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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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sollte. Das Brustbein und der Brustkorb waren schon während der Autopsie entfernt worden, und so sagte ich Daniel, er solle sie zum Abwaschen und Reinigen bringen.
    Dann trat ich an die Leiche heran und blickte in die geöffnete Bauchhöhle. An der Innenseite der Wirbel entdeckte ich kleine Einschnitte in der kräftigen Knochenhaut über den Wirbeln.
    »Ich brauche die Wirbel von hier bis hier«, sagte ich und deutete auf das Segment der Wirbelsäule, das die Einschnitte enthielt. »Schicken Sie es hinauf zu Denis und sagen Sie ihm, daß er es einweichen, aber nicht kochen soll. Und seien Sie sehr vorsichtig, wenn Sie es entfernen. Berühren Sie die Wirbel auf keinen Fall mit einem scharfen Gegenstand.«
    Daniel hörte zu, streckte dabei seine behandschuhten Finger aus, nickte ständig und versuchte gleichzeitig, mit grotesken Bewegungen von Nasenflügeln und Oberlippe, seine heruntergerutschte Brille wieder nach oben zu schieben.
    Nachdem ich gesagt hatte, was ich wollte, blickte er hinüber zu LaManche.
    »Und dann zumachen?« fragte er.
    »Ja, danach können Sie sie zunähen«, antwortete LaManche.
    Daniel machte sich an die Arbeit. Er würde die geforderten Knochen entfernen, dann die Organe wieder in die Leiche legen und den Obduktionsschnitt zunähen. Am Schluß würde er das entfernte Stück Schädelknochen wieder aufsetzen, das Gesicht zurückklappen und die Schnitte an der Kopfhaut zunähen. Bis auf die ypsilonförmige Naht an ihrer Vorderseite würde die Leiche von Margaret Adkins relativ unberührt aussehen. Sie war dann fertig für die Beerdigung.
    Ich ging zurück in mein Büro. Im vierten Stock war niemand mehr. Ich drehte meinen Stuhl so, daß ich die Füße aufs Fensterbrett legen konnte, und blickte hinunter auf meinen Fluß. Auf dem diesseitigen Ufer lag die Miron-Zementfabrik, deren exzentrisch gestaltete, graue Gebäude durch ein Gitterwerk aus Stahl miteinander verbunden waren. Von oben betrachtet sahen sie aus, als habe sie ein Kind aus Legosteinen gebaut. Hinter der Fabrik sah ich ein Schiff, das langsam flußaufwärts fuhr.
    Im Gebäude war es vollkommen still, aber diese gespenstische Ruhe war nicht dazu angetan, mir die dringend benötigte Entspannung zu verschaffen. Meine Gedanken waren so düster wie das Wasser des Flusses. Ich fragte mich, ob wohl jemand von der Fabrik zu mir heraufsah, jemand der ebenso allein und genervt von der Stille eines feierabendlich verwaisten Bürogebäudes war wie ich.
    Angesichts der Tatsache, daß ich in den vergangenen Nächten nur schlecht geschlafen hatte und heute schon seit halb sieben auf den Beinen war, hätte ich eigentlich todmüde sein müssen. Aber weit gefehlt. Ich war regelrecht aufgekratzt. Geistesabwesend begann ich, an meiner rechten Augenbraue herumzuspielen. Diese Marotte hatte schon meinen Mann zur Verzweiflung gebracht, aber er hatte es in all den Jahren nicht geschafft, sie mir auszutreiben. Es war unbestreitbar einer der Vorteile des Getrenntlebens, daß ich jetzt nach Herzenslust an mir herumfummeln konnte.
    Ich dachte an Pete und unser letztes gemeinsam verbrachtes Jahr. An Katys Geburtstag, als ich mit ihr über die Trennung sprach. Pete und ich hatten eigentlich gedacht, daß unser Entschluß sie nicht allzu sehr treffen würde, denn schließlich ging sie ja aufs College und wohnte schon seit einiger Zeit nicht mehr zu Hause. Wir hatten uns gründlich geirrt, und Katys Tränen hätten mich meine Entscheidung fast zurücknehmen lassen. Dann dachte ich an Margaret Adkins und ihre im Tod zusammengekrallten Finger. Mit diesen Händen hatte sie die Türen blau gestrichen. Die Poster ihres Sohnes aufgehängt. Und ich dachte an den Mörder. Wo mochte er da draußen jetzt herumlaufen? Genoß er das, was er heute getan hatte? Hatte die Tat seinen Durst nach Blut gestillt oder seine Gier zu töten nur noch verstärkt?
    Das Telefon klingelte und holte mich augenblicklich aus meinem düsteren Wolkenkuckucksheim zurück. Es erschreckte mich so sehr, daß ich beim Abheben des Hörers das Gefäß mit den Kugelschreibern und Filzstiften umstieß.
    »Dr. Bren…«
    »Tempe! Gottseidank! Ich habe schon bei dir in der Wohnung angerufen, aber du warst nicht da. Wie auch? Du bist ja hier.« Ihr Lachen klang hoch und bemüht. »Dann habe ich einfach mal diese Nummer probiert.«
    So hatte Gabbys Stimme noch nie geklungen. Der Ton war scharf und abgehetzt, und die halb geflüsterten Worte prasselten in atemloser Folge auf mich ein. Wieder krampfte sich mir

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