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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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lasse von mir hören.«
    Sie schien sich immer noch nicht bewußt
zu sein, wie schnell die Zeit verging, und ich fragte weiter, solange ich noch
die Möglichkeit dazu hatte.
    »Nachdem Ihre Mutter... gestorben war,
was passierte dann mit Ihnen?«
    »Nichts. Ich bin bei Ben und Nilla
geblieben. Inoffiziell; das Jugendamt wußte nicht, daß es mich gab — ebensowenig
wie die Familie meiner Mutter. Und meinem Vater war es offensichtlich
gleichgültig. Ben und Nilla zogen mich als ihr eigenes Kind auf. Ich nahm ihren
Namen an. Ben starb, als ich fünfzehn war, er wurde am Frühstückstisch vom
Schlag getroffen. Das brachte auch Nilla fast um. Sie zog sich zurück, schloß
den Hort und nahm keine Kinder mehr auf. Schließlich hatte sie nur noch mich.
    Geld war immer ein Problem gewesen.
Ohne die Zahlungen, die das Wohlfahrtsamt für die Pflegekinder leistete, wurde
es schwer. Mit sechzehn ging ich von der Schule ab, um Nilla zu unterstützen.
Ich fing bei einer Firma für Bürobedarf als Mädchen für alles an und wurde dann
zur Sekretärin ausgebildet. Nilla starb, als ich achtzehn war — es war das
Herz, in jeder Beziehung. Ich gab die Arbeit bei der Schreibwarenfirma auf und
ging aus Portola weg. Ich zog in die Stadt und fing als Sekretärin bei KSTS an.
Nach eineinhalb Jahren überredete ich sie, mir eine Chance als Reporterin zu
geben. Im Außendienst hatte ich schnell Erfolg. Und jetzt bin ich hier.« Sie
breitete die Arme aus, als ob sie das schäbige Ankleidezimmer, das gesamte
Studio, ihr erfolgreiches Leben umarmen wollte. Mir aber kam sie immer noch wie
das kleine Mädchen vor, dessen Mutter hübsch, aber nicht herzlich war, und das
sich zu den Pflegeeltern flüchtete, die wußten, wie man ein Kind im Arm hält.
    »Jess, beantworten Sie mir eine Frage: Wollen Sie wissen, ob Perry Hilderly Ihr Vater war?«
    Sie verschränkte wieder die Finger und
preßte die Lippen aufeinander. Nach einer Weile sagte sie: »Sie wissen, daß ich
es wissen will. Nachdem Nilla gestorben war, war ich zuerst ganz erpicht
darauf, etwas über meine Eltern zu erfahren. Ich habe mich an die Familie
meiner Mutter im Süden Kaliforniens gewandt, aber sie wollten nichts mit mir zu
tun haben, sie glaubten nicht einmal, daß ich Jenny Ruhls Tochter sei, sie
behaupteten, die Geburtsurkunde sei eine Fälschung. Danach beauftragte ich die
Detektei. Aber dann — nun, ich sagte Ihnen ja schon, was ich mit dem Bericht
gemacht habe.«
    »Was ist jetzt auf einmal anders?«
    »Perry Hilderly hat mir Geld
hinterlassen. Eine Menge Geld. Das muß etwas bedeuten.«
    Da war ich nicht sicher. Zumindest
nicht, daß es etwas Gutes bedeutete, wie sie sich offenbar vorstellte.
Schuldgefühle wegen versäumter Taten, habe ich festgestellt, sind nicht
gleichbedeutend mit Liebe für den Geschädigten.
    Goodhue muß meine Zweifel gespürt
haben, denn sie stand abrupt auf. »Ich muß jetzt wirklich in den
Nachrichtenraum hinunter. Ich suche nach dem Namen des Detektivs und ruf Sie
dann an.«
    Ich gab ihr meine Visitenkarte. Sie
steckte sie ein, warf einen letzten Blick auf ihr Make-up und führte mich aus
dem Ankleidezimmer. Auf dem Weg nach unten fragte ich, wo ich telefonieren
könnte, und Goodhue deutete auf einen unbesetzten Schreibtisch im
Nachrichtenraum. Ich rief die Kanzlei an, erreichte Hank und berichtete ihm,
was ich an diesem Tag alles erfahren hatte.
    »Verdammt komisch«, sagte er, als ich
fertig war. »Das paßt nicht recht zu dem, was ich von Perry weiß. Ich kann mir
nicht vorstellen, daß er sein eigenes Kind im Stich läßt.«
    »Hast du seiner Exfrau erzählt, daß
ihre Söhne nun doch nicht erben?«
    »Ja. Das schien sie nicht sehr
aufzuregen. Offensichtlich sind sie und ihr neuer Ehemann recht wohlhabend. Sie
freute sich aber über die persönlichen Sachen — sie sagte, daß es nett sei, daß
die Jungs ein paar Erinnerungen an Perry hätten.«
    »Ich würde gerne mit ihr reden. Wenn
jemand etwas über Hilderlys Vergangenheit weiß, dann sie. Gibst du mir ihren
neuen Namen und die Nummer?«
    »Sicher.« Nach einer Pause las er mir
vor, was ich wissen wollte. »Du fährst doch heute nicht mehr nach Danville
hinaus?«
    »Wenn sie mich empfängt.«
    Hank schwieg.
    »Oh, Gott, dein Abendessen für
Anne-Marie! Das hätte ich fast vergessen.«
    »Mach dir keine Gedanken. Besuch Judy
Fleming und komm später vorbei. Aber komm sicher.«
    »Ja natürlich, das verspreche ich. Ist
Rae in der Nähe?«
    »Sie ist vor etwa fünfzehn Minuten
gegangen. Sie

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