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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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den Fünfzigern– einem traurigen, eleganten Mann, der nach Stammbaum, Pfründen und Macht roch. Beide setzten sich, es war kein Stuhl mehr frei.
    Der Minister wischte sich die Mayonnaise aus den Mundwinkeln und säuselte: » Das ist sie«, wobei er das Gesicht verzog, als er auf Viviane wies. Der traurige Mann wirkte noch trauriger. Er hob langsam den Kopf und betrachtete Viviane, als hätte man versucht, ihm eine nackte, nicht ganz unverbrauchte Sklavin unterzujubeln.
    » Haben Sie schon vom Esprit-Club gehört?«, fragte er übertrieben freundlich.
    » ›Ferien mit Esprit im Esprit-Club‹? Ja, davon habe ich gehört, das wird einem ja auf jedem Radiosender eingebläut.«
    » Würde es Ihnen zusagen, einige Tage dort zu verbringen?«
    Ferien in einem Club, das kam überhaupt nicht infrage, und Viviane wollte ihm das gerade unterbreiten.
    Aber der traurige Mann wurde noch freundlicher und erläuterte: » Einige Tage, auf einer griechischen Insel, auf Rhodos. Mit dem Ordengeschmückten von heute Abend, Ihrem Lieutenant Monot.«
    » Ich muss Ihnen erklären«, fügte der Allmächtige mit schelmischem Blick hinzu, » dass es sich um einen komplexen Fall handelt, dem Sie unter ungewöhnlichen Umständen nachgehen müssen: Sie werden beide inkognito dorthin fahren. Noch besser wäre übrigens, man würde Sie für ein Paar halten. Damit die Sache glaubwürdig ist, müssten Sie sich ein Zimmer teilen, mit getrennten Betten, da kann ich Sie beruhigen. Könnten Sie sich das vorstellen?«
    Viviane antwortete nicht. Sie stellte es sich vor. Oh, es fühlte sich so schön an, Monot und sie in einem Zimmer… Was würde sie nachts anziehen? Einen Schlafanzug, ganz kumpelhaft. Schwarz, das machte sie schlanker. Ach nein, doch lieber ein kurzes Nachthemdchen, das wäre natürlicher: Schließlich war sie doch eine Frau. Rosa und bis zu den Oberschenkeln. Bis zu den Oberschenkeln, denn sie hatte schöne Beine. Und er, der gute Engel, was würde er tragen? Eine kurze Schlafhose aus Baumwolle, hellgrün, passend zu seinen Augen? Und wenn es sehr warm würde? Ah, unter der Bettdecke, wenn es sehr warm würde… Sie stellte sich auch das kleine Badezimmer vor, das sie teilen würden. Die leichten, köstlichen Berührungen, wenn sie sich dort begegneten. Die Tür, die sie einen Spaltbreit geöffnet lassen würde, während sie duschte, der kleine Luftzug, der das Ganze arrangierte, oh, entschuldigen Sie … Und abends, nach dem Strand. Sicher hatte er eine empfindliche Haut, dieses Dummerchen, er würde mit Sonnenbrand nach Hause kommen. Augustin, wie sehen Sie denn aus … Ziehen Sie das T-Shirt aus und legen Sie sich auf den Bauch, ich reibe Sie mit Feuchtigkeitscreme ein, nun haben Sie doch keine Angst, ich fresse Sie ja nicht, da, sehen Sie, wie gut das tut, entspannen Sie sich, ich berühre Sie ja kaum, so, ganz vorsichtig … Und jetzt drehen Sie sich um, damit ich Ihnen die Schultern auch von vorne einreiben kann. Oooh, seien Sie nicht so kindisch …«
    » Ist das ein Problem für Sie?«, griff der Allmächtige den Faden wieder auf. » Ich habe ihn vorgeschlagen, weil ich meine, eine gewisse… Nähe zwischen Ihnen und Lieutenant Monot festgestellt zu haben.«
    » Kein Problem, Herr Kriminaldirektor, ob mit Lieutenant Monot oder einem anderen Mitarbeiter. Wir sind zu alt für solche Albernheiten: Hier geht es nicht um Nähe, ich bin Polizeibeamtin, und somit zum Gehorsam aufgerufen. Das gilt selbstverständlich auch für ihn.«
    Der Minister lächelte den Allmächtigen an, der den Minister anlächelte: Es tat so gut zu hören, wie leidenschaftlich ihre Beamten Dienst taten.
    Der traurige Mann in den Fünfzigern trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch; man spürte, dass er ein Mann der Tat war. Oder besser gesagt, ein Mann, der es gewohnt war, seine Untergebenen zur Tat schreiten zu lassen. Er reicht Viviane einen Umschlag. » Sehr gut. Ihr Charterflug nach Rhodos geht morgen, Samstag, um 6 Uhr. Sie müssen um 4 Uhr in Orly-Süd sein, dort wird man Ihnen Ihre Tickets geben. Währenddessen hier noch vertrauliche Informationen über das Clubdorf, die meine Leute für Sie verfasst haben. Ein Wagen wird Sie um 3 Uhr 30 abholen.«
    Seine Leute. Er schien viele davon gehabt zu haben, für alles, seit seiner Kindheit. Er erhob sich. Da er keine Leute hatte, die für ihn Hände schütteln konnten, drückte er selbst die des Ministers und des Allmächtigen, ignorierte die des Dicken und des Latino-Playboys, weil das nun wirklich zu

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