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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Sinuslinien. Auch für diese Erhöhungen und Dellen an der Wand des Schnittes ist das Sägeblattflattern verantwortlich. Die Dellen rühren ebenso wie die Inseln unten am Boden des Schnitts von den weitesten Ausschlägen des Sägeblatts her, während die Ausfräsungen am Boden und die Erhöhungen an den Wänden entstehen, wenn das Sägeblatt seiner Mittellage am nächsten ist.«
    »Dann können Sie diese Erhöhungen und Dellen ebenso ausmessen wie die Knocheninseln?«
    »Genau.«
    »Wie kommt es, daß weiter unten an der Schnittfläche diese Markierungen nicht zu sehen sind?«
    »Das Flattern tritt besonders stark am Anfang des Schnitts auf, wenn das Blatt noch nicht so tief in den Knochen eingedrungen ist.«
    »Das leuchtet mir ein«, sagte Ryan und schaute auf. Die roten Kreise waren wieder da.
    »Können Sie jetzt bestimmen, in welcher Richtung die Säge geführt wurde?«
    »Meinen Sie die Schnittrichtung?«
    »Was ist das?«
    »Die Schnittrichtung hat etwas damit zu tun, ob die Säge auf Stoß oder auf Zug schneidet. Die meisten westlichen Sägen schneiden auf Stoß, das heißt, beim Vorwärtsbewegen der Säge. Einige japanische Sägen dagegen schneiden auf Zug, also beim Zurückziehen. Es gibt aber auch Sägen, die auf Zug und auf Stoß schneiden.«
    »Und Sie können feststellen, um was für eine Säge es sich handelt?«
    »Ja.«
    »Und was haben Sie konkret in diesem Fall herausgefunden?« fragte er und rieb sich, während er mich ansah, die Augen.
    Ich ließ mir mit meiner Antwort Zeit und massierte mir erst einmal den Nacken. Dann nahm ich mein Klemmbrett und blätterte durch meine Aufzeichnungen.
    »An Isabelle Gagnons Knochen hat der Täter ziemlich häufig falsch angesetzt. Die Einschnitte haben eine Breite von etwa einem Millimeter und zum Teil schräg verlaufende Böden. Außerdem konnte ich Sinuslinien und Knocheninseln feststellen. Beide habe ich ausgemessen.« Ich blätterte eine Seite um. »Und außerdem habe ich die Späne an der Abbruchstelle untersucht.«
    Er wartete darauf, daß ich weiterlas. Als ich das nicht tat, fragte er: »Und was haben Sie dabei herausgefunden?«
    »Ich denke, wir haben es mit einer Handsäge mit geschränkten Zähnen zu tun. Etwas in der Größenordnung von vier Zähnen pro Zentimeter, was in etwa einem Abstand von zwei Millimetern zwischen den einzelnen Zähnen entspricht. Die Zähne haben Geradschliff, und die Säge schneidet auf Stoß.«
    »Verstehe.«
    »Das Sägeblattflattern ist ungewöhnlich stark, ebenso wie die Spanbildung beim Austritt der Säge. Trotzdem frißt sich das Blatt ziemlich rasch durch den Knochen. Anhand der Knocheninseln schließe ich, daß die Zähne geschränkt sind, um ein Festfressen der Säge zu vermeiden.«
    »Und auf was für eine Säge läuft das hinaus?«
    Ich glaubte zwar, die Antwort auf diese Frage ziemlich sicher zu wissen, wollte sie aber Ryan noch nicht mitteilen.
    »Bevor ich einen endgültigen Schluß ziehe, möchte ich noch mit jemandem Rücksprache halten.«
    »Haben Sie sonst noch was herausgefunden?«
    Ich blätterte wieder zurück auf die erste Seite meiner Aufzeichnungen und faßte meine Beobachtungen zusammen.
    »Die Fehlversuche sind alle an den Vorderseiten der Knochen zu finden, die Abbruchsplitter hinten. Das bedeutet, daß die Leiche vermutlich auf dem Rücken lag, als der Täter sie zerlegte. Die Arme wurden an den Schultergelenken entfernt und die Hände abgesägt. Die Beine wurden an den Hüften abgetrennt, die Unterschenkel an den Kniegelenken. Den Kopf hat der Mörder auf Höhe des fünften Halswirbels abgelöst. Und dann hat er noch den Brustkorb mit einem vertikalen Schnitt aufgeschlitzt, der bis hinunter zur Wirbelsäule reichte.«
    Ryan schüttelte den Kopf. »Der Kerl muß ein wahrer Zauberer mit der Säge sein.«
    »Nicht nur mit der Säge.«
    »Was hat er denn sonst noch benützt?«
    »Ein Messer.«
    Ich bewegte die Elle ein wenig und stellte das Mikroskop erneut scharf. »Sehen Sie selbst.«
    Als Ryan sich wieder über das Mikroskop beugte, bemerkte ich, daß er einen kleinen, knackigen Hintern hatte. Jetzt mach aber mal halblang, Brennan…
    »Sie müssen Ihr Gesicht nicht so fest ans Okular pressen.«
    Seine Schultern entspannten sich ein wenig, und er trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Sehen Sie die Furchen, von denen wir gesprochen haben?«
    »Ja, sehe ich.«
    »Dann schauen Sie jetzt mal nach links. Erkennen Sie den schmalen Einschnitt dort?«
    Ryan schwieg eine Weile und stellte die Schärfe

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