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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ich fluchend und zitternd den Autoschlüssel suchen, wobei mir zweimal der Schlüsselbund aus der Hand glitt und zu Boden fiel. Als ich die Tür endlich aufbekommen hatte, ließ ich mich auf den Fahrersitz sinken.
    Ich verriegelte die Tür, legte die Hände über das Lenkrad und legte meinen Kopf darauf. Ich verspürte das dringende Bedürfnis zu schlafen und dadurch der Wirklichkeit zu entfliehen. Ich wußte, daß ich diesem Wunsch nicht nachgeben durfte. Es war durchaus möglich, daß irgendwo da draußen jemand war, der mich beobachtete und mir an den Kragen wollte.
    Wenn du dich jetzt auch nur eine Sekunde ausruhst, sagte ich mir, als sich meine Augenlider zu schließen begannen, machst du einen weiteren schlimmen Fehler.
    Vor meinem geistigen Auge sah ich auf einmal George Burns, der sagte: »Natürlich interessiere ich mich für die Zukunft. Schließlich werde ich in ihr den Rest meines Lebens verbringen.«
    Mit einem Ruck setzte ich mich auf und legte die Hände in meinen Schoß. Das von der plötzlichen Bewegung ausgelöste Kopfweh half mir, wieder halbwegs klare Gedanken zu fassen. Und ich mußte nicht kotzen. Das war doch schon ein Fortschritt.
    »Wenn du eine Zukunft haben willst, Brennan, dann mach, daß du hier wegkommst«, sagte ich laut.
    Meine Stimme hörte sich seltsam belegt an, aber ihr Klang brachte mich wieder in die Realität zurück. Ich startete den Motor und blickte auf die grünen Leuchtziffern der Uhr am Armaturenbrett. Es war zwei Uhr fünfzehn. Wann war ich von zu Hause aufgebrochen?
    Immer noch am ganzen Körper zitternd, stellte ich die Heizung auf höchste Stufe. Ich war mir allerdings nicht sicher, ob mir davon wirklich warm werden würde. Ich fror nicht nur von der Nässe und der kalten Nachtluft. Eine noch viel schlimmere Kälte hatte sich in meiner Seele breitgemacht und würde sich von keinem Heißluftgebläse der Welt vertreiben lassen. Ohne mich noch einmal umzusehen, fuhr ich los.
     
    Ich ließ die Seife in großen Kreisen über meine Brust gleiten und wünschte, der angenehm riechende Schaum würde die Ereignisse dieser Nacht fortwaschen. Ab und zu hob ich den Kopf und ließ mir das warme Wasser direkt aufs Gesicht prasseln. Bald würde der Boiler leer sein, denn ich duschte nun schon seit zwanzig Minuten, um die Kälte aus meinen Knochen und die leise flüsternden Stimmen aus meinem Kopf zu vertreiben.
    Eigentlich hätten die Wärme, der Dampf und der Geruch der Jasminseife meine Muskeln entspannen und meinen Kopfschmerz lindern müssen, aber irgendwie wollte es ihnen nicht so recht gelingen. Ständig horchte ich, ob jenseits der Wand meiner Duschkabine nicht vielleicht das Telefon klingelte, das ich direkt daneben auf den Badezimmerboden gestellt hatte. Ich wollte auf keinen Fall Ryans Anruf verpassen.
    Zu Hause hatte ich sofort die Polizei angerufen und mir erst danach die nassen Kleider ausgezogen. Die Frau an der Zentrale hatte sich standhaft geweigert, mir Ryans Privatnummer zu geben. Seine Visitenkarte, auf der sie stand, hatte ich dummerweise im Büro liegen lassen. Nach einigem hin und her hatte ich die Telefonistin schließlich dazu überreden können, daß sie Ryan zu Hause anrief und ihm sagte, er solle mich so rasch wie möglich zurückrufen. Patschnaß, durchgefroren und unter Kopf- und Magenschmerzen leidend, hatte ich mich auf keine längeren Diskussionen einlassen können. Ich nahm mir vor, mich am nächsten Tag bei ihr zu entschuldigen.
    Das war vor etwa einer halben Stunde gewesen. Jetzt befühlte ich mit der Hand meinen Hinterkopf. Die Beule war immer noch da. Unter meinen nassen Haaren fühlte sie sich an wie ein gekochtes Ei und reagierte empfindlich auf jede Berührung. Bevor ich unter die Dusche gegangen war, hatte ich nach Symptomen für eine Gehirnerschütterung gesucht. Ich hatte mir meine Pupillen angesehen, den Kopf scharf nach rechts und links gedreht und mich durch Zwicken vergewissert, ob ich noch Gefühl in Händen und Füßen hatte. Alle Tests waren zufriedenstellend verlaufen. Wenn ich überhaupt eine Gehirnerschütterung erlitten hatte, dann konnte es nur eine ganz leichte sein.
    Ich drehte das Wasser ab und trat aus der Dusche. Das Telefon stand stumm auf dem Boden.
    Verdammt. Wo ist der Kerl bloß?
    Ich trocknete mich ab, schlüpfte in meinen abgetragenen Frottee-Bademantel und wickelte meine Haare in ein Handtuch. Dann ging ich zum Anrufbeantworter, um zu sehen, ob ich das Klingeln des Telefons nicht vielleicht doch überhört hatte. Das

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