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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sein Vater
schlief. Dann wandte er sich um und ließ sich die nächste Stufe hinabgleiten.
    Ich blieb, wo ich war, und gab ihm
einen fünfminütigen Vorsprung, bevor ich D. A. aufweckte.
     
    Das war ein schwieriges Unterfangen.
Taylor schlug um sich, brummelte und zuckte heftig, als meine ausgestreckte
Hand ihn berührte. Ich packte ihn bei den Schultern und zog ihn in eine
sitzende Stellung hoch. Er sank vornüber, sein schwarzes Haar fiel ihm ins
Gesicht. Einen Augenblick lang erschauderte sein ausgemergelter Körper. Dann
schaute er zu mir auf.
    Unter seinen zotteligen Stirnfransen
sahen seine Augen so ausgebrannt aus wie bei unserer ersten Begegnung. Er
starrte mich an, ohne mich zu erkennen.
    »D. A., es ist Zeit, nach Hause zu
gehen«, sagte ich.
    Er antwortete nicht, sondern richtete
seinen Blick auf die Laterne und dann auf die Lichtung. Er legte eine Hand auf
den glatten Felsen und streichelte ihn.
    »Wissen Sie, wo wir sind?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Können Sie sich erinnern, wie Sie
hierhergekommen sind?«
    Er dachte nach und schüttelte dann den
Kopf. »Ich komme oft hierher.«
    »Sie brachten dieses Mal Ihre Kinder
mit.«
    »Meine Kinder.«
    »Mia und Davey...«
    »Ich kenne meine Kinder.«
Verwirrt schaute er sich wieder um auf der Lichtung.
    »Ich habe ihnen vorgesungen... Wo sind
sie?«
    »Auf dem Heimweg.«
    Er nickte, als ob er das erwartet habe.
    Ich saß im Schneidersitz am Rand des
Felsens und hielt nach der Waffe Ausschau, von der Mia glaubte, daß er sie
mitgenommen habe. Ich konnte sie nirgends entdecken.
    »D. A., warum sind Sie heute abend
hierhergekommen?«
    »Ich nahm an, es wäre an der Zeit.« Aus
seinem Gesichtsausdruck und dem Ton seiner Stimme schloß ich, daß er nun klarer
wurde. »Aber ganz genau weiß ich das ehrlich gesagt auch nicht. Ich habe
Tabletten genommen und Wein getrunken.«
    »Ich verstehe. An was können Sie sich
denn noch erinnern?«
    »Sie müssen mir sagen, was für ein Tag
heute ist.«
    »Heute ist Freitag, es ist kurz vor
Mitternacht.«
    Er schaute auf seine Hände hinab und
versuchte sich zu erinnern.
    »Soviel ich weiß, begann das vor ein
paar Tagen.«
    »Am Mittwoch fuhren Sie nach San
Francisco, um Tom Grant aufzusuchen.«
    Seine Finger verkrampften sich.
    »Woher wußten Sie, wo Sie Grant finden
würden, D. A.?«
    »...Jemand hat mir einen Plan
gezeichnet. Danach konnte ich sein Haus finden.«
    Zorn gegen Libby Ross wallte in mir
auf, wenn ich auch nicht überrascht war. Ich unterdrückte einen Fluch. Als ich
mich wieder in der Gewalt hatte, fragte ich: »Warum sind Sie dort hingefahren?«
    »Nur um mich umzuschauen. Ich wollte
sehen, was aus dem Mann geworden war, der uns verraten hatte.«
    »Und was haben Sie gesehen...?«
    »Er hatte Angst. Erzählte irgendwas,
daß ihn gerade jemand angegriffen habe, daß er eine Beule am Kopf habe, aber
ich wußte, daß er vor mir Angst hatte. Er versteckte sich hinter Verachtung,
Schimpfwörtern und Drohungen — so wie er sich früher hinter Andy Wrightman
versteckte. Aber am Ende hatte er große Angst.«
    Ich biß mir auf die Lippe, dachte an
das blutbesudelte Atelier und das, was von dem Menschen Tom Grant
übriggeblieben war.
    »Wie hat er Sie denn beschimpft?«
fragte ich schließlich.
    Taylor fuchtelte mit der Hand und
wischte die Frage beiseite. »Es war sehr unerfreulich.«
    »Hat er Ihnen von Jenny erzählt — wie
er sie in den Selbstmord getrieben hat, indem er ihr beständig vorhielt, daß sie
Sie und Libby verraten hatte, und wie er ihr schließlich den Revolver gab?« Das
war die einzige Erklärung, die mir dafür einfiel, daß Grant so bemüht gewesen
war, seine Vergangenheit geheimzuhalten. Er war eine Frau losgeworden, die ihm
gefährlich werden konnte, indem er ihr eine Waffe gegeben hatte, die er
eigentlich seinen Kollegen hätte aushändigen sollen, als die Wohnung an der
Page Street durchsucht wurde.
    Aber Taylor schüttelte den Kopf. »Das
brauchte er nicht. Libby und ich wußten das; wir haben es immer gewußt. Jenny
konnte den Revolver nur von dem Mann haben, der wußte, wo die Waffen in der
Wohnung aufbewahrt waren. Nein, was er sagte, war schlimmer. Er sagte, daß
Perry uns verraten hatte.«
    Ich war nicht überrascht.
    Taylor fuhr fort: »Das konnte ich mir
nicht anhören. Perry war der Mann, den ich am meisten bewunderte. Wenn er uns
verraten hat, dann... gibt es keine Helden mehr.«
    D. A. ließ den Kopf wieder sinken.
Plötzlich fegte eine Windbö über die Lichtung. Von unten hörte ich

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