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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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einkehrte und die Schatten draußen immer länger wurden.
    »Was machen Sie denn noch hier?« hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir.
    Um ein Haar hätte ich den Wirbel fallen lassen, den ich eben von der Objektbühne des Mikroskops entfernt hatte.
    »Gott im Himmel, haben Sie mich erschreckt.«
    »Nun drehen Sie nicht gleich durch«, sagte Andrew Ryan. »Ich habe noch Licht gesehen und dachte, ich schaue mal nach, ob Denis in seinen Überstunden irgendwas Interessantes zerlegt.«
    »Wie spät ist es?« fragte ich und steckte den Wirbel wieder in seinen Plastiksack.
    Ryan schaute auf die Uhr. »Fünf Uhr vierzig.« Er sah mir zu, wie ich die Plastikbeutel wieder in der kleineren Pappschachtel verstaute.
    »Haben Sie was Brauchbares gefunden?«
    »Ja.«
    Ich machte den Karton zu und griff nach Isabelle Gagnons Beckenknochen.
    »Claudel gibt nicht viel auf Schnittmarken und solches Zeug.«
    Es war das Schlimmste, was er hätte sagen können. Ich legte die Beckenknochen in den größeren Karton.
    »Er ist der Meinung, daß eine Säge eine Säge ist.«
    Ich legte die beiden Schulterblätter in den Karton und griff nach den Armknochen.
    »Und Sie?« fragte ich Ryan.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Und ich dachte immer, ihr Männer kennt euch mit Heimwerken aus. Also, was wissen Sie über Sägen?« Ich verstaute weitere Knochen in dem Karton.
    »Nur, daß man damit Sachen auseinandersägen kann.«
    »Gut. Was für Sachen?«
    »Na Holz, Aste, Metall.« Er hielt inne. »Und Knochen.«
    »Wie?«
    »Was meinen Sie mit ›wie‹?«
    »Wie macht die Säge das?«
    Er dachte einen Augenblick nach. »Mit Zähnen natürlich. Die Zähne bewegen sich vorwärts und rückwärts und schneiden sich durch das Material.«
    »Und was ist mit Kreissägen?«
    »Die bewegen sich im Kreis.«
    »Hat die Säge schräg oder gerade geschliffene Zähne?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ob die Zähne an der Vorderkante scharf geschliffen oder flach sind. Ob sie sich glatt durch das Material schneiden oder es aufreißen.«
    »Ach so.«
    »Und schneidet die Säge auf Stoß oder auf Zug?«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben doch gesagt, daß die Sägezähne sich vorwärts und rückwärts bewegen. Bei welcher Bewegung schneiden sie? Wenn man schiebt oder wenn man zieht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ist die Säge so konstruiert, daß sie in Faserrichtung oder gegen die Faser schneidet?«
    »Macht das denn einen Unterschied?«
    »Wie weit sind die Zähne einer Säge voneinander entfernt? Sind die Abstände zwischen ihnen regelmäßig? Wieviele Zähne sind auf dem Sägeblatt? Was für eine Form haben sie? In was für einem Winkel stehen sie zueinander? Sind sie oben spitz oder gerade? Was für eine –«
    »Okay, okay, ich habe verstanden. Erklären Sie mir bitte, was es mit den Sägen auf sich hat.«
    Während unseres Gesprächs hatte ich auch die restlichen Knochen von Isabelle Gagnon in die Schachtel gelegt und den Deckel zugemacht.
    »Es gibt Hunderte von verschiedenen Handsägen. Gespannte und ungespannte, Stoßsägen, Stichsägen, Bügelsägen, Fuchsschwänze, Laubsägen, Stabsägen, Küchensägen, Fleisch- und Knochensägen und viele andere mehr. Dazu kommen noch jede Menge mit Elektro- oder Benzinmotoren. Manche bewegen sich hin und her, manche machen schwingende Bewegungen, manche kreisförmige. Das hängt meistens von dem Material ab, das sie schneiden sollen. Selbst wenn wir bei Handsägen bleiben – eine solche hat auch unser Mörder verwendet –, dann gibt es noch eine Fülle von Sägeblättern mit Zähnen in den verschiedensten Größen, Winkeln und Abständen voneinander.«
    Ich sah hinüber zu Ryan, ob er meinen Worten noch immer folgte. Er tat es, und seine Augen leuchteten so blau wie die Flamme eines Gasbrenners.
    »Das alles bedeutet unter dem Strich, daß jede Säge in einem Material wie Knochen ihre charakteristischen Spuren hinterläßt.«
    »Dann können Sie also anhand dieser Spuren bestimmen, mit welcher Säge der Knochen durchgesägt wurde?«
    »Nein. Aber die Art der Säge kann man bestimmen.«
    Ryan dachte darüber nach. »Woran haben Sie erkannt, daß es sich hier um eine Handsäge handelte?«
    »Motorsägen hinterlassen gleichmäßigere Spuren. Die Streifen und Kratzer an den Schnittstellen weisen ein sich regelmäßig wiederholendes Muster auf, und außerdem verläuft der Schnitt sehr viel gerader als der einer Handsäge.« Ich hielt einen Augenblick inne. »Darüber hinaus setzt man mit einer Motorsäge, bei der man nicht viel

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