Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
mir nicht von irgendeinem Drecksack den Arsch abschießen. Ich fordere Verstärkung an.«
    Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte er dann von mir zu Charbonneau.
    »Mich stört sie nicht«, sagte Charbonneau.
    Kopfschüttelnd ging Claudel um den Wagen herum und setzte sich auf den Beifahrersitz. Durch die Windschutzscheibe konnte ich sehen, wie er nach dem Mikro des Funkgeräts griff.
    Charbonneau wandte sich an mich. »Aber seien Sie vorsichtig. Wenn es gefährlich wird, werfen Sie sich auf den Boden.«
    Ich war ihm dankbar, daß er mir nicht auch noch einschärfte, in der Wohnung nur ja nichts anzufassen.
    In weniger als einer Minute streckte Claudel den Kopf aus dem Wagen.
    » Allons-y «, sagte er. Gehen wir.
    Ich stieg wieder hinten ein. Charbonneau startete den Motor und fuhr langsam die Straße entlang. Claudel drehte sich zu mir um.
    »Wenn wir dort sind, dürfen Sie auf keinen Fall etwas anfassen. Ich will keine verwischten Spuren, falls es wider Erwarten doch unser Mann sein sollte.«
    »Ich werde mir Mühe geben«, sagte ich und versuchte, dabei nicht sarkastisch zu klingen. »Auch wenn ich als Frau mit solchen Dingen naturgemäß Schwierigkeiten habe.«
    Claudel schnaufte hörbar und drehte sich wieder um. Bei einem dankbaren Publikum hätte er jetzt bestimmt die Augen verdreht und dreckig gegrinst.
    Nach etwa fünfzig Metern hielt Charbonneau wieder an. Wir betrachteten das Gebäude aus dem Auto heraus. Es stand zwischen zwei unbebauten, mit Glasscherben, alten Autoreifen und anderem Müll übersäten Grundstücken, auf denen zwischen Kies und gesprungenem Beton das Unkraut wucherte. Auf eine der Mauern hatte jemand eine Ziege gemalt, der an jedem Ohr eine Maschinenpistole hing. Im Maul hielt das Tier ein menschliches Skelett. Ich fragte mich, ob sich die Bedeutung dieses Wandgemäldes wohl irgend jemandem außer dem Künstler selbst erschloß.
    »Heute hat der Alte den Mann noch nicht gesehen«, sagte Charbonneau und trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad herum.
    »Seit wann hocken die beiden denn schon auf ihrem Wachtposten?« fragte Claudel.
    »Seit zehn«, antwortete Charbonneau. Er sah auf die Uhr, gleichzeitig mit Claudel und mir. Professor Pawlow wäre stolz auf uns gewesen. Es war zehn Minuten nach drei.
    »Vielleicht ist der Bursche ja ein Langschläfer«, sagte Charbonneau. »Möglicherweise muß er sich von seiner gestrigen Exkursion erholen.«
    »Aber vielleicht ist er auch gar nicht drin und die alten Knacker lachen sich halb tot über uns.«
    »Kann natürlich auch sein.«
    Ich sah ein paar halbwüchsige Mädchen, die Arm in Arm über das leere Grundstück hinter dem Gebäude schlenderten. Sie trugen kurze Hosen, auf denen die Lilie von Quebec zu sehen war und hatten sich ihre Haare zu kleinen Zöpfen gebunden und knallblau angesprüht. Während ich zusah, wie sie in der sommerlichen Hitze herumalberten, mußte ich daran denken, wie rasch diese jugendliche Lebensfreude von irgendeinem Irren für immer ausgelöscht werden konnte. Ich hatte Mühe, die Wut zu zügeln, die bei diesem Gedanken in mir hochstieg. War es möglich, daß sich so ein Monstrum nur wenige Meter von uns entfernt in diesem Haus befand?
    In diesem Augenblick rollte von hinten ein blau-weißer Streifenwagen ohne Blaulicht und Sirene heran. Charbonneau stieg aus und sprach mit den Polizisten. Kurz darauf kam er wieder zurück.
    »Die Jungs riegeln den Hinterausgang ab«, sagte er und nickte in Richtung Streifenwagen. Seine Stimme klang jetzt hart, und sämtlicher Sarkasmus war daraus verschwunden. » Allons-y .«
    Als ich die Tür öffnete, wollte Claudel etwas sagen, überlegte es sich dann aber doch anders. Er stieg aus und ging auf das Haus zu. Ich folge zusammen mit Charbonneau. Mir fiel auf, daß er seine Jacke aufgeknöpft und den rechten Arm ein wenig angewinkelt hatte. Er war bereit. Fragte sich bloß, für was.
    Langsam gingen wir um das Ziegelgebäude herum. Auf den zugemüllten Grundstücken ringsum lagen Betonblöcke kreuz und quer herum wie von einem Gletscher abgeladene Felsbrocken. Ein verrosteter Maschendrahtzaun führte an der Südseite des Hauses entlang, während das Wandgemälde mit der Ziege die Nordwand zierte. Drei alte, weißlackierte Türen gingen auf die Rue Berger hinaus. Der schmale Streifen Asphalt zwischen ihnen und dem Gehsteig war früher einmal rot gestrichen gewesen, jetzt aber hatte er die braune Farbe von getrocknetem Blut.
    Im Fenster neben der dritten Tür hing ein Schild schief an

Weitere Kostenlose Bücher