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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Sie sich denn nicht zehn Minuten gedulden können?«
    »Ich wußte nicht, wo Sie waren und wann Sie zu Hause sein würden. Und außerdem war ich ja nicht lange fort.«
    »Sie hätten mir wenigstens eine Nachricht hinterlassen können.«
    »Wenn ich gewußt hätte, wie sehr Sie sich aufregen, hätte ich Ihnen einen ganzen Roman auf Ihr Band gesprochen.« Das stimmte zwar nicht, aber ich sagte es trotzdem.
    »Wie bitte? Ich rege mich auf?« Ryans Stimme wurde auf einmal eiskalt. »Jetzt hören Sie mir aber mal gut zu: Fünf, vielleicht sogar sieben Frauen wurden von einem Irren in dieser Stadt brutal ermordet und verstümmelt, die letzte vor drei Wochen.« Er zählte seine Argumente an den Fingern ab. »Der Kopf von einer dieser Frauen hat der Mörder Ihnen in den Garten gepflanzt, und außerdem hat er Ihr Bild in seiner Sammlung. Ein Einzelgänger, der Messer und Pornos sammelt, bei Nutten verkehrt und kleine Tiere seziert. Er ist nirgendwo aufzutreiben, aber er ruft gelegentlich bei Ihnen an. Ihre beste Freundin hat er verfolgt, und jetzt ist sie tot. Verscharrt zusammen mit einem Photo von Ihnen und Ihrer Tochter!«
    Ein Pärchen, das auf dem Gehsteig vorbei ging, senkte peinlich berührt die Blicke und beschleunigte die Schritte. Sie glaubten offenbar, Zeugen eines Streits zwischen Liebenden zu sein.
    »Kommen Sie rein, Ryan. Ich mache uns einen Kaffee.« Meine Stimme klang heiser und das Sprechen fing an, mir weh zu tun.
    Er hob aufgebracht die Hand, ließ sie aber gleich wieder sinken. Ich gab meiner Nachbarin den Wagenschlüssel zurück, bedankte mich noch einmal bei ihr und sperrte dann meine eigene Wohnung auf.
    »Normal oder koffeinfrei?«
    Noch bevor Ryan mir eine Antwort geben konnte, ging sein Piepser los. Das Geräusch erschreckte uns beide gleichermaßen.
    »Ich mache mal lieber einen koffeinfreien. Sie wissen ja, wo das Telefon ist.«
    Während Ryan sprach, lauschte ich angestrengt und hantierte dabei absichtlich geräuschvoll mit Tassen und Untertellern, damit er glaubte, ich sei mit etwas anderem beschäftigt.
    »Ryan.« Pause. »Ja.« Pause. »Tatsächlich?« Lange Pause. »Wann?« Pause. »Okay. Danke. Ich komme sofort.«
    Er kam in die Küche und sah mich mit angespanntem Gesicht an. Meine Körpertemperatur, mein Blutdruck und meine Pulsfrequenz erhöhten sich gleichzeitig. Ruhig bleiben, sagte ich mir. Ich goß heißes Wasser auf den Pulverkaffee und zwang meine Hand, dabei nicht zu zittern. Dann wartete ich darauf, daß Ryan etwas sagte.
    »Sie haben ihn.«
    Ich erstarrte, die Wasserkanne noch immer in der Hand.
    »Tanguay?«
    Er nickte, während ich die Kanne ganz vorsichtig abstellte. Ich nahm die Milch aus dem Kühlschrank und goß, ebenfalls ganz vorsichtig, einen Schuß davon in meinen Kaffee. Dann hielt ich die Milch Ryan hin, der den Kopf schüttelte. Ich stand auf und trug die Tüte ganz vorsichtig zurück in den Kühlschrank. Dann nahm ich einen Schluck. Okay. Jetzt sprich doch endlich.
    »Was ist los?«
    »Setzen wir uns erst.«
    Wir gingen ins Wohnzimmer.
    »Man hat ihn vor etwa zwei Stunden auf dem Highway 417 festgenommen. Er war mit seinem Wagen in östlicher Richtung unterwegs. Ein Streifenwagen von der SQ sah das Nummernschild und hielt ihn an.«
    »Ist es Tanguay?«
    »Ja. Anhand der Fingerabdrücke einwandfrei identifiziert.«
    »War er auf dem Weg nach Montreal?«
    »Ganz offenbar.«
    »Aus welchem Grund hat man ihn verhaftet?«
    »Zunächst einmal wegen Besitzes einer offenen Whiskyflasche beim Führen eines Kraftfahrzeugs. Der Bastard war immerhin so freundlich, eine angebrochene Flasche Jim Beam auf dem Rücksitz zu haben. Außerdem hat man ein paar Pornomagazine bei ihm gefunden. Er glaubt, es geht nur darum, und wir lassen ihn vorläufig noch in dem Glauben.«
    »Wo kam er her?«
    »Er behauptet, er habe eine Hütte in Gatineau. Angeblich von seinem Vater geerbt. Er war beim Fischen, sagt er. Die Spurensicherung ist schon unterwegs, um die Hütte auf den Kopf zu stellen.«
    »Und wo ist Tanguay jetzt?«
    »Bei uns im Untersuchungsgefängnis.«
    »Fahren Sie hin?«
    »Ja«, antwortete Ryan und atmete tief ein. Offenbar erwartete er, daß ich ihm eine Szene machen würde, um mitgenommen zu werden. Aber ich wollte Tanguay gar nicht sehen.
    »Okay«, sagte ich. Mein Mund war ganz trocken, und eine tiefe Mattigkeit überfiel mich. War das Entspannung? Die Entspannung, die ich seit Wochen schon nicht mehr gehabt hatte?
    »Katy kommt mich besuchen«, sagte ich mit einem nervösen

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