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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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erinnern. Versucht euch an Namen zu erinnern. Ich komme später
darauf zurück.«
    Als ich zur Tür ging, fragte Hank: »Wo
gehst du denn jetzt hin?«
    »Zu Greg Marcus. Mir ist da etwas
eingefallen, das ihm helfen könnte, den Heckenschützen zu finden.«
     
     
     

18
     
    Greg sagte: »Verdammt, da bist du
vielleicht auf etwas gestoßen.«
    Ich griff nach der Kaffeetasse, die ich
am Rand seines Schreibtisches abgestellt hatte, und wartete ab, was er weiter
sagen würde.
    Nach einer Weile fügte er hinzu: »Das
Motiv klingt vielleicht weit hergeholt, aber ich bin schon komischeren
begegnet. Sag mir, wen du in Verdacht hast.«
    Ich stellte die Tasse zurück und begann
die einzelnen Punkte aufzuzählen. »Erstens nehme ich an, daß wir uns einig
sind, daß wir es mit einem ernsthaft gestörten Menschen zu tun haben.«
    Er nickte.
    »Zweitens muß, angesichts der langen
Zeitspanne, irgendein Ereignis diese Mordserie ausgelöst haben.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.
Manchmal brüten Leute Jahre oder sogar Jahrzehnte vor sich hin, und dann rasten
sie plötzlich aus.«
    »Aber meistens gibt es irgendeinen
Auslöser, oft einen ganz unbedeutenden.«
    »Ich gebe dir recht, wenn du die
Betonung auf unbedeutend legst.«
    »In Ordnung.« Ich stand auf und begann
in dem Kabuff auf und ab zu gehen. Die regelmäßige Bewegung half mir, Ordnung
in meine Gedanken zu bringen.
    »Nehmen wir einmal an, diese Person ist
ein Mann. Er ist geistig gestört, vermutlich ein Vietnam-Veteran.«
    »Nicht unbedingt; zwei seiner Opfer
waren keine Veteranen, aber sie waren zur gleichen Zeit in Cam Ranh wie er.«
    »Laß uns in diesem Fall einmal
annehmen, daß er einer ist. Und angenommen, daß er in ambulanter
psychiatrischer Behandlung ist — wo würde er hier in der Gegend hingehen?«
    »Ins Letterman-Krankenhaus.«
    »Wo Mary Johnson Davis als
psychiatrische Beraterin arbeitete, bevor sie ins Kinderkrankenhaus
überwechselte. Und wo John Owens vermutlich wegen seiner Kriegsverletzungen
behandelt wurde.«
    Greg nickte. »Unser Täter ist also im
Letterman und begegnet Davis. Vielleicht ist sie ihm sogar als Beraterin zugewiesen.
Ungeachtet der Umstände war dies wohl der Auslöser.«
    »Und dann entdeckt er Owens. Nun weiß
er, daß sie beide in San Francisco leben. Von da an ist es ein leichtes, hinter
ihnen herzuspionieren, ihre Gewohnheiten zu studieren und den richtigen Moment
abzuwarten.«
    »Soweit schön und gut. Ich verstehe
auch, wie er auf Hank und Willie stoßen konnte — aber was war mit Hilderly?«
    »Hilderly war Hanks Freund. Sie haben
sich regelmäßig auf ein Glas Bier getroffen.«
    »Und Bob Smith?«
    Ich setzte mich wieder. »Smith schien
anfangs nicht so ganz ins Bild zu passen, und oberflächlich betrachtet tut er
es auch heute noch nicht. Aber die Pizzeria, wo er vor seinem Tod arbeitete,
ist nur ein paar Häuserblocks von Willies Laden entfernt, und ich habe auf dem
Weg dorthin einen Blick hineingeworfen. Die Küche ist nur durch einen Tresen
vom Eßbereich abgetrennt; man kann zusehen, wie die Leute das Essen zubereiten.
Unser Mann ist vielleicht ganz zufällig auf Smith gestoßen. Wenn es passiert
ist, nachdem er Davis und Owens in der Letterman-Klinik sah, hat er
möglicherweise sowieso Ausschau gehalten nach bekannten Gesichtern.«
    »Aber warum war er dann als erstes
hinter Smith her?«
    Ich zuckte die Achseln. »Eine günstige
Gelegenheit. Smith war ein Einzelgänger, er konnte ihn leichter verfolgen.«
    »In Ordnung.« Greg lehnte sich in
seinem Stuhl zurück, rieb sich das Kinn und richtete den Blick auf einen Punkt
über meinem Kopf. Wieder wartete ich.
    Schließlich sagte er: »Seither ist so
viel Zeit vergangen, das gefällt mir nicht. Ich weiß, wir meinten, daß ihn die
Begegnung mit Davis oder Owens oder mit beiden zusammen hat ausrasten lassen,
aber in zwanzig Jahren müßte es doch andere Auslöser gegeben haben. Warum hat
er seine Opfer nicht schon früher verfolgt?«
    »Darüber habe ich auch schon
nachgedacht. Da ist noch ein anderer Faktor — einer, der die Identifikation
beschleunigen könnte. Ich glaube, daß er einen großen Teil dieser Zeit in einer
Nervenheilanstalt zugebracht haben könnte. Vielleicht ist er erst vor kurzem
entlassen worden.«
    »Das wäre ein guter Grund.« Gregs Blick
war immer noch in die Ferne gerichtet. »Wir haben hier eine Menge Vermutungen,
wenn wir ehrlich sind. Aber es ist immer noch besser als die Spuren, denen ich
nachgegangen bin. Offensichtlich müssen

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