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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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habe Sie überall gesucht, Animateur-Koko hat mir dann gesagt, wo ich Sie finden würde.«
    » Der Dieb ist ein Chéri, der sich einen Spaß erlaubt hat. Bestimmt wird man die Katze heimlich zurückbringen.«
    Sie glaubte selbst nicht daran, aber der Lieutenant war so traurig, dass er ein paar aufmunternde Worte verdient hatte. Sie bedeutete ihm, sich neben sie zu setzten und berichtete ihm von den desaströsen Befragungen am Nachmittag. Ihr Herz krampfte sich ein klein wenig zusammen, als sie schloss: » Von jetzt an sollten Sie sich so selten wie möglich mit mir zeigen. Man weiß, wer ich bin. Wenn ich Befragungen durchführe, ist man mir gegenüber misstrauisch. Sie haben mehr Handlungsspielraum. Reden Sie weiter mit den Leuten, Sie sind unsere beste Chance.«
    Sie hatte das Gefühl, ihrem zu jungen Liebhaber die Kündigung vorzulegen. Es war ein Stück von sich selbst, das sie aufgab.

Kapitel 18
    Etwas später, als Viviane sich zum Abendessen an einen Zweiertisch setzte, gesellte Fredo sich zu ihr. Er hatte begriffen, dass Viviane eine anspruchsvolle Frau war, die man sich nicht einfach so schnappen konnte, und hatte sich in Schale geworfen: ein gefälschter silbriger Lacoste-Sonnenhut, ein gefälschtes kürbisfarbenes Hugo-Boss-T-Shirt, dazu passende, geschmackvolle Sportschuhe. Er war stolz darauf, in Lindos auf eine so breite Auswahl gestoßen zu sein. Alles an ihm schien gefälscht, sogar sein Gebiss. Er verbrachte seine Zeit damit, urkomische Anekdoten aus seinem Leben im Briefverteilungszentrum von Lisieux zu erzählen. Viviane lächelte höflich, lachte an unpassenden Stellen. Sie beobachtete Willy, der, etwas entfernt von ihr, an einem Tisch mit jungen Leuten die Stimmungskanone machte.
    Als der Lieutenant mit seiner Truppe zum Amphitheater zog, um die Aufführung der Folklore-Tänze zu sehen, folgte sie ihm wie eine traurige Mutter und nahm zwei Stufen oberhalb von ihm Platz.
    Die versprochene » große Tanztruppe« umfasste nur ein Paar Tänzer, einen Busuki-Spieler, einen Flötisten und eine Sängerin an einem Tasteninstrument. Der erste Tanz fand kein Ende. Das Prinzip war immer das gleiche: Nach drei Entrechats tat das Paar, als würde es sich vor Publikum und Musikern streiten. Dann tanzte es hinter das Orchester, wo es sich ausgiebig küssend wieder vertrug. Der Blick des Busuki-Spielers bedeutete ihnen zurückzukommen, es wurde wieder getanzt, gestritten und versöhnt. Es war schwerfällig, schlecht gespielt und plump. Willy und seine Truppe stahlen sich nach fünf Minuten davon. Mürrisch blieb Viviane bis zum Schluss. Der Tanz gefiel ihr, ohne dass sie hätte sagen können, warum.
    Zurück in ihrer Lodge fand sie eine Nachricht auf ihrem Handy vor, das sie vergessen hatte mitzunehmen. Augustin Monot bestätigte die Aussage von Gegenwind-Koko. Seine Eroberung und er hatten den Abend und die Nacht gemeinsam verbracht.
    Warum war Viviane bei dieser blödsinnigen Aufführung geblieben? Sie hätte mit Monot sprechen, seine Stimme hören können. Angesichts der Uhrzeit, zu der er angerufen hatte, müsste er jetzt bei sich zu Hause sein. Sie hätte ihn sogar bitten können, ihr das leidenschaftliche Gedicht an Lou aufzusagen, in seiner ganzen Länge. Das Leben war ungerecht. Sie wählte seine Nummer, erreichte aber nur den Anrufbeantworter. Sie erklärte zunächst, dass seine Nachricht unverständlich gewesen sei, und bat ihn, noch einmal anzurufen. Diese Nacht war traurig und kalt wie eine Nacht ohne Liebe. Wie alle ihre Nächte.
    Sie erwachte spät, nahm ein leichtes Frühstück zu sich: Die Appetitzügler begannen zu wirken. Sie begnügte sich mit einem Apfel, einem Joghurt und einer Scheibe Brot. Dann lief sie zum Pool, um sich zu bräunen und frischer auszusehen. Vielleicht würde sie dort auch auf Willy treffen.
    Den traf sie dort zwar nicht an, dafür aber die ausgestopfte Katze.
    Majestätisch trieb Sixiz auf einer Luftmatratze. Der Präparator hatte gute Arbeit geleistet: Das Tier machte einen Buckel, es sah bedrohlich aus, als wäre es bereit zum Kampf.
    Es waren erst wenig Leute auf den Liegestühlen, nur ein paar Chéris, die das Spektakel staunend verfolgten. Einige wähnten Sixiz noch lebendig und fürchteten, er könnte Tollwut haben. Andere hielten das für einen Scherz von Clown-Koko, haha, ein sehr witziger Scherz, er habe wohl seinen Humor wiedergefunden, der Scherzkeks, endlich würde man wieder etwas zum Kaputtlachen haben.
    Als Königin am Schauplatz eintraf, verstummten alle.

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