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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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gefunden. Dem Geruch nach zu schließen, ist sie stark verwest, möglicherweise bereits skelettiert. Wir müssen sofort hinfahren, bevor jemand sie verschwinden läßt oder die Hunde der Nachbarschaft sich ein Abendmahl genehmigen.«
    Ich atmete ein und wartete.
    »Sind Sie denn jetzt total verrückt geworden?«
    Ich wußte nicht so recht, ob er an meiner Erzählung zweifelte oder ob er sich darüber aufregte, daß ich ganz alleine dort hinausgefahren war. Da er mit der zweiten Möglichkeit vielleicht sogar recht hatte, favorisierte ich die erste.
    »Ich weiß, wann ich es mit einer Leiche zu tun habe und wann nicht.«
    Ryan schwieg eine ganze Weile, dann fragte er. »Liegt sie nur so da oder hat sie jemand begraben?«
    »Begraben, aber nicht tief. Der Regen hat sie freigespült.«
    »Und woher wollen Sie wissen, daß es nicht wieder einer von diesen dämlichen Friedhöfen ist?«
    »Weil die Leiche in einem Müllsack steckt.« Wie Gagnon. Und Trottier. Aber das mußte ich nicht extra hinzufügen.
    »Mist.« Ich hörte, wie ein Streichholz angerissen wurde und dann ein langes, tiefes Ausatmen.
    »Meinen Sie nicht, daß wir jetzt gleich hinfahren sollten?«
    »Auf gar keinen Fall.« Ich hörte, wie er an seiner Zigarette zog. »Und was meinen Sie überhaupt mit wir? Man sagt Ihnen ja unkonventionelle Methoden nach, Brennan, aber mich können Sie damit nicht beeindrucken. Mit dieser draufgängerischen Art erreichen Sie vielleicht bei Claudel etwas, aber ganz bestimmt nicht bei mir. Wenn Sie also das nächste Mal ein Bedürfnis zu einem Tatort-Tänzchen verspüren, dann fordern Sie gefälligst jemanden von der Mordkommission dazu auf. Für so etwas können selbst wir noch ein paar Minuten erübrigen.«
    Ich hatte zwar keine Dankbarkeit erwartet, aber die Vehemenz seiner Reaktion verblüffte mich nun doch etwas. Mein Kopfschmerz nahm wieder zu, und fast wäre ich wütend geworden. Aber ich sagte nichts und wartete. Doch auch Ryan schwieg.
    »Vielen Dank, daß Sie mich so rasch zurückgerufen haben.«
    »Hm.«
    »Wo sind Sie?« Mit voll funktionstüchtigem Kopf hätte ich diese Frage nie gestellt. Ich bereute sie auch sofort.
    »Bei einer Freundin«, sagte Ryan nach einer längeren Pause.
    Das hast du wieder einmal hervorragend gemacht, Brennan. Kein Wunder, daß er sauer ist.
    »Ich glaube, daß außer mir heute nacht noch jemand auf dem Grundstück war.«
    »Wie bitte?«
    »Als ich den Müllsack untersuchte, glaubte ich etwas hinter mir zu hören. Dann spürte ich einen Schlag auf den Hinterkopf und wurde bewußtlos. Das war mitten in dem Gewitter, so daß ich nicht weiß, ob es nicht doch ein herabfallender Ast war.«
    »Sind Sie verletzt?«
    »Nein.«
    Es folgte wieder eine Pause, während der ich fast hören konnte, wie Ryan meine Informationen alle noch einmal durchging.
    »Ich schicke einen Streifenwagen hinaus zu dem Grundstück, der es bis zum Vormittag bewachen soll. Dann soll sich die Spurensicherung dort umsehen. Meinen Sie, daß wir die Hunde brauchen werden?«
    »Ich habe nur den einen Sack gefunden, aber ich bin mir sicher, daß da noch mehr vergraben ist. Auf dem Rückweg bin ich nämlich in ein frisch ausgehobenes Loch gefallen. Die Hunde wären sicher nützlich.«
    Ich wartete auf eine Antwort von Ryan, bekam aber keine.
    »Und wann holen sie mich ab?« fragte ich.
    »Ich hole Sie nicht ab, Doktor Brennan. Das hier ist das richtige Leben mit einer richtigen Mordkommission und kein Krimi von Agatha Christie.«
    Jetzt war ich wirklich wütend. In beiden Schläfen pochte der Schmerz, und zwischen ihnen, tief in meinem Gehirn, konnte ich eine kleine, heiße Wolke spüren.
    »›Mehr Löcher als ein Schweizer Käse‹«, fauchte ich ins Telefon. »›Bringen Sie mir mehr Beweise‹. Das waren Ihre Worte, Ryan. Jetzt habe ich Ihnen einen Beweis beschafft. Ich kann Sie sogar zu ihm hinfuhren. Und bei diesem Beweis dürfte es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen weiteren Knochenfund handeln. Und dafür bin nun mal ich zuständig, wenn ich mich nicht irre.«
    Am anderen Ende der Leitung war es so lange still, daß ich mich schon fragte, ob er vielleicht aufgelegt hatte. Aber ich blieb dran und wartete.
    »Ich komme um acht.«
    »Okay.«
    »Und noch was, Brennan.«
    »Ja?«
    »Vielleicht sollten Sie sich einen Helm kaufen.«
    Jetzt legte er wirklich auf.

16
    Ryan hielt Wort, um acht Uhr fünfundvierzig parkten wir hinter dem Lieferwagen der Spurensicherung. Obwohl mein Mazda noch vor ein paar Stunden keine

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