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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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der Nähe?« fragte Claudel.
    »Ich sagte doch, daß ich auf dem Photo niemanden erkennen kann.«
    »Erinnert Sie das Bild vielleicht entfernt an jemanden, der öfter hier einkauft?«
    Halevi starrte auf das Bild.
    »Kann sein. Ja, kann durchaus sein. Aber es ist nicht scharf genug.
    Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr sagen, aber ich… Vielleicht könnte das ein Mann sein, den ich schon einmal gesehen habe.«
    Charbonneau sah ihn durchdringend an und dachte vermutlich dasselbe wie ich. Wollte Halevi bloß gut Wetter machen oder hatte er auf dem Photo wirklich jemanden erkannt?
    »Wer ist es?«
    »Ich… ich kenne den Mann nicht. Er ist bloß ein Kunde.«
    »Zeigt er irgendein Verhaltensmuster?«
    Halevi blickte Charbonneau verständnislos an.
    »Kommt er zu einer bestimmten Tageszeit hierher? Kommt er immer aus derselben Richtung? Kauft er dieselben Sachen? Trägt er ein gottverdammtes Ballettröckchen oder was?« Claudel wurde langsam ungeduldig.
    »Ich habe es Ihnen doch schon mal gesagt. Ich frage meine Kunden nicht aus. Ich beobachte sie nicht. Ich verkaufe mein Zeug, und abends gehe ich nach Hause. Dieses Gesicht ist wie alle anderen auch. Sie kommen und gehen.«
    »Wie lange haben Sie denn geöffnet?«
    »Die ganze Nacht.«
    »Kommt er denn nachts hierher?«
    »Kann sein. Ich bin nachts nicht hier, da hat ein Angestellter Dienst.«
    Charbonneau hatte ein ledergebundendes Notizbuch aufgeschlagen, aber bisher noch nicht viel hineingeschrieben.
    »Waren Sie gestern nachmittag hier?«
    Halevi nickte. »War viel los, wie immer vor dem Feiertag. Die Leute haben wohl geglaubt, ich hätte heute nicht auf.«
    »Haben Sie gesehen, wie der Kerl hereinkam?«
    Halevi betrachtete noch einmal das Bild, fuhr mit beiden Händen über den Kopf und kratzte sich heftig an seinem verbliebenen Haarkranz. Dann atmete er hörbar aus und hob seine Hände in einer Geste der Hilflosigkeit.
    Charbonneau legte das Photo in sein Notizbuch und klappte es wieder zu. Dann legte er seine Visitenkarte auf die Ladentheke.
    »Rufen Sie uns an, wenn Ihnen doch noch etwas einfallen sollte, Mr. Halevi. Vielen Dank, daß Sie sich für uns Zeit genommen haben.«
    »Gern geschehen«, antwortete Halevi, dessen Gesicht sich zum ersten Mal aufhellte, seit er die Polizeimarke erblickt hatte. »Ich werde Sie anrufen.«
    »Gern geschehen!« äffte Claudel den Ladenbesitzer nach, als wir wieder draußen waren. »Bevor diese Kröte anruft, wird Mutter Theresa mit Saddam Hussein im Bett erwischt.«
    »Was erwartest du von einem Dépanneur? Diese Leute haben doch Chili im Hirn«, antwortete Charbonneau. Als wir zum Auto gingen, blickte ich noch einmal über die Schulter. Die beiden alten Männer hockten immer noch rechts und links von der Ladentür. Sie sahen aus wie zwei steinerne Hundestatuen, die den Eingang zu einem buddhistischen Tempel bewachen.
    »Geben Sie mir doch bitte kurz mal das Bild«, sagte ich zu Charbonneau.
    Er sah mich zwar entgeistert an, nahm aber das Photo aus seinem Notizbuch und reichte es mir. Claudel öffnete den Wagen, aus dem mir eine Hitze wie aus einem Backofen entgegenschlug. Er legte seinen Arm auf die Oberkante der Tür, stellte einen Fuß ins Wageninnere und sah mir hinterher, wie ich zu den beiden Alten ging. Ich war froh, daß ich nicht hörte, was er zu Charbonneau sagte.
    Ich trat auf den alten Mann zu, der rechts von der Tür saß. Er trug rote Turnhosen, ein ärmelloses Unterhemd, dunkle Socken und lederne Hausschuhe. Seine knochigen Beine waren von einem Netz aus Krampfadern durchzogen, die aussahen wie Spaghetti al pesto. Aus einem Winkel seines eingefallenen, zahnlosen Mundes hing eine Zigarette hinab. Mit unverhüllter Neugier sah er zu mir auf.
    »Bonjour«, grüßte ich.
    »Hey«, sagte der Mann und beugte sich vorsichtig nach vorn, um seinen verschwitzten Rücken von der zerbrochenen Plastiklehne des Stuhls zu lösen. Er hatte mich entweder vorher mit den Detectives sprechen gehört, oder meinen amerikanischen Akzent auf Anhieb erkannt.
    »Ganz schön heiß heute.«
    »Hab schon heißere Tage erlebt.« Wenn er sprach, hüpfte die Zigarette in seinem Mundwinkel auf und ab.
    »Wohnen Sie hier in der Gegend?«
    Der Mann deutete mit einem seiner mageren Arme in Richtung auf den Boulevard St. Laurent.
    »Dürfte ich Sie mal was fragen?«
    Er schlug die Beine übereinander und nickte.
    Ich gab ihm das Photo.
    »Haben Sie diesen Mann schon mal gesehen?«
    Mit dem ausgestreckten linken Arm hielt er das Bild von sich weg

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