Tote Kehren Nicht Zurück
junge Luke durchaus allen Grund hat, wütend zu sein, nachdem das gesamte Personal des Crown um ihn herumgestanden und ihn angegafft hat. Will mir scheinen, als gäbe es im Crown nicht genug zu arbeiten.« Lemuels Großmutter warf verächtlich den Kopf zurück.
»Mein Enkel Lemuel ist ein guter Arbeiter! Sie bauen auf seine Arbeit, drüben im Crown.«
»Tun sie das, ja?«, entgegnete Mrs Flack streitlustig.
»Na ja, jedenfalls scheint man ihn ja gut zu bezahlen, weil er ständig in neuen Sachen rumläuft, und dann hat er dieses lärmende Motorrad und dieses Radio, das er ständig spazieren trägt und alle mit seinem Lärm belästigt! Knapp an Geld kann er nicht sein, euer Lemuel. Und ich dachte immer, in einem Hotel, da wird man nicht so gut bezahlt. Da sieht man es mal wieder!« Sie marschierte davon, während Mrs Joss hinter ihr Verwünschungen murmelte. Als sie die Küche von Tudor Lodge betrat, fand sie den jungen Luke vor, der sorgfältig Speckstreifen in einer Pfanne auslegte.
»Lass mich das machen!«, sagte sie entschieden und schob ihn beiseite.
»Was machst du hier, Irene?«, fragte er überrascht.
»Du bist doch gestern schon extra hergekommen, und es ist wirklich nicht fair, wenn du einen weiteren freien Tag opferst! Ich schaffe das auch alleine!«
»Ich behaupte ja nicht, dass du das nicht kannst«, entgegnete Mrs Flack.
»Aber du hast bestimmt andere Dinge im Kopf, und das ist auch richtig so. Ihr habt einen Gast im Haus. Wie die Dinge stehen, kann man nicht erwarten, dass deine Mutter sich um die Mahlzeiten und alles kümmert, genauso wenig wie du. Du solltest mehr an dich und deine Mutter denken. Überlass das hier ruhig mir.« Noch während sie redete, knöpfte sie mit geschickten Fingern ihre Schürze zu.
»Danke, Irene«, sagte Luke und herzte sie.
»Nun«, sagte Irene erfreut,
»das ist nur recht und billig. Diese junge Frau – ich nehme an, sie erwartet ein anständiges Frühstück? Sie ist nicht eine von diesen, die nur Diätkram essen?«
»Das glaube ich nicht«, sagte Luke missmutig.
»Nicht, nachdem ich gesehen habe, was sie gestern Abend alles in sich hineingestopft hat.«
»Gesunder Appetit schadet nicht«, erklärte Mrs Flack, die selbst jemandem wie Kate Drago ein Recht darauf einräumte.
»Und du solltest ruhig mehr essen, ein großer Bursche wie du! Was deine Mutter angeht, sie isst so viel, dass selbst ein Spatz hungern würde! Wenn du mir helfen möchtest, dann gehst du jetzt besser und deckst im Esszimmer den Frühstückstisch. Dort ist mehr Platz als hier in der Küche, wo ich herumfuhrwerke und mit Töpfen und Pfannen klappere. Wenn du deine Mutter siehst, frag sie doch, was sie zum Mittagessen möchte.« Luke wanderte ins Esszimmer und begann den Tisch zu decken. Als er das Besteck neben die Teller legte, hörte er ein Geräusch an der Tür, und als er aufsah, stand Kate dort.
»Guten Morgen«, sagte sie. Ihre offensichtliche Ungezwungenheit schürte seinen inneren Groll. Sie muss eine sprichwörtliche Elefantenhaut haben, dachte er. Spürt sie denn nicht den leisesten Hauch von Verlegenheit? Und doch, was Verlegenheit anging, so war er selbst es, der sie spürte. Die Ungerechtigkeit von alledem machte ihn wütend, doch er konnte es nicht ändern. Sie beobachtete ihn, während er Messer und Löffel auslegte, und es erinnerte ihn an einen Vorfall am vergangenen Abend. Er hatte sie im Hotel abgeholt, die Rechnung beglichen und war mit ihr in eisernem Schweigen nach Tudor Lodge gefahren. Seine Mutter hatte sie willkommen geheißen, doch sie hatte es übertrieben, und dann, als ihr bewusst geworden war, was sie tat, war sie in Elend und Schweigen gefallen. Er hatte sie gedrängt, nach oben zu gehen und sich hinzulegen. Er würde das Abendessen vorbereiten, kein Problem. Seine Mutter hatte ihn dankbar angesehen und war nach oben geeilt. Das Mädchen (selbstverständlich kannte er ihren Namen, doch er beharrte darauf, sie
»das Mädchen« zu nennen, denn er sträubte sich zutiefst, in ihr eine Verwandte zu sehen) war ihm in die Küche gefolgt. Dort hatte er angekündigt, dass er Rühreier zum Abendbrot machen würde und ihr Angebot ausgeschlagen, ihm dabei zu helfen. Sie hatte in der Küche herumgestanden und ihm bei der Arbeit zugesehen (damit ihm keine andere Wahl blieb, als sie zur Kenntnis zu nehmen, wie er glaubte), und schließlich hatte er mürrisch vorgeschlagen, dass sie den Tisch decken sollte. Er hatte ihr nicht verraten, wo sie Geschirr und
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