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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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Tagen wird die Sache aufgeklärt sein.«
    » Drei, Commissaire! Ich gebe Ihnen drei Tage. Sie haben schon sechs Tage Gratisurlaub bekommen, das reicht langsam.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, ließ sich Viviane auf ihr Bett fallen: Der Allmächtige hatte recht. Es reichte langsam.
    » Würde es Ihnen gefallen, wenn ich Monot schicke?« Diese Frage schwirrte ihr noch den ganzen Vormittag im Kopf herum. Vielleicht war es falsch gewesen abzulehnen. So langsam freundete sie sich mit ihrem Willy an, aber wozu war er eigentlich gut? Besonders gut konnte er nur unwichtiges Zeug: Salsa mit der erstbesten Schlampe tanzen, oder versuchen mit einem Sprungstab auf Mauern zu klettern.
    Um ihm trotzdem eine Chance zu geben, ging Viviane zu ihm und erklärte ihm, dass sie auf ihn zähle. » Wir haben nur drei Tage, um den Fall zu lösen. Sie sind mein bester Trumpf, tun Sie, was Ihnen gefällt.«
    » Ich werde versuchen zu verstehen, wie der Mann mit den roten Sportschuhen vom Berg gekommen ist, sagt Ihnen das zu?«
    Sie gab ihm ihren Segen und schaute ihm nach, als er sich in Richtung einer Gruppe Heydudas auf den Weg machte. Zwanzig Minuten später tauchte er wieder auf, in der Hand eine kleine Plastiktüte.
    » Das hat mir der Sport-Heyduda geliehen. Sehen Sie, das ist ein Bergsteigerseil. Ich habe dreißig Meter davon, es wiegt nicht mehr als ein Kilo und nimmt nicht mehr Platz weg als ein Buch.«
    » Das ist sehr hübsch, Willy, aber was wollen Sie damit machen?«
    » Den Felsen runterklettern. Ich habe überlegt, dass das der einzige Weg gewesen sein kann, auf dem Mister Rotschuh das Belvedere verlassen hat.«
    » Kommt gar nicht infrage, Sie werden sich den Hals brechen. Was wissen Sie schon vom Bergsteigen?«
    » Nichts, aber Mister Rotschuh auch nicht. Ich habe mich erkundigt. Niemand von den Kokos ist Bergsteiger. Machen Sie sich keine Sorgen, ich mache das an der Orientierungstafel fest und seile mich dann ab, der Sport-Heyduda wird mir helfen.«
    Niedergeschmettert sah sie ihn vor sich hin pfeifend losziehen. Sie versuchte zu lesen, aber Apollinaire konnte ihr schlechtes Gefühl nicht vertreiben. Viviane wusste, dass sie Willy eben wie eine Mutter hinterhergesehen hatte. Sie wusste auch, dass jeder normale Mann seine Mutter eines Tages verlässt.
    Eine Stunde später war er wieder da. Seine Hände bluteten, und die Farbe war eins mit dem Geschenk, das er der Kommissarin brachte: ein paar rote Sportschuhe.
    » Jeder kann den Felsen beklettern, ich habe es schließlich auch geschafft. Aber freuen Sie sich nicht zu früh, noch ist nichts geklärt.« Er legte Viviane die Sportschuhe auf die Knie. » Die habe ich unten gefunden, im Geröll. Schauen Sie mal – was denken Sie?«
    Dieser belehrende Tonfall war äußerst nervend. Sie wollte ihn schon zurechtweisen, hielt sich aber zurück. Er hatte gute Arbeit geleistet, Monot hätte das nicht besser gekonnt. Sie musterte die Schuhe, als würde sie sie selbst kaufen wollen. Das Leder war abgewetzt, aber die Nähte einwandfrei. Die Sohlen wiesen keine Gebrauchsspuren auf.
    » Wie neu.«
    » Nein, die sind neu, Viviane. Keiner hat sie je getragen, weder um einen steinigen Pfad zu gehen, noch um sich an einer Felswand abzuseilen. Können Sie sich einen Kerl vorstellen, der beknackt genug wäre, barfuß zu gehen und sich dabei zu verletzen, nur um seine neuen Schuhe nicht zu beschädigen? Ein Typ, der so an seinen Sportschuhen hängt und sie trotzdem von oben ins Meer geworfen hätte, ja, geworfen, nur eben nicht weit genug? Geworfen, nicht hingestellt, nicht vergessen: Sie lagen mehrere Meter entfernt voneinander. Eine verrückte Geschichte, oder ein übergeschnappter Kerl.«
    Die Kommissarin hörte ihm belustigt zu. Ihr Lieutenant lernte schnell, er hatte sogar gelernt, so zu sprechen wie sie. Aber er hatte seinen Gedanken noch nicht ganz bis zu Ende gedacht. » Ja, sicher ist der Typ übergeschnappt. So übergeschnappt, dass es ihn gar nicht geben kann.«
    Alles war so einfach, so dämlich! Die Puzzleteile rotierten wieder. Es genügte, das unpassende Teil herauszunehmen, das mit den roten Sportschuhen, dann fügte sich der Rest wieder zusammen.
    » Es ist eine sehr weibliche Geschichte, Willy. Königin wollte sich einfach an King rächen. Sie ist alleine dorthin gegangen, um sich auf dem Belvedere zu exponieren, mit diesem Paar Schuhe, das sie unübersehbar präsentiert hat. Sie hat den Liegestuhl des imaginären Liebhabers in die Büsche gerückt und ihren eigenen verschoben.

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