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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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wir mit unseren Nachforschungen bei
Letterman beginnen. Ich habe zufällig einen Bekannten beim Nachrichtendienst im
Presidio. Der wird uns schnell Auskunft geben können.« Er griff nach seinem
Telefonverzeichnis und blätterte es durch.
    Ich fragte: »Bewacht einer deiner Leute
immer noch Willies Haus?«
    »Nein. Wir sind so schrecklich
unterbesetzt. Aber ich werde versuchen, wieder jemanden abzustellen, und auch
jemanden für Hank.«
    »Ich glaube, du brauchst dir um Willie
keine großen Sorgen zu machen; er sagte mir, daß er heimginge und nicht mehr
herauskäme, bis alles vorbei sei. Und ich werde mich um Hank kümmern, zumindest
heute abend.«
    »Bist du sicher, daß du dir diese
Verantwortung aufladen willst?«
    »Es macht mir nichts aus. Außerdem ist
das eine berechenbare Gefahr. Der Schütze hat immer nur abgedrückt, wenn das
Opfer allein war. Auch als er auf Willie schoß, war Rae weit weg von ihm an der
Straßenecke.«
    »Sei aber vorsichtig. Ich will keinen
von euch verlieren.«
    »Das wirst du nicht.«
    Greg nahm den Hörer ab und wählte eine
Nummer. »Belegt, Mist.«
    Ich stand auf und zog meine Jacke an.
»Ich mach’ mich besser auf den Weg in die Kanzlei.«
    »Ich rufe dich dort an, sobald ich
etwas erfahre.« Greg kam um den Schreibtisch herum und begleitete mich zur Tür.
Dann hielt er inne. Seine Hand lag schon auf dem Türknauf. »Und Sharon — danke
für deine Hilfe. Seit Willie angeschossen wurde, steigt mir mein Chef auf die
Füße, weil ihm der Bürgermeister Druck macht. Und gerade jetzt könnte die
Ergreifung des Heckenschützen meiner Karriere zuträglich sein; wenn ich ihn
nicht kriege, könnte mir das ziemlich schaden.«
    Ich schaute in sein Gesicht, das im
Neonlicht der Deckenleuchten recht trübsinnig aussah. »Warum?«
    »Eine leitende Position wird frei — in
der Drogenfahndung. Ich bin der aussichtsreichste Bewerber.«
    »Greg! Ich gratuliere!«
    Er reagierte mit einem wehmütigen
Lächeln, und ich wußte warum. Die Stelle war ein Schreibtischposten, ein
Jonglierakt von Papierkrieg, Strategie und Politik. Da gab es keinen
Außendienst mehr, und die Befriedigung, die man spürt, wenn man einen Fall
Stück für Stück aufklärt, würde ihm fehlen. Und doch war es an der Zeit...
    »Du willst diese Stelle doch,
oder?«
    Er seufzte. »Ja und nein. Aber ich
weiß, daß es der richtige Schritt ist. Und ich bin müde, Sharon. Ich habe es
satt, mitten in der Nacht zu irgendeinem Tatort gerufen zu werden. Ich habe
genug von gewaltsamen Todesfällen. Ich habe es satt, mit dem Abschaum der
Menschheit zu tun zu haben, pausenlos daran erinnert zu werden, wie gemein die
Menschen sein können.«
    »Und du glaubst, bei der Drogenfahndung
ist das anders?«
    »Vielleicht brauche ich auch nur eine
andere Art von Gemeinheit.« Er hielt inne, seine Lippen zuckten schelmisch.
»Außerdem würde meine Ernennung McFate unglaublich stinken. Er wurde erst vor
kurzem bei einer Beförderung übergangen.«
    »Wenn das so ist, hoffe ich, daß es
schnell geht. Apropos McFate...?«
    »Der ist vermutlich wieder beim
Nachrichtendienst. Er scheint seine alten Kameraden dort drüben den Kollegen
vom Morddezernat vorzuziehen.«
    Greg schaute durch die Tür. »Oh, was
für eine Überraschung. Vielleicht bekomme ich jetzt tatsächlich noch meinen
Bericht über den Fall Grant.« Er deutete auf einen Schreibtisch am anderen Ende
des Mannschaftsraumes. Ein perlgraues Anzugjackett war sorgfältig über einen
komisch aussehenden Garderobenständer aus Messing gehängt, der eher in ein
Schlafzimmer gepaßt hätte. Und ich konnte McFates Hinterkopf sehen.
    »Weißt du«, sagte ich, »obgleich ich
mit ihm sprechen muß, hatte ich irgendwie doch gehofft, daß er nicht da wäre.«
    »Das Gefühl kenne ich. Viel Glück.«
    Ich durchquerte den lauten,
vollgestellten Raum, wobei ich Kisten mit Akten, wahllos abgestellten Stühlen
und sogar einer Bowlingtasche ausweichen mußte. Als ich neben McFates
Schreibtisch stehenblieb, hielt er seinen Blick weiterhin auf den vor ihm
liegenden Bericht geheftet. Ein paar Augenblicke später schaute er auf; als er
mich sah, wurde sein Gesichtsausdruck eisig.
    »Miss McCone«, sagte er, »was kann ich
für Sie tun?«
    McFate bot mir keinen Platz an, also
blieb ich, wo ich war. Sein Blick wanderte fast verächtlich über meinen Körper,
über Jeans, Pullover und Lederjacke. Ich spürte Zorn in mir aufsteigen, aber
ich antwortete ihm in sachlichem Ton.
    »Ich habe Informationen, die den

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