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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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rechte Hand war teilweise, ihre linke vollkommen vom Körper abgetrennt. Ihre Leiche wurde zwei Tage später in St. Jerome gefunden.
    Isabelle Gagnon verschwand im April 1994. Sie hatte bei ihrem Bruder in St. Edouard gelebt. Im Juni desselben Jahres fand man ihre zerstückelte Leiche auf dem Gebiet des Grand Seminaire mitten in Montreal. Die Todesursache war nicht mehr feststellbar, aber die Spuren an ihren Knochen deuteten darauf hin, daß sie zerstückelt und am Bauch aufgeschlitzt worden war. Ihr Mörder hatte ihr die Hände abgetrennt und ihr einen Gummisauger in die Vagina gesteckt. Sie war dreiundzwanzig Jahre alt geworden.
    Margaret Adkins wurde am 23. Juni 1994, also vor genau einer Woche umgebracht. Sie war vierundzwanzig und lebte mit ihrem Mann und ihrem Sohn zusammen. Der Mörder hatte sie erschlagen und ihr den Bauch aufgeschlitzt. Darüber hinaus hatte er ihr eine Brust abgeschnitten und sie ihr in den Mund gestopft und ihr eine metallene Madonnenfigur in die Scheide gerammt.
    Claudel hatte recht. Diese Morde folgten keinem erkennbaren Muster. Zwar waren alle Opfer schlimm verprügelt worden, aber Morisette-Champoux war erschossen, Trottier erdrosselt und Adkins mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen worden. Bei Damas und Gagnon kannten wir nicht einmal die Todesursache.
    Wieder und wieder las ich, was der Mörder den Frauen angetan hatte. Obwohl er nicht mit jeder dasselbe gemacht hatte, zog sich ein Motiv wie ein roter Faden durch alle seine Taten: Sadistische Grausamkeit und Verstümmelung. Und daher mußte es sich um ein und denselben Täter handeln, um ein Monstrum in Menschengestalt, das Damas, Gagnon und Trottier zerstückelt, in Müllsäcke gesteckt und verbuddelt hatte. Er hatte ihnen die Bäuche aufgeschlitzt und die Hände abgeschnitten. Morisette-Champoux hatte er zwar auch aufgeschlitzt und ihr die Hand abgehackt, ansonsten aber hatte er ihren Körper nicht weiter zerlegt. Adkins, Gagnon und Morisette-Champoux hatte er einen Gegenstand in die Scheide geschoben, den anderen nicht, und Adkins hatte er als einziger die Brust abgeschnitten. Allerdings konnte ich nicht sagen, was er mit den Frauen gemacht hatte, die wir nur als Skelett gefunden hatten.
    Ich starrte auf den Bildschirm meines Computers und sagte mir, daß es einfach eine Verbindung zwischen all diesen Morden geben mußte. Aber was war sie? Warum konnte ich sie nicht erkennen? Und warum hatte er gerade diese Frauen umgebracht? Bestimmt nicht wegen ihres Alters, denn darin unterschieden sie sich beträchtlich. Alle waren weiß, aber das bedeutete hier in Kanada nicht viel. Bei der Sprache hingegen fingen die Unterschiede schon wieder an. Er hatte französisch sprechende Frauen ebenso getötet wie englisch sprechende. Verheiratete wie Ledige. Aber es mußte etwas geben, das die Opfer miteinander verband. War es möglicherweise doch etwas Geographisches?
    Ich holte einen Stadtplan aus dem Schreibtisch und suchte mir darauf die Stellen heraus, an denen die Leichen gefunden worden waren. Die fünf Punkte waren vollkommen willkürlich über die Stadt verteilt und ergaben jetzt noch weniger ein sinnvolles Muster als die vier, die ich auf der Karte im Büro der Mordkommission mit kleinen Fähnchen markiert hatte. Also versuchte ich es mit den Wohnorten, aber da war es dasselbe: ein abstrakter Maler hätte seine Farbtupfer nicht willkürlicher auf einer Leinwand verteilen können.
    Was hast du anderes erwartet, Brennan? Einen Pfeil, der direkt auf die Rue Sherbrooke deutet? Vergiß den Stadtplan und schau lieber, wie es sich mit der Zeit verhält.
    Ich sah mir also die Tage genauer an, an denen die Opfer gestorben beziehungsweise verschwunden waren. Grace Damas war die erste, Anfang 1992. Zwischen ihrem Verschwinden und dem Mord an Morisette-Champoux lagen elf Monate. Neun Monate später wurde Trottier ermordet. Nach sechs weiteren Monaten verschwand Gagnon und bereits zwei Monate später wurde Margaret Adkins ermordet.
    Die Intervalle wurden kürzer. Entweder wurde der Täter immer kühner, oder der Drang zu morden wurde immer übermächtiger. Mein Herz schlug schneller, als ich mir die Konsequenz aus dieser Erkenntnis klarmachte. Der Mord an Margaret Adkins war jetzt schon wieder über eine Woche her.

26
    Ich hatte das Gefühl, in meiner Haut gefangen zu sein. Verspannt und frustriert saß ich am Fenster und ärgerte mich über die Bilder, die mir ständig durch den Kopf gingen und die ich nicht abschalten konnte. Draußen wurde ein

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