm. Ich wollt wisse, was er mit meinem Jungen gemacht hat.»
    Sie berichtet, dass Gruber indes keine Anstalten machte, mit ihr zu reden, und ihr stattdessen die Tür vor der Nase zuknallte. Sie sei darauf zurück zum Auto gegangen, habe gewartet, bis er wenig später seine Wohnung verlassen habe, ins Auto gestiegen und Richtung Bad Salzhausen gefahren sei.
    «Dann bin ich ihm hinnerher. Unbemerkt. Vielleicht fährt er ja dahin, wo er den Maik versteckt hält, dacht’ ich. Und dann ist er irgendwann in die Büsch’ und hat sein Gewehr auf dem Weg liegengelasse. Ich hab das dann gepackt, uff ihn gezielt und geschosse. Fertig! Und ich sag Ihnen eins: Ich hab’s noch
keine
Sekunde bereut.»
    Ich lehne mich zurück, atme tief durch, soweit das in diesem Haus möglich ist, greife dann zum Handy und rufe die Kollegen, um Irmtraud Fichtenau verhaften zu lassen. Ich warte auf ein Gefühl der Erleichterung, der Zufriedenheit oder des Stolzes. Doch ich fühle nichts. Zu traurig, zu trist ist das Ganze. Aber ist es das nicht immer, wenn Morde passieren?
     
    Ich habe gepokert. Es war das Gespräch mit Melina vor ein paar Stunden über den Totschlag ihrer Mutter, das mich auf diese Idee gebracht hat. Unser Gespräch über «Dexter», über Selbstjustiz und das, zu dem man fähig sein kann, um seine Kinder zu schützen. Da fiel mir Mutter Fichtenau ein. Ihr Ausbruch im Präsidium, ihre Wut und ihr unauslöschlicher Hass auf die Familie Gruber. Nüchtern betrachtet, war es eigentlich recht unwahrscheinlich, dass sie sich zur gleichen Zeit mit Jochen Gruber an diesem frühen Morgen am gleichen Ort aufhielt, aber ich war

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