Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
gelitten hat. Ich habe diesen Freund ein paarmal auf Studentenfesten getroffen und fand ihn ziemlich unheimlich.«
    »Inwiefern?«
    »Naja, ich weiß nicht recht… er war irgendwie asozial. Zynisch. Streitsüchtig. Grob. Als hätte er nie die einfachsten Umgangsformen gelernt. Irgendwie erinnerte er mich immer an den Harlow-Affen. Wissen Sie, was ich meine? Er kam mir vor, als wäre er völlig isoliert aufgewachsen und hätte nie gelernt, wie man mit anderen Menschen umgehen muß. Ganz gleich, was man zu diesem Burschen gesagt hat, er verdrehte bloß die Augen und grinste blöd. Meine Güte, wie ich das gehaßt habe.«
    »Hatten Sie ihn jemals im Verdacht, daß er Alsa getötet haben könnte, um Marie-Lises Arbeit zu sabotieren und sie so zum Abbruch ihres Studiums zu zwingen?«
    Sein Schweigen sagte mir, daß er daran gedacht hatte. »Er war angeblich in Toronto, als der Affe verschwand«, sagte er schließlich.
    »Konnte er das beweisen?«
    »Marie-Lise glaubte ihm, und wir haben die Angelegenheit nicht weiter verfolgt. Sie war einfach zu bestürzt, und was hätte es auch gebracht? Alsa machte es auch nicht wieder lebendig.«
    Ich wußte nicht recht, wie ich meine nächste Frage formulieren sollte. »Haben Sie jemals Marie-Lises Aufzeichnungen des Projekts gelesen?«
    Bailey hörte mit dem Gekritzel auf und sah mich scharf an. »Wie meinen Sie das?«
    »Ist es möglich, daß sie etwas vertuschen wollte? Daß es einen Grund für sie gab, das Projekt sterben zu lassen?«
    »Nein, überhaupt nicht.« Seine Stimme war voller Überzeugung, seine Augen weniger.
    »Haben Sie noch Verbindung mit ihr?« ,
    »Nein.«
    »Ist das normal?«
    »Bei manchen Studenten ja, bei anderen nicht.« Neue Dreiecke erschienen auf dem Heft.
    Ich schlug eine andere Richtung ein. »Wer hatte sonst noch Zugang zu dem… ist es ein Labor oder was?«
    »Es ist ein kleines Labor. Wir halten hier auf dem Campus nur wenige Tiere, weil uns ganz einfach der Platz dazu fehlt. Jede Spezies muß in einem eigenen Raum gehalten werden.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Außerdem hat das CCAC strenge Bestimmungen dafür erlassen, wieviel Raum ein einzelnes Tier haben muß, welche Temperatur im Käfig herrschen muß, wie seine Nahrung beschaffen sein soll und so weiter und so fort.«
    »Was ist das CCAC?«
    »Das Canadian Council of Animal Care, eine Organisation, die einen Leitfaden für das Halten und die Behandlung von Versuchstieren herausgegeben hat. An dem orientierten wir uns ebenso wie alle anderen Wissenschaftler, Züchter und Tierhändler. In den Bestimmungen werden übrigens auch alle Belange geregelt, die mit der Gesundheit der Menschen zu tun haben, die mit diesen Versuchstieren arbeiten.«
    »Gibt es auch Sicherheitsbestimmungen?«
    »Natürlich. Sehr strenge sogar.«
    »Und wie sehen die in Ihrem Fall aus?«
    »Ich arbeite momentan mit Stichlingen. Das sind Fische.«
    Er drehte seinen Stuhl und deutete mit dem Kugelschreiber auf ein Photo an seiner Wand.
    »Bei denen sind die Bestimmungen ziemlich lax, ebenso wie bei den Ratten, mit denen einige meiner Kollegen arbeiten. Bei Fischen oder Nagetieren legen sich die Tierschützer nicht so ins Zeug.«
    Sein Lächeln war jetzt so trocken wie der Sand in der Sahara.
    »Bei Alsa waren die Sicherheitsbestimmungen ziemlich einfach zu erfüllen, denn sie war der einzige Affe auf dem Campus. Sie hatte ihr eigenes kleines Zimmer, das wir immer abschlossen, ebenso wie ihren Käfig und die Eingangstür zu den Laborräumen.«
    Er hielt inne.
    »Ich habe schon oft darüber nachgedacht, aber ich weiß nicht mehr, wer am Abend vor Alsas Verschwinden zuletzt im Labor war. Ich weiß nur, daß ich keine Abendvorlesung hatte und so vermutlich früher nach Hause gegangen bin. Wahrscheinlich hat einer der Studenten abgeschlossen, denn die Sekretärin macht das nur, wenn ich sie ausdrücklich darum bitte.«
    Wieder machte er eine Pause.
    »Ich schätze, daß es auch für einen Fremden nicht allzu schwierig gewesen wäre, ins Labor zu gelangen, denn gelegentlich bleiben die Türen offen. Manche Studenten sind nun mal weniger zuverlässig als andere.«
    »Und was ist mit dem Käfig?«
    »Der Käfig dürfte kein allzu großes Problem gewesen sein. Er war mit einem einfachen Vorhängeschloß abgesperrt, das übrigens nie wieder aufgetaucht ist. Ich schätze, daß man es mit wenig Aufwand geknackt hat.«
    Meine nächste Frage verlangte ein wenig Fingerspitzengefühl. »Hat man eigentlich jemals die fehlenden Teile

Weitere Kostenlose Bücher