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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Fall
Grant betreffen.«
    Er strich sich mit dem Zeigefinger über
seinen üppigen Schnurrbart — der konnte gar nicht echt sein; ob man diese
Dinger wohl wie Haarteile kaufen konnte? »Ja?«
    »Ich habe Beweise, daß Grants
wirklicher Name möglicherweise Andy Wrightman war.«
    »Welche Beweise?«
    »Einer von Perry Hilderlys Erben
erwähnte den Namen, als ich ihm Grant beschrieb.«
    »Oh, ich verstehe — hieb- und
stichfeste Beweise.«
    Ich bemühte mich, ruhig zu bleiben.
»Sie sollten das vielleicht untersuchen. Wrightman war Ende der sechziger Jahre
mit Hilderly befreundet; er war ein Trittbrettfahrer an der Uni von
Kalifornien, ein Hippie und Herumtreiber...«
    Nun lächelte McFate von oben herab.
»Ich kann Ihnen versichern, daß Thomas Grant niemals ein Hippie oder ein
Herumtreiber war — ganz im Gegenteil. Offen gestanden habe ich das Gefühl, daß
der Fall Hilderly bei Ihnen zur fixen Idee wird.«
    »Und offen gestanden glaube ich, daß es
nur logisch ist, daß da eine Verbindung besteht.«
    »Miss McCone, ich habe die
Vergangenheit des Opfers genauestens untersucht.«
    »Wären Sie so liebenswürdig, mir zu
sagen, was Ihre Untersuchungen ergeben haben?«
    »Nein, das werde ich nicht. Ich pflege
Zivilisten nicht über die Einzelheiten meiner Untersuchungen in Kenntnis zu
setzen. Ich habe auch kein Interesse, über Ihre Ansichten informiert zu
werden.«
    Ich blitzte ihn an. McFate blieb
ungerührt. »Haben Sie vor, Lieutenant Marcus über die Einzelheiten Ihrer
Untersuchungen in Kenntnis zu setzen? Er erwähnte vor ein paar Minuten mir
gegenüber, daß er auf Ihren Bericht warte.«
    McFate streckte sein Kinn mit dem
Grübchen nach vorne. »Ich habe die Absicht, in Kürze mit ihm zu sprechen.« Der
ungeduldige Blick, den er in Richtung des Büros seines Vorgesetzten warf,
zeigte mir, daß ihn nur meine lästige Gegenwart noch davon abhielt. Er ergriff
eine Akte, stand auf und winkte mich aus dem Mannschaftsraum hinaus.
    Ich blieb vor ihm stehen und blockierte
ihm den Weg. »Wissen Sie, Leo«, sagte ich, »ich habe das Gefühl, daß jemand,
der eine Rechtsberatung im Stile Grants durchführte, keine recht erfreuliche
Vergangenheit hinter sich haben kann.«
    McFate grinste dünn. »Und das, Miss
McCone, zeigt genau, wieviel Sie wissen.« Er schob mich zur Seite und ging zu
Gregs Bürozelle. Greg stand immer noch im Türrahmen; offensichtlich hatte er
das ganze Gespräch verfolgt. Als McFate eintrat und sich setzte, lächelte mir
Greg zu und zuckte mitfühlend die Achseln.
    Ein unwiderstehliches Bedürfnis überkam
mich: Ich zeigte McFates sorgfältig frisiertem Hinterkopf den sprichwörtlichen
Finger. An den Schreibtischen um mich herum fingen die Leute an zu kichern.
Greg rollte mit den Augen und ging in sein Büro zurück.
    Ich verließ den Mannschaftsraum. Mein
Gefühlsausbruch hatte mich in eine eigenartige Hochstimmung versetzt. Ich war
immer das brave Kind unter den Privatdetektiven gewesen: kooperativ,
professionell, wenig streitsüchtig. Aber auch brave Kinder haben ihre Grenzen.
Ich war der Ansicht, daß ich auch das Recht hatte, ab und zu Dampf abzulassen.
    Während ich auf den Abwärts-Knopf am
Lift drückte, fragte ich mich, warum ich es zuließ, daß Leo McFate mich in Rage
versetzte. Der Mann war kleinlich und fies; warum konnte ich ihn nicht einfach
ignorieren?
    Weil, so sagte ich mir selbst, während
ich den Knopf weiter traktierte, der Kerl ein Arschloch ist. Wenn man mit
jemandem umgeht, der an dieser allzu häufigen Krankheit leidet, steckt man sich
am Ende noch selbst an.
     
    Ich machte zwei Umwege auf dem Weg zu
All Souls: Zuerst holte ich mir eine Pizza, damit ich nicht bei den anderen
schmarotzen mußte (und vermutlich gezwungen war, ekelhafte Vollwertkost zu
verspeisen); und dann hielt ich noch bei mir zu Hause, um meinen Revolver
abzuholen.
    Der Safe, in dem ich meine 38er
aufbewahre, war ursprünglich eine Munitionskiste, die mein Vater vor Jahren bei
der Marine geklaut hatte. Die Kiste steht auf dem Boden meines Wäscheschrankes
im Badezimmer. Das ist nicht gerade ein originelles Versteck, und ein
geschickter Dieb würde es innerhalb von zwei Minuten entdeckt haben. Aber das
Schloß ist gut, und als ich den Schrank während der Renovierung des Häuschens
hatte einbauen lassen, hatte der kluge Schreiner einen Bolzen durch den Boden
der Kiste in die Dielenbalken getrieben. Ein Dieb, der sich mit seiner Beute
aus dem Staub machen will, müßte schon einen Teil des Häuschens

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