Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)
sie wach. Es war Willy, der mit einer Tasse schwarzen Kaffee gekommen war. Es war 7 Uhr morgens, sie war eingeschlafen, den Kopf zwischen den Notizzetteln.
» Danke, Lieutenant. Und bravo für Ihre Arbeit an der Sache mit der Katze. Das gute Tier, Sixiz, hat uns auf die Lösung des Mordes am Türken gebracht.«
Willy setzte sich auf den Bettrand, mit großen staunenden Augen, wie ein Kind, das man zum Kasperletheater in den Jardin du Luxembourg bringt. Heute würde der Polizist schlauer sein als das Kasperle.
» Mit der Entdeckung der Flasche haben Sie das Teil ausgegraben, an das sich alle anderen anschließen. Diese Flasche hätte ich gerne in der Baracke des Türken gefunden. Während ich sie suchte, suchte ich noch etwas anderes, ohne wirklich darüber nachzudenken, mehr assoziativ: einen Korkenzieher und Korken. Es gab weder das eine noch das andere, was seltsam ist, in der Behausung eines Säufers. Wer hatte ihm die Flasche geschenkt, Willy?«
» Königin, beim Frühstück, das haben Sie mir erzählt.«
» Ja, genau. Sie hat dem Türken beide Flaschen gegeben, die wir gefunden haben, die leere und diese hier. Ich sage bewusst sie, und nicht Zecher-Koko. Die Flaschen, die Zecher-Koko gebracht hat, müssen in Königins Strandtasche geblieben sein. Die beiden, die sie dem Wärter geschenkt hat, müssen zwei identische Flaschen gewesen sein, die sie zuvor aus dem Lager geholt hat. Sie hat das Metallpapier abgeschnitten und den Korken herausgezogen. Ich wette, dass sie das getan hat, um eine kräftige Dosis Schlafmittel hineinzuschütten, das Stilnox, das ich bei ihr gesehen habe. Das wird die Obduktion zeigen. Dann hat sie die Flaschen wieder sorgfältig verschlossen und in ihre Strandtasche gelegt. Es genügte, sie aus der Tasche zu holen, als der Türke vorbeikam. Die Flaschen von Zecher-Koko muss sie so wie sie waren später wieder ins Lager geräumt haben.«
Willy folgte ihren Gedanken und hörte ihr aufmerksam und voller Bewunderung zu. Wie ein Kind, dem man eine Geschichte erzählt, fragte er: » Und dann, was passiert dann?«
» Königin wartet, bis der Türke gefrühstückt und getrunken hat. Die Dosis ist so hoch, dass er in einen tiefen Schlaf fallen sollte. Vor allem wartet sie darauf, dass alle Kokos und Kikis mit dem Essen fertig sind. Animateur-Koko hat mir so lange das Ohr abgekaut, damit ich es auch ja sehe und alle von ihnen verdächtigen kann. Alle wussten, dass der Türke mit Hilfe eines neuen Dolmetschers, eines tatsächlich zweisprachigen, befragt werden sollte. Königin verlässt dann das Restaurant als Letzte, um die Baracke auszumessen, wie sie behauptet. Sie findet den Türken zusammengesunken am Tisch. Die Zeit läuft: Sie wäscht die angebrochene Flasche aus, um die Spuren von Stilnox verschwinden zu lassen, für den Fall einer genaueren Untersuchung. Über die ausgewaschene Flasche wird sich niemand wundern: Der Türke tat dasselbe, bevor er die gebrauchten Flaschen weiterverkaufte. Aber die Untersuchung könnte ja auch am Korken durchgeführt werden. Welcher ist es? In der Tischschublade liegen mehrere. Weil Königin es nicht genau weiß, stopft sie alle in ihre Tasche. Danach tötet sie den betäubten Türken durch zwei Hiebe mit der Axt und beeilt sich, nach mir zu rufen.
Bleibt noch die zweite Flasche, die nicht getrunken wurde. Es würde genügen, ihren Inhalt in den Ausguss zu schütten und sie auszuwaschen, um jeglicher Untersuchung aus dem Weg zu gehen. Aber da– böse Überraschung– der Korkenzieher ist nicht auffindbar. Königin konnte nicht wissen, dass der Türke ihn bei sich trug. Als sie mich kommen hört, bekommt sie Panik und hat gerade noch so viel Zeit, die Flasche ein paar Meter entfernt von der Baracke zu verstecken. Ich beginne unter ihrer strengen Beobachtung mit der Durchsuchung. Um sie loszuwerden, habe ich die schlechte Idee, sie ebenfalls suchen zu lassen, nur woanders. Das lässt sie sich nicht zweimal sagen, schließlich ist das eine gute Gelegenheit, die Flasche besser zu verstecken. Aber da erblickt sie das geschändete Grab von Sixiz. Sie begreift nichts mehr, wird kopflos, dann reißt sie sich zusammen und schickt mich weg, unter dem Vorwand, sie habe ein Geräusch gehört. Sobald ich ihr den Rücken zuwende, vergräbt sie ihren Samos-Muscat in Sixiz’ Grab. Sie lenkt den Verdacht auf den taubstummen Kerim, so kann sie beruhigter sein. Und der Muscat ruhe in Frieden und bis in alle Ewigkeit. Unglücklicherweise mussten Sie letzte Nacht eine
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